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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 24.01.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189501249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950124
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-01
- Tag 1895-01-24
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Monat
1895-01
-
Jahr
1895
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gagirt seien. Infolgedessen stellte Bourgeois seine Bemühungen, ei» Kabine» zu bilden, ein. Der Präsiden» der Republik wird nun zunächst Poincarec berusen, falls auch dieser ablchut, soll Cavaignac versuchen, ein Kabine» zu bilde». — Rußland. Große« Aussehen erreg» in Warschau die in der Nacht zum Montag erfolgte Berhaftung »nehrerer katholischen Geistlichen, die nach der Citadelle gebracht wurden. Erzbischof Popiel beabsichtigt, seine Würde niederzu legen. — Amerika. Die Arbeiter-Unruhen in Brook lyn, entstanden durch den Streik der Tramway-Angestellten, dauern fort und nehmen ein bedenkliche« Aussehen an. Sonn tag Abend erhielt die Miliz Befehl, die bei den Wagendepots der Tramways angesammelte Menge zu vertreiben. Diese warf mit Steinen und anderen Gegenständen, so daß die Miliz mehrere Male zum scharfen Angriff Vorgehen mußte, es regnete Geschosse von den Dächern und von den Bogen der Hochbahn. Mehrere Mann von der Miliz und eine Anzahl Meuterer wurden verwundet. Die CasLS sind ge schlossen. Die Depots werden militärisch bewacht. Tele graphen- und Telcphondrähte sind abgeschnitten und bilden eine Gefahr sür die Fußgänger. Am Montag verkehrten nur wenige Omnibusse. Nachmittags fand eine Zusammenkunft zwischen den Bcrtretern der Omnibus- und Tramway-Gesell schaften in Brooklyn und ihrer Angestellten statt. Eine Einigung kam nicht zu Stande. — Vom ostasiatischen Kriegsschauplatz. Die Annahme, daß der Winter den Operationen der Japaner einen Stillstand bereitet habe, erweist sich nach den neuesten Depeschen vom Kriegsschauplätze al« nicht zutreffend. So wohl zu Lande wie zur See fahren die japanische» Streit kräfte in ihren Bewegungen fort. In den letzten Tagen ist es, wie in vor. Nr. bereit« mitgethcilt, in der Umgebung von Niutschuan zu heftigen Kämpfen der zweiten japanischen Armee niit de» Chinesen gekommen, wobei allerdings die Chinesen der angrciscnde Theil waren, von den Japanern aber mit bedeutenden Verlusten zurückgcworsen wurden. Neber die Thätigkeit der japanischen Flotte nieldet dagegen eine Depesche des Reutcr'schen Bureau aus Tschifu: „3b Trans portschiffe und >b Kriegsschiffe der Japaner trafen am l9. Januar Abends in der Bucht vor Jungtsching ein. Am Morgen darauf griffen drei japanische Schiffe die chinesischen Strandbattcrien an und brachten sie zum Schweigen. Die Chinesen gaben den Widerstand auf. Hieraus wurden 2b,000 Japaner in Jungtsching, 3b englische Meilen von Weihaiwei entfernt, gelandet. Während der Kämpfe fiel reichlich Scbnee. — Dieser geglückten Landung von bedeutenden Streitkräften ging am 13. Januar ein Bombardement der westlich von Tschifu gelegenen Hafenstadt Tengtschoufu voran, die ver- muthlich darauf berechnet war, die Aufmerksamkeit der Chine sen von dem durch die Japaner in Aussicht genommenen Orte der Landung ihres Corps abzulcnkcn. Wahrscheinlich handelt cs sich hier um die dritte Armee der Japaner, von der