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gierung nicht in dieser schrecklichen Verbohrtheit verharrt, so hätten wir dieses Staubkorn Japan schon längst zermalmt nnd au« dem Kaiserreich eine Provinz gemacht. Ganz im Gegensatz zu uns aber hat sich Japan seit 30 Jahren Europa zum Muster genommen und zwar hat e« mit einer Eile die westlichen Institutionen nachgeahmt, die viclsach zum Spott Veranlassung gegeben hat. Daß cs diesen Spott ruhig mit in den Kauf nehmen konnte, das zeigt sich heute!" Schließ lich verlangt das Blatt folgende Reformen: I) Abschaffung der Erblichkeit von Acmtern. 2) Einrichtung des Heer- und UnterrichtSwcsenS und, was sonst der Westen Besseres bietet, nach europäischem Muster. 3) ES muß aushörcn, daß ein guter Aufsatz oder ein Gedicht als Befähigungsnachweis gilt, ein Staatsamt zu bekleiden. 4) Dem Talent allein sollen die Staatsstellungen gehören, 5) Der Kaiser soll nicht in seinem Palaste sitzen, ivndern hcrauSkommen und Umschau im Volke halten. 6) Der Kaiser soll keine Haremspolitik treiben; daher 7) Vertreibung aller Weiber vom Hofe bis auf die zwei oder drei Nebenweiber der Kaiserin. 8) Strenges Ge richt über alle Offiziere, die sich der Feigheit schuldig gemacht. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Eine unerwartete Freude wurde den am NeujahrStagc zugereisten Handwerksburschen in der Garküche hiersclbst bereitet. Dort hatten sich gegen Abend eine An zahl Mitglieder des HandwerkervcrcinS eingefundcn, nm diese ermüdeten und erfrorenen „armen Reisenden" nicht nur am Abend mit Speise und Trank zu erquicken, sondern ihnen auch noch für die Nacht ein gutes Lager und für den Morgen ein Frühstück zu gewähren. Gewiß ein recht nachahmcnS- werthc« Beispiel zur Nächstenliebe! — Eibenstock. Bei der am 30. u. 3i Dezbr. 1894 und I. Januar 1895 stattgchabtcn 27. Geflügel-Ausstellung wurden folgende Preise vergeben: Je 1 Ehrendiplom (höchste Auszeichnung) gestiftet auf Nutzgeflügel vom Landesverband Stichs. Geflügelzüchter- Vereine (Protektor Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August, H. z. S.) wurde den Herren: Hermann Drechsler hier auf rebhuhnf. Italiener, Theodor Fiedler hier aus weiße Italiener, Emil Glaßmann hier auf schwarze Hamburger zuerkaunt. Ersten VcreinSehrenpreis für Hühner erhielt Herr Emil Glaßmann aus schwarze Haniburgcr, zweiten dcSgl Herr Fr. Wilh. Voigt hier auf schwarze Holländer. — Ersten VereinSehrcnprciS für Tauben: Herr Fr. Wilh. Voigt aus Weißschwänze. Zweiten desgleichen Herr Th. Fiedler auf Flügeltaubcn. Erste Preise für Hühner wurden ertheilt den Herren: Ernst Schmidt hier auf schwarze Minorka, Herrn. Drechsler aus rcbh. Italiener, cig. Zucht, Fr. Wilh. Voigt auf schwarze Holländer, cig. Zucht, Emil Glaßmann ans schwarze Hani burgcr, eig. Zucht, Th. Fiedler auf weiße Italiener, eig. Zucht, Joh. Rüdiger Leipzig - Neuschöncfeld aus goldhalsige Zwerg kämpfer. Zweite Preise für Hühner erhielten die Herren: Emil Drechsler hier auf scknvarzc Minorka, cig. Zucht, glich. Troll Oberlungwitz auf rebhuhnf. Cochin-Ehina, Gustav Hendel Schönheidcrhammcr und Henn. Wadcwitz Kalthausen aus Helle