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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 26.01.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189501266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950126
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-01
- Tag 1895-01-26
-
Monat
1895-01
-
Jahr
1895
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ein hoch Panier gcschaart! Inne» reich und vielgestaltig, jeder Stamm nach seiner Art!" Damals sang Felix Dahn: All unsrer besten Männer Sehnen, Dos sie gehfleat manck, bittres Jahr, Verhöhnt, verfolgt, n.it Gram und Thränen: — Das ward nun Alles glorreich wahr! Das Wort vom Reich, das einst verhohlen Der Freund dem Freunde kaum vertraut: Heut braust eS mit beschwingten Sohlen Durch alle Gassen stolz und lgut. Unsere Ausgabe ist es, da« Erworbene sestzuhalten; wir müssen unser beste« Wollen und Handeln cinsetzen, daß da« herrliche Band, da« seit jenen Tagen voll Sieg und Ruhm, nationale Monarchie und monarchische Nation umschlingt, nimmer locker werde, sondern inniger, fester. Mögen jene Tage nie wiederkehren, von denen Geibel sagte: „Erhitzt bekämpfen sich die Reihen Zur rechten und zur linken Hand Und über'm Hader der Parteien Denkt keiner mehr ans Vaterland." Und wie zeigt sich wohl schöner die tiefe, wahre Liebe zum deutschen Vatcrlandc, al« wenn da« Volk am heutigen Tage voll Verehrung seine« Kaiser« gedenkt, dessen einzige« Sinnen daraus gerichtet ist, Deutschland einig, groß und stark zu erhalten. Kaiser Wilhelm ist ein Friedensfürst! Seine Stirne schmückt nicht der Lorbeer de« Sieger«, die Palme de« Frieden« umrahmt sein Bild. In seinen Adern aber rollt da« alte Blut der Hohenzollern, und wenn ein Feind es wagen würde, Deutschland« Ehre anzutasten mit Frcvlerhand, dann würde c« blitzen, da« alte Kaiserschwert in kraftvoller Hand und niedersausen auf den Gegner mit vernichtender Wucht. Wir können unscrm geliebten Kaiser keine Kränze winden au» den Blumen de« Felde«; der Winter hält die Fluren in starrem Bann. In unser» Herzen aber sollen ihm er blühen die flammenden Rosen der Liebe und herzlicher Zu neigung, die duftenden Veilchen unwandelbarer Treue, Blumen, denen keine Zeit etwa« anhaben kann, Blüthen, die nimmer verwelken. Je öfter wir Kaiser« Geburtstag zu feiern Gelegenheit hatten, desto allgemeiner, imposanter, gewaltiger ist »diese Feier geworden. Mehr und mehr haben sich alle staatscr- haltenden Parteien zusannnengethan, sind sich begegnet auf diesem neutralen Punkte, der da eint diejenigen, die sonst wohl aus dem Gebiete der Gesetzgebung weit auseinander gehen. Von der Alpe schneebedeckter Flur, wo da« letzte deutsche Hau« steht, bi« zu der Memel cisgedecktem Gewässer, von der Nord see Gestade, wo deutscher Schiffe stolze Wimpel wehe», bi« zu de« Rheines burggeschmücktcn Ufern wehen heute die deutschen Fahnen, erbraust der Jubclruf zum königlichen Schlosse in der Residenz, der Jubclruf eines ganzen deutschen Volke«, da« sich ein« weiß in der Liebe zu Kaiser und Reick: Koch Kaiser Wilhelm, hoch, hoch! Tagesgeschichte. — Deutschland. Ueber den Dreibund bringt der „Hamb. Korr." gegenüber Meldungen über eine Zusammen kunft der Minister der Dreibundstaaten behufs Erneuerung der Dreibundverträgc