in den früheren -Nachrichten wiederholt die Rede gewesen ist. Sic war in Hiroshima eingeschisst worden, ihr Bestimmungs ort war unbekannt. Allein Anscheine nach dürfte sie einen Angriff zu Lande auf den zweiten Kriegshafen Chinas Wei haiwei unternehmen, während die japanische Flotte dieses Vorgehen der gelandeten Armee durch Angriff von der See seite unterstützt. Sollte das stark befestigte Weihaiwei ebenso in die Hände der Japaner wie Port Arthur fallen, so wür den sic den Golf von Petschili gänzlich beherrschen und der spätere Vormarsch gegen Peking könnte unter noch günstigeren Verhältnissen unternommen werden als bisher. Locale und sächsische Nachrichten. — Johanngeorgenstadt, 22. Januar. Aus eine recht sonderbare Weise ging heute Vormittag der Cigarren macher Robert Wagner in den Tod. Nachdem er den Seinen ohne allen Grund erklärt hatte, daß er nimmer leben könne, begab er sich in die hiesige Cigarrcnfabrik, um seinen Mitarbeitern dasselbe zu erklären. Hierauf ging er, ohne gearbeitet zu haben, wieder nach Hause, nahm von den Scinigen, die sich über da« eigenthümliche Auftreten ihre« Ernährer« nicht wenig wunderten, Abschied und lief nach dem oberhalb der Stadt liegenden Schutzteiche, wo er sofort unter dem Eise verschwand. Wagner, der sonst ein sehr nüchterner Mann war, scheint von einer plötzlichen Geistesstörung befallen worden zu sein. — Dresden. Das „Dresdner Journal" schreibt: Um Zweifel» zu begegnen, sei mitgethcilt, daß nach den fest gestellten Erörterungen die Granate, durch deren Explosion vor einigen Tagen in Meerane ein Arbeiter getödtet, ein anderer Arbeiter verletzt wurde, nicht von einem Königl. Säch sischen Schießplätze herrührt. — Dresden. Anläßlich der demnächst erfolgenden Be setzung der beiden oberen Bürgerineistcrstellcn Dresden« dürfte c« interessant sein, zu erfahren, was dieselben an Gehalt einbringcn. Der Oberbürgermeister bezieht ein baares Gehalt von I 5,000 M., außerdem gegen 3000 M. für die Verwaltung der Güntzstiftung und etwa 1000 M. aus der Bergmannstistung al« Rcpräsentationsauswand. Der zweite Bürgermeister erhält 11,000 M. und ebenso wie der Oberbürgermeister gegen 3000 M. aus der Güntzstiftung. Dem dritten Bürgermeister fallen 10,000 M. zu. Für die 9 Stadträthe zahlt die Ge meinde insgesammt 66,400 M. und zwar in folgender Ab stufung: 8700, 8400, 8100, 7700, 7400, 7100, 6700, 6300 und 6000 M. — Zwickau, 21. Jan. Die gestern im Hotel „Deut scher Kaiser" cinberufcnc Delcgirtcuversammlung der ehemaligen Angehörigen de« 5. Infanterieregiment« „Prinz Friedrich August" Nr. 101, zu welchem sich aus allen Theilcn unsere» Sachsenlandc« Vertreter der dort in« Leben gerufenen Lokalkomitee» eingefunden hatten, wurde vom Kamerad Lindner-Reichenbach nut einem begeistert aufgenom- mcnen Hoch auf den allgclicbtcn Landesvater eröffnet. Nach dem Kamerad Lindner über die Thätigkeit des seiner Zeit gewählten Ccntralkomitee« eingehend reserirt hatte, legte der selbe die Weitcrführung der Geschäfte in die Hände de« Vor sitzenden de« hiesigen Festausschusses, Hauptmanns d. L. Klötzer, nieder. Nach den Verhandlungen gilt da« Gelingen de« Feste« al« gesichert. Letztere« ist auf die Tage vom 18. bi» 20. Mai d. I. festgesetzt. Für den 18. Mai (Sonnabend) Abend» ist FcstkommcrS, nach Befinden in mehreren Lokali täten hiesiger Stadt, für den 19. Mai, al» dem