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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 22.01.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189501223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950122
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-01
- Tag 1895-01-22
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Monat
1895-01
-
Jahr
1895
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erregend, sind jetzt die Kometen, wie der Redner auSführte, wohlbekannte Gäste in unscrm Planetensystem, welche z» bc- stimnitrn genau dekannte» Zeiten unserer Erde ihre» Besuch abstatten, und keiner dieser .irrenden Sterne" wagt e«, den Berechnungen der Astronomen zu trotzen; ihre Wege sind ihnen genau vorgezeichnet. Aber gerade wegen dieser genau bekannten Bahnen, welche z. B. bei dem Biela-Kometen in einem bestimmten, von den Astronomen berechneten Punkte die Erdbahn kreuzen und daher mit unserer Erde zusammen stoßen mußte, herrschte große Besorgniß vor den etwaigen Folgen eines solchen Zusammenstoßes. Schrecklich malle der Herr Vortragende den Zuhörern die Folgen aus, unsere schöne Erde verbrannt zu einem Feucrklumpcn, alle Eultur vernichtet, verschwunden aus der Reihe der Planeten und vielleicht auch zu einem eben solch' irrenden Stern im Welten raume geworden! Und was zeigte sich, als im Jahre 1872 der Biela-Komet die Bahn unserer Erde dnrchsaustc? Nichts von alledem; nur ein großartiges Raturschauspiel, angestaunt und bewundert von Laien und Gelehrten, ein Mctcorfall, wie er früher in gleicher Pracht noch nie beobachtet worden war; der Komet selbst irrt in veränderter Gestalt weiter im Wcltenraum; unsere Erde aber hat gezeigt, daß sic fest und stetig ihre Bahn zieht, daß ihr Kur« der richtige ist und auch bleiben wird, wenn eS auch jemals wieder einem solchen Welten bummlcr einfallcn sollte, ihre Bahn zu kreuzen! — Lang anhaltender Beifall lohnte den Redner für seinen geist reich aufgcbautcn, an Form und Inhalt tadellosen Vortrag; wir aber rufen Herrn Iti. Schmidt ein herzliches „Auf Wiedersehen im nächsten Jahre!" zu. — Eibenstock. Rach längerer Zeit ist uns wieder einmal Gelegenheit geboten, Etwas über Kolonialsragen durch ciucn nächste Mittwoch im Saale der Union stattfindenden öffentlichen Borlrag de« Herrn O>. Kacrgcr zu hören. Die Erfolge unserer Kolonialpolitik sind noch nicht derartige, daß man der Wcilcrentwickelung der letzteren in lräger Ruhe znsehcn dürfte. Im Gegentheil müssen sich die Thätigkeit der Regierung und die Thätigkeit des Volke« gegenseitig ergänzen. Nur daun, wenn dies dauernd geschieht, läßt sich hoffe», daß da« deutsche Volk sich auch in den kolonialen Fragen eben bürtig den übrigen großen Kolonialstaatcn an die Seite zu stellen vermag. Der Bortheil für unser Vaterland wird nicht auSblciben. — Der Vortragende, Herr Oi. Kaergcr, war mehrere Jahre in Deutsch-Afrika und wird nur an« eigener Anschaltung berichten. Der Vortrag, im Familicnabcnd, ver spricht somit ganz interessant zu werden. — Schö nheiderhammer. Da« für Freitag Abend« im Hendcl'schen Gasthofe hier von der Kapelle des König!. Stichs, l. lllancn-RcgimcutS Nr. 17, Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn, angekllndigtc Eoncert ge langte