eine ersicktlich össiziöse Mitthcilung folgenden Inhalt«: Die Absicht bei der Verbreitung dieser Nachricht sei anscheinend die, den Eindruck hervorzurufen, al« sei die Fortdauer des Dreibunds in Frage gestellt. Der Dreibund erfreue sich aber einer so festen Konstitution, daß er durch Ausstreuungen dieser Art nicht erschüttert werden kann. — Der Antrag de« Lentrum« auf Aufhebung de« ganzen Jesuitengcsetze« ist im Reichstage angenommen worden, ob der BundcSrath diesem Beschlüsse beitrcten wird, wird die Zukunft lehren. Mögen auch die Jesuiten unserer engeren Heimath weniger gefährlich sein, hier handelt c« sich um da« Wohl unseres ganzen deutschen Volke«, unser« ganzen Vaterlandes, und welche« Unheil gerade durch die Jesuiten unscrm Volke seit Jahrhunderten gebracht worden ist, auch die CentrumSleute, selbst wenn sic wollten, vermögen« nicht, die Geschichte zu corrigiren und ihr Faustschläge zu appliciren. Warum aber ist de« Centrum so eilig gewesen, den vom BundcSrath erst vor Kurzem abgclehntcn Antrag wieder cinzubringcn? Da« Centrum ist der „römische Pfahl im Fleisch" de« deutschen Reich«. Wenn e« die Wicderzu- lassung der Jesuiten verlangt, vertritt c« nicht seine eigene Auffassung und seinen eigenen Willen, sondern wird comman- dirt vom Orten selbst und von dem Papst in Rom, der tatsächlich selbst ein Gefangener ist, aber eben de« Orden«, der seine Machthand über die römische Kirche hält und seine Machtruthc auch über den höchsten Bischof schwingt. Welche« die Ziele sind, die verfolgt werden, zeigt un« die römische Kurie deutlich genug; sie ist «, die imGehcimen wühlt gegen dcuDrcibund, den die Mackie Deutschland, Oesterreich und Italien miteinander geschlossen, sic ist'«, die in kläglicher Weise zu Frankreich und in neuester Zeit zu Rußland hinncigt, wozu? die Antwort liegt auf der Hand. Es muß darum schon jede« deutsch empfin dende Herz sich klar darüber sein, wie es sich den Jesuiten gegenüber zu verhalten hat. Dazu kommt, die Jesuiten sind von jeher die Todfeinde unserer evangelischen Kirche gewesen; wäre Gustav Adolf im 30jährigcn Kriege nicht dazwischen getreten, so hätten sie damals schon unsere Kirche mit Stumpf und Stiel ausgcrottct. ES ist darum auch auf« tiefste zu beklagen, daß den CentrumSrcdnern, besonder« aber dem Abgeordneten Gröber, der sich in seiner Wuth hinreißen ließ, den Besieger der Jesuiten, den Retter evangelischer Freiheit einen Mordbrenner, einen schwedischen Franctircur (?) zu nennen, von protestantischer Seite nicht in der schärfsten Weise entgegengetretcn worden ist. Wohl sind wir keine Schweden, sondern Deutsche, aber unser evangelische« Ehrge fühl muß un« nach derartigen Ausfällen und Attacken förm lich enger zusammenschmieden. Mag die Ccntrumrpartci die Klinke der Gesetzgebung in der Hand haben, mag sic dem deutschen Volke bei jeder Gelegenheit zeigen, daß sic da« weiß und zu bcnutzcn versteht, wir evangelischen Deutschen wollen'« nimmer vergessen, unscrm Luther, er mag selbst derb und grob gewesen sein, ihm verdanken wir und unser Volk den Sinn der Wahrhaftigkeit, der die Lüge haßt und Greuel hat an gleißnerischem Wesen. Mögen die Schwarzen kommen, ein Grüß Gott rufen wir ihnen nimmer, nimmer zu, aber entgegen wollen wir ihnen treten al« ein einig