Haupttag, Vormittag» Fcstzug mit anschließendem Fest-, bezw. FeldgotteS- dicnst, Abend« zwanglose Vereinigungen in den Standquar tieren der einzelnen Compagnien und am Montag Frühkneipe oder Ausflüge in die nähere Umgebung in Aussicht genom men. Die Zahl der Fcsttheilnchmer selbst, welche erst auf Grund der auSzugebenden Fragebogen sicher sestgestellt werden kann, dürfte leicht 6—8000 Mann betragen, sodaß für diese Tage in unserer Feststadl ein recht rege» Leben zu erwarten ist. — Plauen. In einem Koupee 2. Klasse hatte ein Reisender, welcher in -Neundorf au-gcsticgen war, am Donners tag im Zuge 217, Ankunft 9,»r Uhr Abend», ei» Porte monnaie mit gegen 100O Mark liegen lassen. Herr Justiz rath Opitz au« Treuen gab da« Portemonnaie bei Ankunft de» Zuge« an die hiesige Station ab. Der Verlierer sand sich nächsten Tage« bei der Station ein und war nicht wenig erfreut, sein Eigcnthum wieder in Empfang nehmen zu können. — Zittau. Eine strenge, aber gerechte Strafe erhielt der in hiesigen Kreisen wohlbekannte ehemalige Zahlmeister- Aspirant Hemprich von der Militärbehörde zuerkannt. Hemprich diente vor einigen Jahren im hiesigen Infanterie- Regiment und wurde dann nach Leipzig versetzt, wo er sich zu Anfang vorigen Jahre« mehrfacher Unterschlagungen schul dig machte. Um der drohende» Strafe zu entgehen, dcscrtirte Hemprich von Leipzig au« und wandte sich zunächst nach der Schweiz, von wo au« er nach Frankreich ging. Von dort richtete er an ihm bekannte Militärpcrsoncn in Deutschland Briefe und forderte sie zum Vcrrath militärischer Geheimnisse auf, hierfür hohe EntslbädigungSsummen zusichcrnd. Hemprich besaß die Dreistigkeit, nach Deutschland zurückzukchren. Seine Hoffnung, unerkannt zu bleiben, ging nicht in Erfüllung-, er wurde ergriffe» uud der Militärbehörde auSgeliefcrt. In wie weit ihm der Verrath militärischer Geheimnisse gelungen ist, ist nicht an die Oeffcntlichkcit gedrungen, da die Verhand lungen geheim geführt wurden. Jedenfalls muß aber gegen ihn schwere« BerdachtSmatcrial Vorgelegen haben, denn er wurde vom Militärgericht zu acht Jahren Zuchthaus verur- thcilt. Verhäng» ißvoll wurde die Bekanntschaft mit Hemprich sür den Zahlmeister-Aspiranten Aucrwald beim hiesigen Regiment, der von dem H. ebenfalls Briese geschickt bekomme» hatte und e« unterließ, davon Meldung zu machen. Die Thatsachc kam heran« und Aucrwald wurde verhaftet. Die mit Beschlag belegten Briefe müssen jedenfalls belastend für Aucrwald gewesen sein, denn derselbe wurde zu 9 Monaten Gcsängniß vcrurthcilt, welche Strafe er gegenwärtig al« Ar beitssoldat abbüßt. Die Vorgänge machten seinerzeit in den bethciligten Kreisen viel von sich reden, doch wurde von den gchcimgesührten Verhandlungen nicht« bekannt. Durch die Verurtheilung der beiden Zahlmcistcraspiranten hat nunmehr die Angelegenheit ihren Abschluß gefunden. — Reichenbach, 21. Januar. Nachdem gestern Abend eine au« 12 Köpfen mit einem dreispännigen Wagen be stehende Rotte Zigeuner in hiesiger Stadt kein Nacht quartier erhalten hatte, wandte sich dieselbe in da« benachbarte Dorf Unterhainsdorf, woselbst sie Nachts gegen l Uhr ankam und beim Gastwirth Dietzsch Unterkommen verlangte. Als sie dieses nicht erhielt, auch in zwei anderen dortigen Gasthäusern abgewiescn worden war, kehrten die Zigeuner in den Dietzsch'schen Gasthof zurück und brachten Wagen und Pferde