Brahma, cig. Zucht, August MeichSncr hier aus goldhals. Phönix, cig. Zucht, August Reißmann Schönheide aus schwarze Spanier, cig. Zucht, Spediteur Strobel hier auf rebh. Italiener, eig. Zucht, Robert Wendler hier auf rosenkämm. amer. Leghorn, cig. Zucht, Wilh. Rolf Bockhorst auf Silber-Paduaner, Emil Glaßmann auf schwarze Ham burger, eig. Zucht, Tautenhahn Hundshübel aus schwarze La Fleche, eig. Zucht und silbcrhalsigc Zwcrgkämpfer. Erste Preise für Tauben erhielten die Herren: Alban Seidel hier auf schwarze Mondcneser, Ernst Schmidt auf Schwarzflügel, Fr. Wilh. Voigt auf schwarze und rothe Wcißschwänze, sowie blaue chinesische Mövchen, Th. Fiedler aus rothe Weißschwänze, R. Enzmann hier auf schwarze Bärt- chentümmlcr. Zweite Preise für Tauben erhielten die Herren: Joh. Rüdiger Leipzig-Neuschönescld auf rothe Brünner Krüpfer, Florian Möckcl Stollberg aus schwarze Malteser, Alban Männel hier auf schwarze Carrier, Georg John Schönau auf blaue Carrier, Alban Seidel auf schwarze Mondcneser, Schwarzschnippen, Brander Fcucrtaubcn, Zittcrhälse nnd blaue Wcißschwänze, Eduard Krauß aus Mockcrcr, Th. Fiedler auf Roth- und Schwarzflügcl, rothe und schwarze Weißschwänze, Fr. Wilh. Voigt hier, Fr. Bartzsch GcrSdorf, R. Troll Ober lungwitz auf rothe, schwarze und blaue Wcißschwänze, Emil Drechsler hier auf crbSgelbc deutsche Mövchen, Wilh. Barthel Neukirchen aus schwarze und weiße cgyptische Mövchen, Ernst Drechsel Mittcldorf ans Brander Fcucrtaubcn, Thcodor von Böhcim Budapest auf Budapester Tümmler, R. Enzmann aus schwarze und rothe Bärtchcntünnnler, Felix Reiß aus Schmalkaldncr Mohrcnköxfc. Außerdem wurden noch 19 dritte Preise für Hühner und 33 dritte Preise für Tauben vergeben. — Schönheide. Sonntag Nachmittag 3 Uhr wurde im Hotel RathhanS die Bezirksversammlung de« JmkcrvcreinS abgehaltcn. In derselben sprach der Vorsitzende des Bezirks verein Herr Lehrer Liebers aus Cainsdorf über „Luxus in der Bienenzucht". Herrn Gärtner Lehnert hier, dem Vor stand des Zwcigvcrein« Schönheide und Umgegend, wurde für sein eifriges Bestreben, die Bienenzucht in hiesiger Gegend zu heben n. zu fördern, ein Ehren-Diplom überreicht. Außer dem wurde den Herren Fritz Lenk, Ernst Schmalfuß zun., August Reißmann hier, Reinhold Prügner in Muldcnhammer, Paul Tröger in HundShübel und Fritzsche in Stützengrün je ein Preis Diplom für ncnncnswcrthcn Erfolg in der Bienen zucht überreicht. — WilzschhauS. Auf unserem Bahnhofe hatten sich Donnerstag Abend« die Mitglieder des Verein« königl. sächs. Staatsbeamter cingcsnndcn, nm dem Leiter der Ortsgruppe Schünhcidcrhammcr, Herrn BahnhofS-Jiispector Mnlisch, welcher bekanntlich von Schünhcidcrhammcr nach HcrlaSgrün versetzt worden ist, die letzten Scheidcgrüße zu überbringen. Herr Bahnvcrwaltcr Fraucnhcim gedachte desselben mit warmen Worten, indem er sowohl die Verdienste de« Schei denden al« bewährten Leiter der Ortsgruppe hervorhob, al« auch die Tugenden treuer Freundschaft in da« hellste Licht stellte. Zum Zeichen der Verehrung wurde ihm ein werth- vollcS Geschenk überreicht. Herr Mnlisch drückte mit bewegten Worten der Versammlung seinen innigsten Dank au« und