Volk, da« festhält an evangelischer Wahrheit und unentwegt weiter wandelt in deutscher Treue und Sitte! — Frankreich. Bourgcoi« hat auf dringende« Er suche» de- Präsidenten Felix Faure den Auftrag, ein neue« Kabinet zu bilden, wieder übernommen. — Nachrichten au« Pari« vom 24. d. besagen jedoch, daß alle Bemühungen Bourgoi«, Geinäßigte von einiger Bedeutung mit seinen Radi kalen zusammen zu spannen, gescheitert sind. — Weiter wird an« Pari« vom 24. d. gemeldet: Bourgeois begab sich heute früh 0 Uhr zum Präsidenten der Republik und bat, von dem Auftrage der KabinetSbildung entbunden zu werden. Präsi dent Faure dankte ihm, daß er seinem Rufe Folge geleistet habe. Der Präsident beschloß, im Laufe de« Vormittag« mehrere politische Persönlichkeiten zu berufen. — Präsident Faure hatte heute Nachmittag fünf Besprechungen wegen der KabinetSbildung. Morgen Vormittag wird der Präsident eine Persönlichkeit berufen, nm derselben die KabinetSbildung anzubicten. — Belgien. Auch der König von Belgien soll sich (wie man e« dem König von Griechenland nachsagt) mit Ab- dankungSgedankcn tragen. Da» „Handelsblad van Ant werpen" sagt, fall« die Uebernahmc de« Congostaatc« in der Kammer abgelehnt werde, wolle der König sich zurückzichcn und den Grafen von Flandern, seinen Bruder zum 'Nachfolger ernennen. Aehnliche Gerüchte sind schon früher aufgetaucht, ihnen wurde aber stet« widersprochen. Man meint indessen, daß die Meldung auch diesmal unbegründet ist, und daß die belgischen Abgeordneten nicht die Thorheit begehen werden, eine Kolonie auszuschlagen, die die schönste und besteingerichtete de« tropischen Afrika und von allen Nachbarstaaten begehrt ist. Brüssel, 24. Januar. Gestern Abend ist hier ein neue« schwere« Bombe nattentat ausgesührt worden. In einem starkbesetztcn Concertsaal wurde eine Dynamitbombe geschleudert. Zahlreiche Personen sind tödtlich verletzt, ein Theil de« Saales ist zerstört. Von dem Thäter fehlt noch jede Spur. — Rußland. Eine bcmcrkenswcrthc Neuerung wird aus Petersburg gemeldet. Der Kaiser hat Befehl gegeben, daß e« den Gencraladjntanten gestattet sein soll, zu jeder Zeit bei ihm Zutritt zu erhalten. Während der Lebenszeit des Kaiser« Alexander III. war es selbst für die Gcncraladjutanten mit der größten Schwierigkeit verbunden.eineAudienz zu erlangen, da gewisse Persönlichkeiten in der nächsten Umgebung de« Kaiser« Alles aufboten, um solche« zu verhindern; sic fürch teten offenbar, der Kaiser würde dann zu leicht etwa« von dem erfahren, iva« sie ihm zu verheimlichen für angezcigt hielten. E« ist nun zu hoffen, daß der junge Kaiser, der die ihn Besuchenden sehr eingehend ausfragt, die Wahrheit auch dann erfahren wird, selbst wenn sie nicht gerade ange nehm ist. — Die „Posener Zeitung" erfährt aus Petersburg von Hofgcrüchten über Differenzen zwischen dem Zaren und seiner Mutter. Die Kaiscriu-Wittwe begegne mit ihren Be mühungen, aus die Politik Einfluß zu gewinnen, der starren Individualität und dcu neuen Prinzipien ihres Sohnes. Sie empfinde ihre Machtlosigkeit umsomehr, als sie unter dem verstorbenen Zaren Anthcil an der Politik gehabt habe. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 2b. Jan. Vorgestern Abend fand im Saale der Gesellschaft Union ein von dem Kolonial- und dem Kaufmännischen Verein Hierselbst veranstalteter öffentlicher Vortrag statt über da« Thema: „Aus welchen Gründen be darf Deutschland der Kolonien." Nachdem Herr Obcrforst- meistcr Schumann al« Vorsitzender des Kolonial-Verein« die Anwesenden begrüßt, verschritt der Vortragende Hr. Or. pkii. Kärger au« Berlin zu seinen interessanten Ausführungen, welche sich ouourch noch fesselnder gestalteten, al« Redner nicht nur unsere deutschen Kolonien selbst bereist, sondern überhaupt große Strecken fremder Welttheilc durch eigenen Augenschein kennen gelernt hat. Die von Deutschland auf dem afrika nischen Kontinent gegründeten Kolonien sind ihren klimatischen Verhältnissen nach zwar nur zum kleineren Thcile für die Ansiedelung deutscher Auswanderer geeignet, in erster Linie z. B. die östlichen und nördlichen Gebiete von Südwest-Afrika, da diese Thcile weniger durch anhaltenden Ncgcnmangcl zu leiden haben, al« die westlichen Küstenstriche, aber durch eine rationelle Viehzucht und in größerem Sthlc durch die Negier ung auszuführcnde Bewässerungsanlagen, welche später auch den Getreidebau ermöglichen würden, wird sich nach Jahren unzweifelhaft eine hohe Bodenrente gewinnen lassen, und zwar um so mehr, als der Hektar Lande« in den Kolonien Südwest - Afrikas zur Zeit noch mit bl) Pf. bi« l Mark er worben werden kann. — Die Tropen-Kolonien, welche den größten Theil unserer Besitzungen in Afrika ausmachen, eignen sich zur Ansiedelung weniger, haben für das Mutterland Deutschland dagegen einen hohen handelspolitischen Werth, indem sie un« Naturprodukte zuführcn werden, welche wir zwar bi« jetzt noch zum größten Thcile von andern Nationen zu beziehen gezwungen sind, in nicht zu ferner Zeit aber auf deutschen Plantagen selbst erbauen werden und in den Produ zenten dieser Artikel wieder kaufkräftige Abnehmer für unsere Industrie-Erzeugnisse gewinnen werden. Wenn auch unsere colonialen Unternehmungen noch nicht überall einen sichtbaren Erfolg auszuweifcn haben, da ja zum Theil auch ungeeignete Hände mit am Werke waren, so ist doch mit Zuversicht daraus zu rechnen, daß die Bemühungen der Reichsregierung und der Privatgesellschaften in nicht zu ferner Zeit anerkennen«- werthe Früchte tragen und für da« deutsche Volk eine Quelle de« Wohlstände« und nationaler Zusammengehörigkeit sein werden. Au« diesem Grunde ist un« die coloniale Politik mit Naturnothwendigkeit vorgcschrieben, wenn wir nicht »vollen, daß Deutschland in Zukunft zu einem Scheindasein herab sinken soll. — Lebhafter Beifall lohnte den Redner für seine trefflichen, überzeugenden Ausführungen. — Eibenstock. Bei dem nächsten Montag, den 28. o., in hiesiger Turnhalle stattfindenden Schul aktu«, anläßlich der Nachfeier de« Geburtstage« Sr. Maj. de« Kaisers, wird da« geehrte Publikum besonder« auf die Darbietung der „Sechs Altniedcrländischen Volkslieder" aufmerksam gemacht. E» dürste für Biele dieser Hinweis bcachtcnSwcrth erscheinen, al» dieselbe Aufführung al« Männerchor in unserer Stadt mit gutem Erfolge schon geboten wurde. Diesmal hören wir dieselbe al» Kinderchor. Wir behalten un« vor, in einer der Nächsten Nummern den geehrten Besuchern der Feier den geschichtlichen Hintergrund dieser allniederländischen Dichtung etwa« näher zu erläutern. — Eibenstock. Wie