trotz allen Widerspruchs gewaltsam unter Dach und Fach, woraus sich die braunen Gesellen in den Gastzimmern in frechster Weise nicderlicßcn. Hier kam e« nach heftigem Wortwechsel sehr bald zu blutigen Thätlichkeiten zwischen Wirth und den noch anwesenden Gästen einerseits und den Zigeunern andererseits, wobei Stuhl- und Tischbeine, über haupt alles Erreichbare al« Waffen dienen mußte, bi« endlich der hinzugekommene Schutzmann de« Dorfe« Fcucrlärm blieS, worauf von allen Seiten Feuerwehrleute uud Einwohner herbeieiltcn und fast die ganze Einwohnerschaft von llnter- hainSdorf auf den Beinen war. Dieser Uebcrmacht gelang c« endlich, die Ruhestörer, nachdem im Gastzimmer Viele« kurz und klar zerschlagen, an die frische Luft zu befördern, worauf oie großartige Schlägerei sich auf der Straße fort setzte, bis die frechen Ruhestörer, windelweich geschlagen, unter Zurücklassung ihre« Wagen« ihr Heil in der Flucht nach dem Dorfe Hauptmannsgrün zu suchten, bis über'« Dorf hinaus verfolgt von den Feuerwehrleuten und den Einwohnern. Daß es auf beiden Seiten blutige Köpfe gegeben, ist wohl selbst redend, doch soll ein Einwohner auch einen Stich mittel« Messers davongctragen haben. — Auerbach. Wiederholt hatten wir da« Auftreten von Schwindlern im Vogtlande zu melden, die unter dem Vorgeben, täuschend nachgemachtes deutsche« oder österreich isches Geld gegen eine weit geringere Summe echten Geldes liefern zu können. Leichtgläubige um größere oder kleinere Geldbeträge brachten und alsdann verschwanden. Nachdem in der letzten Zeit in Klingenthal, Oelsnitz, Treuen uud an deren Orten die Verhaftung derartiger Gauner geglückt war, wurde am Donnerstag auch hier ein angeblich au« Weißen sand gebürtiger Mann festgcnommen, der mehrfach falsckc» Geld «»geboten, bezw. sich unter dem Vorwande, einen hohen Betrag falsches Geld liefern zu wollen, gute« Geld zu er schwindeln versucht hat. — Folgende Warnung verdient Beachtung. ES wird neuerdings Veranlassung genommen, aus die in der deutschen Presse wiederholt ergangene, augenscheinlich begründete Warn ung hinzuwciscn, Fremden, die deutsche Fabriketablisse- ment« zu besichtigen wünschen, nicht ein zu große« Ent gegenkommen und Vertrauen eittgegenzubringen. Der Vorstand de« Limbacher Kaufmännischen Vereins ist gern bereit, In teressenten persönlich von in jüngster Zeit vorgekommenen Thatsachc», die gewiß geeignet sind, Jedem die Augen zu öffnen, Mittheilung zu machen. Aus vergangener Zeit — für unsere Zett. 23. Januar. (Nachdruck verboten.) Am 23. Januar 1864 verwarf da» preußische Herren haus da« vom preußischen Abgeordnetcnhause ausgestellte Budget und stellte die ursprüngliche Regierungsvorlage wieder her. Da- war in jener ConfliktSzcit, in welcher gegen Bis marck, den damals am meisten gehaßten Mann, in einem slammensprühcnden Aufrufe eine« Abgcordneten-AuSschussc» e» hieß: „Deutsche in allen Ländern, duldet e» nicht, daß der böse Wille des Einen und die Schwäche des Andern namen lose» Unheil über Deutschland bringt." Trotz der Lage in Schleswig-Holstein und trotz de« nun unvermeidlichen Kriege« wollte da« Abgeordnetenhaus doch nicht die zur HcereS- reorganisation nöthigen Mittel bewilligen, weil e» damals an die deutsche Politik eine« Bismarck noch nicht glaubte. 