gab sich der Hoffnung hin, daß auch fernerhin da« Band der Eintracht den Verein kräftigen möge. Beiläufig sei bemerkt, daß sich die Mstgliederzahl seit Eröffnung der Linie SauperS- dorf-Wilzschhau« bedeutend gesteigert hat. — Dresden, 6. Jan. Nach einer Verordnung de« Kgl. Finanzministerium« vom 3. d. MtS. wird zur Bestreit ung der den Voranschlag im StaatShauShaltSctat für die Finanzpcriode >89495 überschreitenden HerauSzahlungcn an da« Reich im Jahre 1895 ein allgemeiner Zuschlag zur Ein kommensteuer nach Höhe von zehn Prozent de« ganzen JahrcS- betrag« und zwar je zur Hälfte iu den geordneten beiden Stcuertcrmiuen erhoben werden. — Leipzig. Ein hier wohnhafter Eiscnbahnbeamter Namen« Kecke erschien Donnerstag Morgen bei seiner von ihm getrennt lebenden Ehefrau und gab auf den dort an wesenden Geliebte» der Fran, einen wegen Ehebruchs ge schiedenen Biervcrlcger 'Namen« Heide, drei Nevolverschüsse ab, sodaß dieser sofort verstarb. Sodann stellte sich der Thätcr der Polizei; derselbe war bisher unbescholten. — In einem hiesigen Hotel erschoß an demselben Morgen ein 24 Jahre alter Kaufmann aus Wernigerode seine mit ihm dort wohnende Geliebte, eine 20 jährige Büffet-Mainsel, und tödtetc sich dann selbst. Liebeshändel soll die Ursache zu der Thal ge wesen sein. — Chemnitz. Unter allen Industriezweigen, die hier vertreten sind, kann wohl die Maschinenfabrikation mit be sonderer Befriedigung auf den Geschäftsgang de« vergangenen Jahres zurückblickcn. Namentlich wurden viel Maschinen, die in der Textilindustrie gebraucht werden, vom Auslande bestellt. Die Ursache hiervon liegt meist in den Zollcrhühungcn der fremden Länder, wodurch der Bezug deutscher Textilwaarcn sehr erschwert wurde. Deshalb sehen sich die Länder veran laßt, die Maaren selbst anzufertigen; sie brauchen aber dazu deutsche Maschinen. Die französischen und englischen Maschinen fabrikanten haben schon öfter Veranlassung genommen, ihrem Aergcr über diese Bevorzugung deS deutschen Erzeugnisses Ausdruck zu gebe», sie können aber nicht« daran ändern. Jedenfalls geht daraus deutlich hervor, daß der deutsche Maschinenbau aus der Höhe der Zeit steht. — Chemnitz. Die Hoffnung, daß die soziale Gesetz gebung die Armenlastcn der Gemeinden vermindern werde, hat sich bisher als durchaus trügerisch erwiesen. Bor 12 Jahren, 1883, hat da« städtische Armcnamt a» laufenden und außerordentlichen Unterstützungen 78,659 M. ausgcgeben, 1893 aber nahezu da« Doppelte, nämlich 153,368 M. Auch die Zahl der mit Baarmitteln unterstützten Personen ist sehr erheblich gestiegen, und zwar wuchs sie in den letzten fünf Jahren von 1889 bis >893 von 1164 auf 1429. Die lau senden Armenuntcrstützungc» stiegen in derselben Zeit von 109,991 M. auf >46,042 Ak. Die gleichen Erfahrungen wie hier, daß der Aufwand für die Armenpflege unter dem Einfluß der sozialen Gesetze nicht nur nicht abgcnommen hat, sondern noch gewachsen ist, hat man in Zwickau gemacht. — Plauen, 4. Jan. Nachdem am 18. Dezember v. I. der Untersuchungsrichter am hiesigen Königlichen Landgerichte die Voruntersuchung gegen den Thcaterdirektor Rupert Schmid eingestellt und den