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Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Zm gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. , verantwortlicher Redakteur: Friedrich May. 100.^ Sonnabend den 18. December Diese Zeitschrift erscheint wschtntlkch 2 Mal, Mittwoch« und Sonnabend«, und kv-et vierteljährlich l2jRgr.— Lestellungm nehmen alle Postanstalten Dachsen« an.— Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. bereuet und für di« nächste Rümmer bi« Lagt vorder vormittag« S Uhr angenommen.— Sine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2Rgr. b Pf., WsT Politische Umschau. Der Allianzvertrag zwischen Oesterreich und den Westmächten. DaS wichtigste und folgenschwerste Ereigniß deS Tage« ist der Allianzvertrag zwischen Oesterreich und den Westmächten, ein Ereigniß von so tiefgehender Be deutung, daß von dem 2. Decbr., jenem bedeutungs vollen Tage, die Politik Europas an einem neuen Wende- und Knotenpunkte angekomme» ist, ein Ereigniß, wich tiger als eine gewonnene Schlacht. Oesterreich bat sich am 2. Decbr. in die Reihe der Feinde Rußlands gestellt, daS ist die wichtige Thatsache. Auf die Art und Weise, wie eS die Opposition gegen Rußland geltend machen wird, kommt es erst in zwei ter Reihe an. Oesterreich hat ein ganzes Jahr gezaudert, ehe eS diesen folgenschweren Schritt gethan hat, und daß es der österreichischen Regierung nicht leicht geworden ist, ihn zu thun, sieht man aus den Schwankungen- welch« di« Politik dieses Staates im verwichenen Sommer und Herbste gemacht hat und auS den Inkonsequenzen, welche die österreichische Politik in jener Zeit begangen hat. Welches Zaudern beobachtete man in Oesterreich, als man im Sommer leichten Kaufs die Russen aus den Donaufürstenthümern herauSwerfen konnte; und als man endlich einen Vertrag mir der Türkei, den die Westmächte genebmigt batten, abschloß und österreichi scher Seit? jene Fürstenthümer besetzt hatte, da hinderten anfangs die österreichischen Heere Omer Pascha, eine vorgängige Bewegung nach Bessarabien zu, zu machen. Wenn also Oesterreich so sehr schwankte, so folgt dar aus- daß eS ihm viel Skrupel, viel Ueberlegung kostete, ehe es sich den Westmächten völlig anschloß und als förmlicher Gegner Rußlands auftrat. Wenn eS aber Loch diesen ernsten Schritt gethan hat, so folgt daraus, daß eS durch innere und äußere Nothwendigkeit zu diesem Allianzvertrage gezwungen worden ist) denn «in Staat, mag «r Groß- oder Klein staat sein, ist nicht, frei, so sehr er eS scheint, sondern Neunter Jahrgang. rr m»ch der in dm Verhältnissen liegenden Nothwendig keit folgen. Oesterreich war durch daS Vorrücken Rußland- nach den Donausürstenthümern und eventuel nach der Türkei am meisten in seiner östlichen Flanke bedroht; eS konnte nicht ruhig zusehen, daß sich der nordische Riese der Donaumündungen und der Balkanländer bemächtigte, wenn eS nicht seine eigne Erkstenz aufs Spiel setzen wollte. Dagegen hat eS in Italien - in Mgarn und in den slavischen Bevölkerungen noch revolutionäre Ele mente genug, welche leicht zum Ausbruch kommen konn ten, wenn Oesterreich mit den Westmächten entschieden hätte brechen wollen. Auch die Westmächte habe» je denfalls nun auf Oesterreich gedrängt und bei der An wesenheit deS englischen Ministers Palmerston hat man jedenfalls mit verabredet, an Oesterreich dir perem- torische Anfrage zu richten, ob «S nun für oder gegen die Westmächte auftreten wolle. Zu diesen äußern Noth- wendigkeiten kam noch eine innere. Die österreichischen Finanzverhältniffe, namentlich der niedrige EarS seiner Papiere und Banknoten hat sich auch seit dm letzten großen Anleihe wenig gebessert, man mußte sich, um Geld zu erlangen, entschließen- StaatSeifenbahnen und Kohlenbergwerke zu verpachten. Oesterreich mußte also schon wegen seiner Finanzen wünschen, den ausgebroch- nen Kampf rasch beendigt zu sehen, uud daS konnte nur im Anschluß an die Westmächte geschehen. Wollte aber der österreichische Kaiserstaat diesen ent scheidenden Schritt thun, so mußte er nothwendig seine deutschen Grenzen decken, er mnßte erst Hilfe in Deutsch land suchen bevor er den Zorn RußländS auf sich lad'; er müßte mit Preußen und Deutschland ein Bündniß schließen, waS in diesen Tagen erfolgt ist, worin er klärt war, Laß ein Angriff auf daS österreichische Ge biet oder das österreichische Heer in den TonaufÜrsten- thümern Deutschland und Preußen sofort zur KriegS- hikfe auffsrdere. - Wie ein Meister im Schachspiel erst dann'einen entscheidenden Zug thut,.wrnn er seine Positionen nach allen Seiten hin gedeckt steht, dann aber auch sich nicht lange besinnt, mit einen .Mürnte" ödet' eintr,Mni-