unter der persönlichen Leitung de« StabStrompcterS Herrn Otto Linke zur besten Ausführung. Die Leistungen derselben waren großartig und boten für jeden Besucher einen wahren Genuß. Einen ganz gewaltigen Eindruck machten besonder« die Soli für Streichinstrumente „Tänzerin" und „Blumengeflüstcr", in welchen da« Piano zur höchsten Gelt ung kam. Auf der anderen Seite aber brachte die Kapelle eine außerordentliche Kraftfüllc in der Ouvertüre z. Op. „Obe ron", ungarischen Rhapsodie u. s. w. zur Acußcrung. Da« Eoncert halte ein zahlreiche« Publikuni, auch au« der Um gegend «»gelockt, von welchem die Ausführungen mit rausch endem Beifall ausgenommen wurden. Dem nicht enden wol lenden Applaus wurde durch mehrere Zugaben feiten« der Kapelle freundlichst entgegen gekommen. Ein gemüthlicher Ball hielt die Besucher bis zur frühen Morgenstunde bei sammen. Sollte später einmal die Kapelle bei einer Concert- reise unsere Gegend berühren, so möge c« Herrn Hendel ge lingen, dieselbe für einen Abend zu gewinnen. Ein volle» Hau« wird sicher sein. — Dresden. Arge« Unheil hat der jüngste große Schneefall an» neuen akademischen Kunstausstellungsgebäude aus der Terrasse «»gerichtet. Die schwere Schncemasse, welche aus der Glaskuppel lag, ist hcrabgerutscht uud hat in drei Sälen, die seitwärts von der Kuppel liegen, da« Glasdach durchschlagen. Glücklicherweise ist bei dem Durchbruch de« Schnee« kein Gemälde beschädigt worden. Gegenwärtig wird da« Glasdach an den durchbrochenen Stelle» mit Brettern belegt. — Dresden. Infolge de« Genusses von Delikateß- schinkcn, der von auswärts hier cingcführt worden ist, ist eine auf der Stricßenerstraße wohnhafte, au« Mann, Frau und Kind bestehende Bcamtensamilie an Trichinosi« schwer erkrankt und lieg«, nicht vernehmungsfähig, darnieder. Am heftigsten ist die Frau ergriffen worden. Alle drei Personen haben heftige« Fieber und geschwollene Glieder, die Augen sind weit herauSgctrcten. Der behandelnde Arzt, Herr I)r. »uni. BroSkauer, hat die Schwcrkrankcn in einem gänzlich verhüllten Zimmer untcrgcbracht. Wo die Infektion erfolgte, ist noch nicht erwiesen. Würde in allen Fällen den in Dres den bestehenden Vorschriften de« städtischen Schanamt« streng nachgckommen, so wären alle derartigen ErkrankungSsälle, die meist die größte Gefahr im Gefolge haben, gänzlich ausge schlossen. Dresden besitzt die besten diesbezüglichen Bestimm ungen. Doch was nützen dieselben, wenn sie nicht befolgt werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammt der Schinken aus Westfalen oder Böhmen. — Dresden. Da« Befinden der an TrichinosiS erkrankten Familie W. auf der Striesenerstraßc wurde am Sonntag nur in Bezug auf Maun uud Kind als leidlich bezeichnet, während der Zustand der Frau W. noch immer ein so besorgnißerregcndcr ist, daß am Sonnabend noch spät in der Nacht der behandelnde Arzt gerufen werden mußte. Der ominöse Dclikatcßschinkcn war einem Delikatessengeschäft der Johannstadt entnommen und stammt au» Frankfurt, wo er vor der Ausführung auf Trichinen untersucht gewesen sein soll. Die übrigen in dem hiesigen Geschäfte noch vorhandenen Schinken derselben Sendung sind sofort nach Bckanntwcrdcn de« ErkrankungSsallcS behördlich mit Beschlag beleg« und einer 'Nachuntersuchung