Letzteren aus der Untersuchungs haft entlassen hat, ist nunmehr auf Antrag der Königlichen Staatsanwaltschaft vom hiesigen Königlichen Landgericht die volle Einstellung des Verfahren« gegen Schmid beschlossen worden. — Eine unangenehme NcujahrS-Ucberraschung wurde einem Fabrikarbeiter in Meißen dadurch bereitet, daß er seine Wohnung, al« er glücklich am I. Januar früh um 9 Uhr von der Shlvcsterkncipe heimkchrte, so gut wie leer fand. Seine Frau hatte vie Abwesenheit de« Mannes benützt, um „mit Sack und Pack" abzurciscn. Wohin? weiß Niemand. Das ausschweifende Leben des Mannes hatte sic zu diesem Schritt bewogen. — Meerane. Am Neujahrstag ist die Familie der Hebamme Kügler von einem schweren Verhängniß be troffen worden. Die genannte Frau ging am Sylvcstcrabend ihrem Berufe nach, als plötzlich ein großer Hund auf sie zusprang und sie an der Brust mit den Pfoten packte. In folge des dabei erhaltenen Schreckes mußte die bcdauernS- wcrthe Frau in ihre Wohnung zurückkehren, sich zu Bett legen, und ani Neujahrsmorgen verstarb sie. Eine große Kinderschaar betrauert den schnellen Tod der erst 42jährigen trcusorgcndcn Mutter. — Klingenthal. Während der Schlittschuh in un serer Gegend nur dem Spiele, der Unterhaltung dient, findet der Schneeschuh weit mehr zu praktischen Zwecken Verwend ung und bürgert sich, sobald die Wintcrwitterung seine In gebrauchnahme ermöglicht, auch mehr und mehr ein, sodaß wir hier bereit« eine Schnecschuhfabrik besitzen. Wesentlich anders gestaltet und angeblich noch zweckmäßiger als die Schneeschuhe sind die Rcnnwölsc, an den Füßen zu befestig ende Tretschlitten, die in Skandinavien seit langem schon ein alltägliches Verkehrsmittel bilven und womit sich kaum glaub liche Wegstrecken in kurzer Zeit zurücklcgen lassen. Da das Vogtland Heuer viel Schnee hat, so wendet man auch den Rennwölfcn bereit« vielfaches Interesse zu. — Seehausen. Ein recht bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich am 3. Januar aus hiesiger Flur. Der 1839 zu Söllichau geborene Ziegclarbcitcr Wilhelm Lehmann war aus dem Wege nach seiner Arbeit begriffen, als er plötzlich einen Knall hörte und bald, von mehreren Kugeln getroffen, zur Erde stürzte. Der Verunglückte ist vermuthlich da« Opfer eines Wilddiebes geworden. Ein Wilddieb hatte einen sog. Selbstentlader zum Erlegen des Wildes in die Feldwege ge legt. Diese Selbstentlader haben die Kraft, sogleich, nachdem sic berührt worden sind, zu platzen. Der oben erwähnte Ar beiter trat nun nichts ahnend beim Passircn des Wege« aus den Selbstentlader, und im Nu erfolgte auch die Explosion de« Geschosses. Bon Arbeitskollegen, welche denselben Meg passirten, wurde der Verletzte aufgehoben und dem Kranken hause zu Leipzig mittel« Geschirr« zugeführt. Er hat eine vollständige Zerschmetterung de« linken Schienbeine« erlitten. — Einen betrübten Ncujahrstag hatte in Nie dersedlitz eine Briefträgers-Familie. Kaum hatte der Papa den neuen Abreißkalender an die Wand geheftet, als sich auch schon da« 3 jährige Töchterchen mit demselben zu schaffen machte, wobei der Kalender lammt dem 26 Mm. langen Nagel herabgcrissen ward. Auf Befragen