24. Januar. Sin Jahrhundert ist vergangen seit dem Tage, da ein große», ehemals in der Geschichte eine bedeutende Rolle spielen- c« von neuen ') reprasen „I habe vol „N Beharrst Du hast gebrauch Do welche» zwängte. „J> begann > war hei Der Do Er Dora bi sorgniß. „D .O, Vorbeige mittel« i Ich weiß ich muß war also Do> „Ur „Er stimme, gange zu „Sl hinüberbl „Ja ihm, daß wie cinei Der da» Mal führte sie „Si bequemen Ich habe In Squire« und bem unter ih, „Wl väterliche Machen - „O hätte keil Sie Morgen ihrem Vl der lieber Entsetzens dann bal heftig zus Dora da Squires „Pa Mit seinem G „Ja, endlich tc Ein Den ganz Zeugung, und nun „O, Schluchze Der an seine „ES Du sollte' al« wäre mein eigl mütterlich gewesen. „Ich schluchzen» stet» gcglc an Dich, „Nei drückend, mir lassen, zu verschö Frau crka „Abe Dora, „s ich würde haben — de« Reich endgiltig au» den Reihen der Staaten verschwand und für immer seine Selbstständigkeit einbüßte. Am 24. Ja nuar 1795 erklärten die drei Mächte Oesterreich, Preußen und Rußland, sie hätten au« Liebe zum Frieden und um der Wohlfahrt ihrer Unterthanen willen beschlossen, die Republik Polen ganz zu theilcn. Zwar dauerte e» noch eine Weile, ehe die Mächte sich über die Einzelheiten der Theilung einig ten, aber jedenfalls hatte mit jenen. Tage Polen zu eriftiren ausgehört. Oesterreich erhielt 800 Ouadratmeilen mit Krakau, Preußen ca. 900 Ouadratmeilen, Rußland den Löwenanthcil mit 2000 Ouadratmeilen. So schwand da« einst ruhmreiche und mächtige Polen au« der Reihe der selbstständigen Staaten, ein Opfer selbstverschuldeter Schwäche und fremder, Recht verachtender Gcwaltthat. Parteiwuth, Gesetzlosigkeit und die Unterdrückung de« Volkes durch einen übermüthigen Adel waren die Quellen de« Unglücks. getrennt und verstoßen. Roman von Ed. Wagner. (8. Fortsetzung.) „Mr. Warner," sprach sie mit sorgenvoller Stimme, „ist auch gewiß, daß Sie mich lieben?" „Gewiß? Ich würde mein Leben für Sie opfern, meine süße Dora!" „Denken Sie nicht, daß unsere gesellschaftliche Stellung zu verschieben ist?" „Nicht zu verschieden, Dora, und nach unserer Heirath wird sie gleich sein." „Aber angenommen," sagte Dora, noch zweifelnd, „an genommen, ich wäre nicht eine Chessom, nicht die wirkliche Tochter de« Squire«, sondern nur ein arme« Mädchen, aus Generosität von ihm adoptirt — würden Sic mich dann noch ebenso lieben? — würden Sie mich dann auch noch al« Ihre Frau wünschen?" Warner'« Stirn umwölkte sich, aber schon im nächsten Augenblick sagte er: „Ich sehe, Dora Sie wollen mich aus die Probe stellen. Sie wollen sicher sein, daß e« nicht de« Squire» Reichthum ist, den ich begehre, sondern Sie selbst. Sie sind c«, Dora, die ich liebe, nicht Ihre wahrscheinliche Mitgift." Er sprach mit einem Ernst, welcher da« junge Mädchen seiner Aufrichtigkeit überzeugte. „Ich glaube Ihnen, Mr. Warner," sagte sie ruhig. „Und nun darf ich unser Bündniß mit einem Kuß be siegeln?" fragte Warner. „Nenne mich Felix, Dora. Du bist meine Braut, und die« sei da« Zeichen unserer Treue." Wieder beugte er sich über sie, und diesmal berührten seine Lippen leicht den bebenden Mund des Mädchen«. „Dora," sagte er zärtlich, „es kommt mir wie ein Traum vor, daß Du mein bist. Ich muß heute noch den Squire um sciuc Einwilligung bitten " Ungeachtet ihre« Glücke« fühlte sich Dora beklommen und eine dunkle Wolke umlagerte ihre Stirn, welche Warner zu verscheuchen bemüht war. Nach etwa einer Stunde ließ er sein