unterworfen worden. Da sich hierbei die Maare aber als vollständig trichincnfrci crwic«, so hat man sie, mit Plomben versehen, dcni bctr. Geschäftsmann sofort wieder zugestellt. — Dresden. In einem vermauerten Raum hat die hiesige Polizei die Werkstatt eine» Falschmünzer« entdeckt. Dieser wurde in Chemnitz verhaftet, al« er dort falsche Thaler in Umlauf bringen wollte. — Leipzig. Bei der geplanten Abtragung der Plei- ßcnburg will der Rath wenigsten« den alten Thurm, der als ein Wahrzeichen der Stadt gilt, erhalten, obwohl der untere Theil der Mauer vom Zahne der Zeit arg benagt worden ist. Nach Urtheilen von Sachverständigen ist die Erneuerung des Mauerwerke« möglich. Ein von Herrn Baurath Roßbach entworfener Bebauungsplan für da« Pleißenburggebict hat auch die Erhaltung de« ThunueS, aus dem sich einst die Sternwarte befand, vorgesehen. Darnach soll eine Restau ration mit mehreren Stockwerken in den Thurm kommen, wodurch auch mehr Licht und Lust zugesührt würde al« die« jetzt möglich ist. - Leipzig. Die Notwendigkeit einer Veränderung der KonknrSordnung wird wieder einmal deutlich illustrirt durch einen über die Südfrnchthandlung A. Spieß verhängten Konkurs. Mehrmals schon hat diese Firma pleite gemach«, und immer wieder tauchte dieselbe auf, nachdem sie aus Frau, Kinder w. übertragen war. Bi« zu dem diesmaligen Zu sammenbruche war ein Fräulein Mathilde Emma Spieß, dauernd aufhältlich in London, eingetragen als Besitzerin. Was die Gläubiger von dieser Dame erhalten werden, ist klar. — In Leipzig finde« dieses Jahr, abgctrennt von der Ostermesse, erstmalig die Vormesse für Musterlager und Musterkollektionen sür die nachverzcichncten Waarcngattungen statt i Porzellan-, Majolika-, Steingut-, Krystall-, GlaS , Bronze-, Eisen- u. Zinkgußwaarcn, Aluminium-, Alfcnide-, Nickel- und sonstige Metallwaarcn aller Art, BeleuchtungSartikcl, Ledcr- waaren, Photographie-Albnm«, Holzwaaren, Pappenartikcl, Bijouterie-Artikel, Japan- und Ehinawaarcn, künstliche Blu men, Puppen und Spielwaaren aller Gattungen, Eisenwaarcn, Haus- und Küchcngeräthe, Drahtwaaren, Musikinstrumente, optische Maaren, Seifen und Parfümerien, Stöcke, Peitschen, Luxusartikel, Kurz- und Galanteriewaaren aller Art. Diese Vermesse beginnt am -t. März und dauert bis l6. März. Die Einkäufer sür jene Artikel dürsten aus die Vermesse ganz besonder« aufmerksam zu machen sein. — Leipzig. Ein wundersame« Begcgniß passirtc vor. Woche dem sog. Römcrzuge, der Abend« «i Uhr 7 Min. auf dem Bayerischen Bahnhöfe fällig ist. Hinter der Station Oetzsch bemerkte der Lokomotivführer, daß plötzlich beide »or deren Lokomotivlatcrnen, welche die Strecke beleuchten, bei völliger Windstille verloschen. Al« der Schnellzug zum Stehen gebracht war, fand man in jeder Laterne ein — Rebhuhn. Die Thierchen waren gegen da« Licht geflogen und hatten die Latcrnenschciben zertrümmert. Wenn sich ein solche« Vor- kommniß öfter zutrüge, so wäre damit die BerproviantirungS- sragc für die in den Römerzügen befindlichen Küchenwagcn ein gut Stück gefördert. — Plauen. Der „Confcctionär" prophezeit für die Besitzer von Schiffchen-Maschinen einen schlechten Som mer;, er schreibt: „In Folge der ungeheuren Zahl von Schiffchen-Maschinen werden im Sommer solche