der Mutter, wohin der Nagel sei, meinte die Kleine: „Mama, den hab' ich ver schluckt." Die bestürzten Eltern brachten das Kind alsbald nach der Kindcrhcilanstalt, wo sie den ärztlichen Rath erhiel ten, mit dem Kind sofort wieder nach Hause zu eilen und der Kleinen die allergrößte Ruhe aufzucrlcgen; bei Vermeid ung von Getränken sollten ihr nur Brod und Kartoffeln ver abreicht werden. Dieses Verhalten half, denn nach 48 bangen Stunden war der Nagel zur größten Freude der Eltern glücklich wieder auf natürlichem Wege da. — Seit dem kürzesten Tage, dem 26. Dezember, Hal der Tag schon gegen zehn Minuten an Länge gewonnen. Der Volksmund sagt von diesem langsamen Anwachsen de» Tages, daß der Tag bi« zum Dreikönigstag einen Hahnen schrei an Länge zunehme, dann „wächst der Tag, wie der Hahn schreiten mag" bi« zum Frühlingsanfänge am 20. März und von da an „was der Hirsch springen kann" in den Sommer hinein, bi« am 22. Juni 16 Stunden 31 Minuten Tageslänge der kürzesten Nacht gegenübcrstehen. — Für unsere kleinen Schützlinge, die gefiederten Sänger, ist jetzt die Zeit der Noth und Entbehrung ange brochen. Die Schneedecke entzieht ihnen jedwede 'Nahrungs quelle und hilflos sind sie ihrem traurigen Schicksale über lassen. Jeder barmherzige Thierfreund wird deshalb ihren Schmerz zu lindern suchen durch Darreichung von Futter in mannigfaltigster Form von Samen, Körnern, getrockneten Kernen, Flcischstückchcn, Brodkrllmchcn u. s. w. an geeigneten Futterplätzc». Hunger thut weh und jede« Thier fühlt wie Du den Schmerz! Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. 7. Januar. (Nachdruck verboten.) Vor fünf Jahren, am 7. Januar 1890, starb Kaiserin Augusta, die Gemahlin Kaiser Wilhelm I., eine der edelsten und sympathischesten Frauengcstalten unter den Fürstinnen aller Zeiten. Die hohe Frau, welche auf dem Gebiete der hohen Politik nur wenig hervorgetrcten ist, aber stets deutsch dachte und fühlte, insbesondere mit dem regsten Interesse und wärmster Theilnahme da« Kriegsdrama von >870/71 verfolgte, war hochgebildet und in Kunst und Wissenschaft wohl erfahren, denen sie beständig ihre volle Aufmerksamkeit zuwendcte. Sie erachtete es aber als ihren besonderen Beruf, auf dem Gebiete der Wohlthätigkeit, der Krankenpflege, der Schule thätig und anregend zu wirken und sie selbst ist wie derholt organisatorisch auf diesen Feldern des Frieden« her- vorgctretcn. Da« Andenken der edlen, hochherzigen Frau unb Fürstin wird vom deutschen Volke stet« in Ehren ge halten werden. 8. Januar. Am 8. Januar 1642 starb der berühmte Astronom, Philosoph und 'Naturforscher Galileo Galilei, einer jener Männer der Wissenschast, die mit den veralteten Anschauungen einer vergangenen Zeit schwer zu kämpfen hatten, sich aber von der von ihnen erkannten Wahrheit nicht durch Kerker und Schaffet abwendig machen ließen. Galilei Ivar der erste, welcher den Zusammenhang zwischen Kraft und Bewegung richtig erkannte und wurde so der Begründer der wissenschaft lichen Mechanik, welche der Naturforschung der kommenden Jahrhunderte bi« in unsere Tage zur sicheren Richtschnur diente. Er war e«, der den Grundsatz