wir hören, ist seit diesem Monat für alle Stadt-Fernsprccheinrichtungen im Bezirk der Kaiser lichen Ober Postdirection in Leipzig der Sprachvcrkehr allge mein untereinander versuch»wcisc eingerichtet, soweit die vorhandenen Betriebsmittel und die technischen Einrichtungen es gestatten. — Leipzig. Unabsehbares Unglück wurde in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch dank der Wachsamkeit der Bahnorgane auf der bayrischen Verbindung«bahn Leipzig noch rechtzeitig verhindert. Dort hatte auf Scllcr- hausener Flur in der Nähe eine« Viadukt« ein Dammrutsch in einer Länge von 15 Metern stattgefunden. Hierdurch war eine GlciSerschütterung entstanden, welche den 3 Uhr 3l Min. in Leipzig fälligen Berliner Schnellzug sicher zur Entgleisung geführt hätte, wenn derselbe nicht rechtzeitig gewarnt und vor der gefährlichen Stelle zum Halten gebracht worden wäre. Derselbe traf dann mit 50 Minuten Verspätung in Leipzig em. — Ein Motor-Zweirad ist gegenwärtig in Plauen i. V. ausgestellt und erregt da« Interesse vieler Radfahrer. Die Ansichten über den Werth der neuen Erfindung sind jedoch getheilt. Sachverständige meinen, baß Radfahrer sich der Maschine kaum bedienen dürften, da sic zur Unthätigkeit der Beine zwingt und so einen wesentlichen Vortheil de« Radfahrens in gesundheitlicher Hinsicht aufhcbt. Die Schnellig keit, welche mit der Maschine erzielt werden kann, soll aller dings eine so außerordentliche sein, daß die» neue Vehikel, welches gegenwärtig etwa 800 Mk. koste», sicher eine Zukunft haben dürfte. — Roßwein. Eine« jähen Tode« verblich am Montag Abend die unter einem großen Theil der deutschen „armen Reisenden" wohlbekannte „HerbergSmutter" Frau Ritter in der Querstraße. Zwischen zwei zugereisten Hand werksburschen war ein Streit entstanden. Frau Ritter wollte die Streitköpfe in ihrer energischen Weise beschwichtigen und rief ihnen zu: „Bei uns giebt's so etwa« nicht!" Im selben Altgenblick sank die korpulente Frau todt zu Boden — ein Schlag hatte ihrem arbeitsreichen Leben ein Ende gemacht. — Schwarzenberg. Kürzlich fand hier eine Ver sammlung wegen einer Besprechung über die Landtagswahl im 42. ländlichen Wahlkreise (Schwarzenberg, Eibenstock, Jo hanngeorgenstadt) statt. ES wurde von den Versammelten, den Gemeindevorständcn und vielen Gcmeinderathsmitglicdern de« Bezirks ein vielgliedriger Wahlausschuß gewählt, der sich mit den Ordnungsparteien in« Einvernehmen setzen und Vorschläge machen soll. Der zeitherigc Vertreter, Kommerzien- rath Breitfcld in Erla, ist verstorben. — Am Montag Abend sa»den in Ebersbach die Bewohner eine« Hause« in dem Flur desselben ein in schwarze Tücher eingchülltcs Packet, das sie in lebhafte Unruhe ver setzte, da man eine Höllenmaschine vor sich zu haben glaubte. ES wurde deshalb der »Nachbar geholt, doch da löste sich schon der Banu der Gemüthcr, als au« dem Packet leise wimmernde Töne hervordrangen. Die Untersuchung des Packele« förderte einen kam» eine halbe Woche alten Säug ling hervor, dem ein Zettel beigclegt war mit der Aufschrift: „Ein blutendes Mutterherz bittet christliche Menschen, da« Kind zu verpflegen." Man behielt denn auch vorläufig das Kind, setzte aber die Behörde von dem Funde in Kenntniß. Von der unnatürlichen Mutter fehlt jede Spur. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. 25. Januar. (Nachdruck verboten.) Vor 20 Jahren, am 25. Januar 1875, wurde im deut schen Reichstage nach harten Kämpfen mit dem Centrum das Gesetz über Einführung der obligatorischen Zivilehe und Be urkundung des Personenstandes mit 207 gegen 72 Stimmen angenommen. Die Befürchtungen, welche man auf ultra- montauer Seite bei Annahme de« Gesetze« hegte, sind nicht eingctroffen, vielmehr hat sich die Zivilehe al« eine segens reiche Einrichtung erwiesen, die auch im Ganzen der Kirche und ihren Einrichtungen, insbesondere der kirchlichen Trau ung, keineswegs Abbruch zu thun vermochte. 26. Januar. Zehn Jahre sind vergangen sei« dem Fall der Haupt stadt de« egyptischen Sudan, Chartum, und dem Tode de« tapferen englischen Generals Gordon. Am 26. Januar 1885 erstürmte der Mahdi mit seinen sanatisirten moslcmitischen Schaarcn die Stadt und vernichtete das in langen Jahren mühsam aufgebaute Werk europäischer Civilisation. Gordon, der tapfere englische Führer, hatte mit einer bewundernSwerthen Energie und Zähigkeit die Stadt gegen die Uebermacht ge halten und vcrthcidigt, er wurde aber von England im Stich gelassen, die mit der Entsendung de« Entsatzes de« Belager ten solange zögerten, bis es zu spät war. Der Fall Char- tumS machte große« Aufsehen und da« Schicksal Gordon« ward allgemein bedauert. 27. Januar. Der 27. Januar ist allemal und auch an dieser Stelle dem Geburtstage de« deutschen Kaisers Wilhelm II. geweiht. Je öfter die kaiserliche Geburtstagsfeier wicderkchrt, desto allgemeiner, herzlicher und bedeutungsvoller ist diese Feier geworden. Plötzlich und rascher, als erwartet, zur Regierung berufen, war c« natürlich, daß Anfang« da« deutsche Volk, da« kritisch veranlagte, eine zuwartende Stellung einnahm; um so fester und treuer aber steht cs jetzt zu dem Manne, der de« Volke« Seele verstehend sich die Herzen zu erobern verstanden. Und sei denn auch an dieser Stelle dem ersten Manne im deutschen Reiche zu seinem Wiegenfeste die Huldigung dargebracht, gipfelnd im tausendstimmigen Rufe: c« lebe der Kaiser! Vermischte Nachrichten. — Mühlhausen i. E. „Ein großer Brand" alarmirtc am Sonntag früh die städtische Feuerwehr unserer Stadt. Die Feuerwehr crwie« sich demselben gegenüber aber voll ständig ohnmächtig, obwohl sie mit dem gesummten Löschungs material pünktlich zur Stelle war. Und da« verhielt sich folgendermaßen. In der Dragoner-Kaserne hatte eine tüchtige Kneiperei stattgefundcn, und ein Theilnehmer meldete in seiner vorgeschrittenen Laune da» Ergebniß derselben telephonisch einem Kameraden von der Infanterie, der sich im Nachtlokal de« Stadthauses befand. Dieser nahm die telephonische Be nachrichtigung, ein großer Brand sei in der Dragoner-Kaserne auSgcbrochen, natürlich wörtlich. Bald rasselte die Feuerwehr mit allen Einrichtungen für Groß-Feuer im Sturm nach der Kaserne ab. Hier lernte sie denn die zweifache Bedeutung de» Worte« „Brand" kennen und zog wieder davon. So berichten wenigsten« mehrere reich-ländische Blätter. — Wenn man die Thurmuhr schlagen hö>rt, so zählt man wohl, wenn man sonst nicht« Bessere« zu thun hat, mechanisch die Schläge. E« denkt aber dabei selten Je-
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