niedrige Löhne bezahlt werden, wie noch nie zuvor, wenn nicht der größte Theil vorzieh«, gänzlich zu feiern." Abgeschn davon, daß c« eine ungeheure Uebcrtrcibung ist, wenn der „Confcct." schon jetzt die Lohngcstaltung im Sommer so genau zu kennen vorgiebt, so muß betont werde», daß die Neuausstellung von Maschinen uns die Gewähr dafür gicbt, auch die größten Aufträge auszuführen. Wir sind im Vogtlandc aus dem Gebiete der Spitzcnindustric tonangebend geworden, und e« ist glücklicher Weise auch Aussicht vorhanden, daß die Mode die Erzeugnisse von Plauen weiter begünstigen wird, ja eS steht sogar zu erwarten, daß Spitzen Kragen und dergleichen sich in Zukunft erst recht einbürgcrn. — Stollberg. Ein eigenartige« Wohngemach entdeckte kürzlich ein Schirrmeister im benachbarten JahnSdorf in einem in der Nähe :eS dortigen oberen Gasthofe« gelegenen Gebüsch. Er hatte ans jenem Holze zwei Frauenspersonen hcrauSkommcn sehen und trat nun, neugierig geworden, näher. In dem Gehölz fand er eine Höhle, deren offene Seite durch mit Reisig umpflochtcne Baumstämme geschützt war, und in der selbe» mehrere Decken, einen Spirituskocher, eine Bratpfanne mit Schmorkartoffcln, Kaffee, Gewürz und verschiedene andere zum Leben nöthigc Gegenstände. Der Umstand, daß jene Frauen sich schon seit vorigen, Herbst in unserer Gegend hcrumdrücken, läßt vcrmuthcn, daß sic seit längerer Zeit in dieser Naturwohnung gehaust haben. — Stolpen. Ein hiesiger Buchhändler gerieth am Sonntag Abend, al« er von Lauterbach nach Stolpen zurück kehrte, kurz vor der Stadt in eine Schneewehe und versank in wenigen Minuten so vollständig, daß der Schnee ihn viel leicht eüun Meter hoch überragte. Der Versunkene vermochte sich nur noch mit dem Stocke ein Luftloch zu machen, aber sich nicht selbst wieder herauSzuarbeitcn. Erst am andern Morgen in der 7. Stunde wurde er halbcrstarrt aufgesunden, hat sich aber bereit« wieder erholt. — Da« Königl. Ministerium des Innern hat unterm >1. Dezember 1804 nachstehende Verordnung erlassen, welche wir, soweit »öthig, hiermit zur Kenntniß de« Publikum» bringen: Nach einer Mitthcilung de« Reichskanzler« ist au« industriellen Kreisen daraus aufmerksam gemacht worden, daß von französischen Fabrikfirmcn Löffel in großer Menge nach Deutfchland eingesührt werden, welche einen mit den Bestimmungen de« Gesetze« vom 25. Juni 1887, betreffend den Verkehr mit blei- und zinkhaltigen Gegen ständen «Reich« Gesetzblatt S. 273), im Widerspruch stehenden, außergewöhnlich hohen Blei-Gehalt ausweisen. Insbesondere in den Löffelfabrikatcn der Firma I'rtzres L l'omp. zu Itenuconrt (bloutv 8uün«) und ihrer Filiale zu Paris (run cku 61>utvnn «l'b'.uu Nr. 11) sollen sich Mengen von Blei vorfinden, welche die in Deutschland zu lässigen Grenzen weit übersteigen. In der Thal hat eine im Kaiserlichen Gesundheitsamt vorgcnonnnene Untersuchung von Löffeln der genannten Firma in Bestätigung der vorher von privater Seite angcstcllten Untersuchungen ergeben, daß die Verzinnung nicht weniger al« 38,,° "/„ Blei enthielt, während nach dem bezeichneten deutschen Gesetze der Maximalgchalt an solchem Metall auf 1 festgesetzt ist. Die vorgcbrachten Klagen über die gesetzwidrige Beschaffenheit der in Frage stehenden französischen