aufstelltc, daß die Erde sich bewege und die Sonne stille stehe nnd er wurde deshalb von der Inquisition, welche jede neue Wahrheit al« einen Angriff gegen die Kirche bekämpfte, verfolgt. Berühmt ge worden ist sein Work „und sie bewegt sich doch", das er im Ingrimm darüber ausrief, daß er gezwungen wurde, seine richtige Ansicht abzuschwörcn. Getrennt und verstoßen. Roman von Ed. Wagner. (I. Fortsetzung aus der Sonnabend-Beilage.) „Und liebst Du nicht den jungen Squire Weir?" „Durchaus nicht, Papa. Der junge Squire Weir? Ich glaube nicht, daß er je daran gedacht hat, mich zu heirathen; ich habe ihn von Kindheit an gekannt." Der alle Ehessom seuszte. „Du wirst Warner nicht heirathen, Dora," sagte er. „Ich glaube nicht, daß er die Probe bestehen wird, aus die ich ihn stellen werde. Ist c« auch gewiß, daß Du Edmund so abgeneigt bist? Wie würde er Dir als Liebhaber gefallen? Er ist etwa« sparsam, das gebe ich zu, ein wenig rauh und kalt — aber er ist doch achtbar und ausrichtig —" „Wie, Papa, Du sprichst von meinem eigenen Bruder?" unterbrach ihn Dora. „Was meinst Du damit?" Der Squire erschrak, lachte dann aber laut auf. „Du irrst Dich, mein Kind," sagte er. „Ich meinte einen jungen Mann, welcher Edmund ganz ähnlich ist." „Willst Du mich so gern lo« sein?" fragte Dora in ihrer geraden Weise und mit einem Blick scherzhaften Vor wurfs. „Nun, Papa, Du magst nur immer eine Partie für mich suchen ; ich denke noch nicht daran, Dich und die liebe alte Heimath zu verlassen. Wenn Edmund da« Bild de« jungen Mannes ist, welchen Du für mich erlesen hast, so wirst Du Dich auf eine Täuschung gefaßt machen müssen, fürchte ich; denn Du wirst im ganzen Königreich keinen solchen Mann finden, und ick gebe Dir die Versicherung," setzte sic lachend hinzu, „daß ich darüber nicht traurig sein werde. Edmund hat mich immer wie einen Aufdringling behandelt, nicht wie eine Schwester." „Sprich nicht so, Dora," versetzte der Squire betrübt. „Ich niag solche Worte in Verbindung mit Dir nicht leiden. Edmund kann nie in dieser Weise gefühlt und gehandelt haben, er ist zu rechtschaffen. Habe ich Dir gesagt, daß ich ihm geschrieben habe, er möchte zum Besuch nach Hause kommen?" „Nein, Papa." „Nun ich habe es gethan," sagte der alte Chessom. „Ich bin in der letzten Zeit nicht recht wohl gewesen. Mir gefallen diese Schwindel nicht, von denen ich so oft befallen werde, und —" Er unterbrach sich selbst, denn aus Dora's Gesicht zeigten sich Schreck und Furcht. „Sich, sieh!" sagte er sanft, ihre Wangen mit seiner harten Hand leise schlagend. „Ich bin ein alter Narr. Der Doktor wird mich schon wieder zurechtsctzcn ; ich will zu ihm gehen, wenn ich in der Stadt bin. Soll ich Dir auch etwa» mitbringcn?" „Nein, Papa; aber Deine Anfälle werden doch nicht von Bedeutung sein," sagte Dora ernst. „Gewiß nicht," entgegnete der Squire hastig, sein Gesicht abwendend. „Was soll c« bedeuten? Ich bin frisch und munter, wie immer, und sehe gewiß nicht schwindsüchtig aus. Aber auf unfern eigentlichen Gegenstand zurückzukommcn; ich hoffe, daß der Brief von Edmund, den ich heute erwarte, un« den Tag seiner Ankunft anzeigen wird."