Pferd verführen und ritt davon, wohl zufrieden mit dem Erfolg seiner Bemühungen. Dora stand am Fenster und schaute ihm schweigend nach. „Wird seine Liebe Stand halten!" dachte sie, „wenn er erfährt, daß die Enthüllungen, welche ich ihm in Betreff meiner Geburt machte, wahr sind? Papa muß mit ihm darüber sprechen, denn ich zweifle nicht mehr daran, daß die Geschichte der Frau wahr ist. Er sagte, seine Liebe würde dieselbe bleiben, und doch fühle ich mich so beklommen. ES schwebt ein Ungcwitter über meinem Haupte, möge es vorüberziehen!" Siebentes Kapitel. Ein harter Schlag. Die Sonne neigte sich bereit« zum Untergänge, al« ver alte Chessom in den Hof der Meierei ritt. Der Squire sah müde und abgespannt au«, jede Bewegung schien ihm lästig zu fallen. Er trat in« Hau-, wo ihm Dora cntgegenflog, so heiter und vergnügt, daß ihr nicht anzusehcn war, wie sie sich den ganzen Tag mit trüben Gedanken abgcquält hatte und wie noch ein schwerer Kummer gleich einem Alp auf ihrer Seele lastete. Sic grüßte ihn in ihrer herzlichen Weise, nahm ihm den Hnt ab und hing denselben an den bestimmten Platz, dann führte sie ihn in'« Zimmer nach dem Sopha, indem sie mit freundlichem Vorwurf sagte: „Sieh', Papa, Du bist wieder in der Sonnenhitze geritten, und nun ganz erschöpft. Du hättest mich mitnehmen sollen, damit ich aus Dich achten konnte. Männer sind immer zu wenig auf sich bedacht. Aber Du wirst nun gewiß hungrig sei». Da« Abendessen ist fertig, oder wird gewiß fertig sein, wenn Du Dich umgekleidet hast." Der alte Chessom merkte, daß ihrer Zärtlichkeit eine tiefere Bedeutung zu Grunde lag, als ihre gewöhnliche Heiterkeit. „Ah, Du hast mich heute vermißt, mein Herz!" ries er erfreut, sie küssend. „Jener Warner ist auch hier gewesen. ES gicbt aber doch Keinen, der de« alten Vater« Platz au«- füllen kann; nicht, Dora?" „O nein, gewiß nicht!" rief Dora ungestüm. „Keiner kann Dich mir ersetzen, Papa!" Ihr sonnige« Gesicht verdunkelte sich, sie riß sich von ihrem Vater lo« und eilte hinaus. „Gott beschütze sie!" murmelte der Squire. „Sie scheint seltsam bewegt. Vielleicht hat sic Warner heute abgewiesen. Sie wird e« mir nach dem Essen erzählen, denn sie hat kein Gchcimniß vor mir." Damit begab er sich aus sein Zimmer und kleidete sich um; dann suchte er Dora, die er auch bald im Speisezimmer fand. Dieses war ein kühle« Zimmer, durch dessen offene Fenster die frische, mit Blüthenduft geschwängerte Abcndluft hercinströmte. „Hast Du den erwarteten Brief von Edmund erhalten, Papa?" fragte Dora, al« sie sich an den gedeckten Tisch setzten. „Nein, Dora! Er muß sehr beschäftigt sein, oder befindet sich vielleicht zu einem zeitweiligen Besuch außerhalb der Stadt. Ich werde aber morgen sicher von ihm hören." „Hast Du Dein Geld sür die Schafe bekommen, Papa?" „Ja; und ich habe e« sogleich in der Bank in lauter fünfzig Pfundscheine umgewechselt, mit denen ich einer mir befreundeten jungen Dame ein Geschenk machen will," sagte der Squire lächelnd. „Da sind sie, Dora. Du kannst Dir dafür selbst Schmucksachen kaufen. Ich glaube, da« ist e« ja wohl, wozu junge Damen vorzüglich Geld gebrauchen — um Schmucksachen zu kaufen." Damit reichte er ihr über den Tisch ein Packetchen von Irm Entf. IS II 4,7 7g, 10^ 12., 19^ 20,, 22,7 24^ 25g! 26.« 27., 5 29,. 5 31g, e 33,. 5 b
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