Erzeugnisse erscheinen daher begründet. — Um einerseits den GcsundhcitSschädignngen vorzubcugen, welche unter der Bevölkerung durch Löffel von so hohem Blcigehalt hervorgcruscn werden können, und andererseits die einheimische Industrie vor dem unlauteren Wettbewerb mit solch' mindcrwerthiger und darum zu außergewöhnlich niedrigem Preise verkäuflicher Waare zu schützen, erscheint c« geboten, dem Handel mit Löffeln französischer Herkunft, insbesondere niit Fabrikaten der Firma b'rbres L Oomp. erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden und gegen den Vertrieb gesetz widriger Waare mit Nachdruck einzujchrcitcn. Zu diesem Be- husc erschein« c» zunächst angczeigt, die betheiligten Handels kreise von dem bei der Untersuchung französischer Löffel vor gefundenen unzulässigen Bleigehalt in Kenntniß zu setzen und auf die strafrechtlichen Folgen de» Vertrieb« verbotswidriger Maaren aufmerksam zu machen. AuS vsrgangsntr Zeit — für unsere Zeit. 21. Januar. (Nachdruck verboten.) Vor 8t) Jahren, am 21. Januar 1815, starb der deutsche Dichter und Volksschriststellcr Mathias Claudiu«, genannt und bekannt geworden als „Wandsbecker Bote". Er lebte in WandSbeck bei Hamburg im Verkehr mit Klopstock, Voß und den Brüdern Stollberg und gab den berühmt gewordenen „Wandsbecker Boten" heran«. Claudiu« gehörte zu den ersten Schöpfern der in unserer deutschen Literatur hervorbreche,idcn Natursprache; aber vou dem stürmisch-genialen Treiben jener Zeit unterscheidet ihn die Einfachheit und weise Beschränk ung, die idyllische Gcmllthlichkeit, der patriarchalische Grund zug seine« Charakters. Er war hauptsächlich dazu berufen, den tief in ihm liegenden kirchlichen Glauben im Volke zu verbreiten und zu befestigen; er Ihat dies mit Tönen warmer, wirklicher Frömmigkeit, jedoch ohne Frömmelei. Biele seiner Lieder sind zn Volksliedern geworden, so „bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher", „wenn Jemand eine Reise thu«", und das bekannte „stimmt an mit Hellem hohen Klang". Claudiu« ist 72 Jahre alt geworden. 22. Januar. Wieder ein beachtenswerthcr Moment in der Krisis, welcher Frankreich vor 25 Jahren cittgegcnging oder in welcher e« sich bereit« befand: an, 22. Januar 1870 wurde Rochefort vom Pariser Zuchtpolizeigericht wegen Beleidigung de« Kaisers Napoleon zu 6 Monaten Gesängniß verurtheitt. Er hatte in seinem Blatte „LInrsviUni««" bei der Ermord ung Victor Noir« durch Pierre Napoleon die Napolconiden auf da« Rücksichtsloseste angegriffen und die französische Kam mer hatte die Strafverfolgung genehmigt. Daß dieser Mann, der eine nur untergeordnete Bedeutung besaß, nunmehr zum Märtyrer in de« ohnehin unzufriedenen Volke« Augen wurde, trug keineswegs zur Befestigung der wankenden Monarchie bei. getrennt und verstoßen. , (7. Fortsetzung.) Sechste« Kapitel. Die beiden Nebenbuhler. Al« Dora Chessom auf dem Rückwege von dem Gasthausc nach dem Meicrhofe ihren Namen rufen hörte, blieb sic stehen und schaute sich »m. „Guten Morgen, Miß Dora!" ries der Reiter. „Ein herrlicher Morgen zum Spazierengehen." „Ah, e« ist der junge Squire," sagte Dora, indem ihr Gesicht sich ausheitcrte. „Ich bitte um Entschuldigung, daß ich Sie in der allgemeinen Weise mit „junger Squire" anrede." „Noel ist gebräuchlicher," bemerkte der Reiter lächelnd. „Darf ich Ihnen meine Gesellschaft anbietcn. Miß Dora? Ich war gerade aus dem Wege nach dem Meicrhof, al« ich so glücklich war, Sie eiuzuholen." Ohne die Erlaubniß abzuwarten — vielleicht la» er sie au« ihren freundlichen Augen — stieg der junge Mann vom Pferde und ging langsam an ihrer Seite weiter, sein Pferd führend. E« war Noel Weir, welcher die Besitzung Weir Hall und ein hübsche« Vermögen dazu geerbt hatte. Er war vier undzwanzig Jahre alt, von jugendlicher Kraft und männlicher Schönheit. „Mein Vater ist nicht zu Hause," sagte Dora freundlich, ihre eigene Person in den Hintergrund setzend. „Er ging in Geschäften nach Horsham und ich erwarte ihn vor Abend nicht zurück." „Ich beabsichtige nicht, ihn heute zu sprechen," versetzte der junge Mann crröthend. „Ich wollte Sic besuchen, Dora — Miß Chessom." Sein Ernst verwirrte Dora, sie errieth den Zweck seine« Besuche« und kam zu der Ucberzeugung, daß derselbe ein ver geblicher war. Sie wurde still und überlegte, wie sie einem etwaigen Bekenntniß vorbeugen könne. Der jnnge Squire trat näher an sie heran und blickte in ihr geröthete« Gesicht. Er beschloß, ihr sogleich sein Herz zu erschließen. „Dora," flüsterte er mit zitternder Stimme, „Dora, können Sie errathen, wa« ich Ihnen zu sagen habe? Wissen Sie, weshalb ich so oft im Meierhos cinsprach, seitdem ich von Oxford zurückgekehrt bin? ES geschah, um Sie zu sehen, um mich au Ihrem freundlichen Lächeln zu erquicken. Sie glauben nicht, Dora, wie einsam und düster mir die alte Halle erscheint, wenn ich im Meicrhof einen Besuch abgcstattct habe. Ich möchte den Stern de« Mcierhofe« nach meinem Hause versetzen. Ich wünschte, daß Sie mein wären: denn ich liebe Sie!" Er sprach eifrig und mit allmählich sich steigender Leb haftigkeit, ganz der Natürlichkeit seine« Herzen« folgend. „Sprechen Sie nicht so, Noel!" sagte Dora leise, deren Herz ein plötzlicher Schmerz beben machte. „Bin ich zu rasch gewesen, Dora?" fragte der junge Squire mit weicher, tiefer Stimme. „Ich habe Sie so lange geliebt und glaubte, daß Sic mich verstanden hätten. Habe ich zu früh gesprochen, Dora, dann geben Sie mir nur den leisesten Schimmer von Hoffnung, und ich werde warten, so lange Sie c« wünschen; nur sagen Sie nicht nein, denn ich liebe Sie —" „Hatten Sie ein, Noel!" unterbrach ihn Dora, und der Klang ihrer Stimme verrieth den Schmerz ihrer Seele. „Ich habe diese» Augenblick nie erwartet. Ich habe Sie al« einen Freund, al« einen Bruder verehrt, aber nicht — nicht in der Weise, wie Sie c« wünschen. Wir können einander nie näher stehen, al« jetzt." Der junge Mann athmcte schwer, über sein Gesicht lagerte sich der Schatten tiefster Trauer. „Nie, Dora?" fragte er traurig. „Nie, sagten Sie?" „Nie, Noel! Ich weiß die Ehre, welche Sie mir ange- than haben, zu würdigen und werde stet« zu Gott bitten für Ihr Glück. Ich kann nicht Ihre Gattin werden, aber lassen Sie uns Freunde bleiben." Sie streckte ihre Hand au« und sah ihn mit einem bitten den Blick an. Der junge Squire nahm die dargebotcnc Hand und behielt sic in der seinigen, indem seine Augen sich feuchteten. „Sehen Sie nicht so traurig au»," sagte Dora, vom
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