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i-r«^ Woche n b l a t t Bischofswerda, Stolpe« und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. verantwortlicher Redacteur: Friedrich May. 90 Sonnabend den 11. November Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal, Mittwoch- und Sonnabend-, und kostet vierteljährlich 12jRgr.— Bestellung«» nehmen alle Postanstalten Sachsens an.— Annoncen werden di« gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für »>« nächste Rümmer »iS Lag« vorher Vormittags S Uhr angenommen.^ Sine Annonce unter 4 Seilen kostetÄ Rgr. L Pf. s18S4. Politische Umschau. Sachsen. Bischofswerda, 9. Nov. Ueber die bereits mitgetheilte gräßliche Mordthat bei Schmeckwitz bringt die „ßcrbs. Now." noch folgenden ausführlichen Be richt, welcher einen traurigen Beleg giebt, bis zu wel chen Verbrechen häuslicher Unfriede zu führen vermag. Am 30. Oct. Morgens wurde nämlich die Frau jenes HäuSlerS Philipp mitten im Hofe todt aufgefunden. Der Verdacht, einen gewaltsamen Todtschlag an ihr verübt zu haben, fiel bald auf Diesen, bald aufZenen. Die Obrigkeit nahm sogleich die Sache in Untersuch ung. Philipp selbst war ungemein ängstlich und schien untröstlich, so daß die Leute ihn nur bedauerten und zu trösten suchten, ja ein Nachbar blieb sogar des NachtS bei ihm. Als sich dieser gegen Morgen ent fernt, fand man bald darauf den Philipp im Blute liegend, er hatte sich die Kehle mit einem Rasirmesser dreifach durchschnitten. Da er jedoch keine Hauptaver getroffen, so wurden die Wunden nach Möglichkeit zu genäht. Während dem gestand er, daß er seine Frau mit eigener Hand ermordet habe. Philipp hatte sonst rin gutes Lob und wird alS ein gutmüthiger, verträg licher Mann geschildert, wofür auchdieS zeugt, daß er bei einem Wirth 7 Jahre im Dienst gestanden. Doch seine Frau, böse und zanksüchtig, quälte den Mann auf alle mögliche Art und Weise. AuS Rücksicht auf ihre Schwangerschaft (sie waren kaum ein Jahr ver- heirathet) ertrug jedoch der Mann alle Quälereien. Doch am Sonntag den 29. Octbr., an welchem Tage sie ihn dreimal zur Stubenlhür hinauSgestoßen halte, übermannte ihn der Zorn und er schlug sie, als sie ge gen Abend vom Melken aufstand, mit einem Pfahle nieder, würgte sie dann und tödtete sie vollends mit einem spitzen Gegenstände. Sie auf dem Hofe liegen lassend, war er in di« Schänke gegangen, hatte dort mit den übrigen Gästen bis um 9 Uhr Karte gespielt, war darauf eine Zeit lang fortgegangen und zuletzt wiedergekommen und längere Zeit m der Schänke ge blieben. Ihm War, wie er bekannt, der Gedanke durch - Neunter Jahrgang. den Kopf gefahren, den möglichen Verdacht von sich abzuwälzen; deshalb war er nach Hause gegangen, hatte dort einige Laden erbrochen, die Sachen herauS- genommen und in den Busch geworfen, in der Mei nung, daß die Leute glauben sollten, eS sei rin gewalt samer Einbruch geschehen, bei welchem sie daS Lebm verloren. Obgleich nun Niemand auf ihn Verdacht hatte, so hatte ihn doch das Gewissen so gequält, daß er Hand an sich selbst legte. Er starb bald darauf, gefoltert von geistigem und leiblichem Schmerz. — Der vor Kurzem steckbrieflich verfolgte lOjähr. Knabe Lehmann auS Birkau ist in den letzten Tagen der vo rigen Woche in Demitz aufgegriffen und hier ringe« bracht worven. Schon mehrere Wochen war er von derHeimath weg und hatte sich vagabo-ndirmw Herum getrieben. In letzterer Zeit waren in Schmölln und Demitz am Hellen, lichten Tage zwei Diebstähle und zwar von dem Aufgegriffenen verübt worden. Brot, eine Mütze und Stieseln hatte er in Schmölln und Geld und andere Kleinigkeiten in Demitz bei einem Bauer genommen. Bei letzterem war er durch den Pferdestall eingedrungen und hatte in der Stube und Kammer Alles durchsucht und auch Laden zu öffnen versucht, was ihm jedoch nicht gelungen war. — Die erste Kammer hat sich am 8. Novbr. mit der Berathung deS speciellen TheilS deS Entwurf- eines Strafgesetzbuchs beschäftigt. In der zweiten Kammer befand sich das köntgl. Decret über die pro- jectirte Eisenbahnverbindung zwischen Zittau und Reichcnberg auf der Tagesordnung. Die Kammer hat nach dem Vorschläge ihrer Finanzdeputation die An träge der Staatsregierung einstimmig und resp. gegen 1 Stimme genehmigt und demgemäß Folgende- bx- schlosskn: 1) »den mit der k. k. österr. Regierung über da4 Zilkau-Reichenberger Eisenbahnunternehmen Large legten Verhandlungen ihre Zustimmung zu ertheilen", 2) in der ständischen Schrift sich dahin auszusprechen: „wie die Ständeversammlung §. 3 deS getroffenen UebereinkommenS dahin verstehe, Laß unter dem auf den-Bau.der betreffenden Eisenbahn verwendeten Ca pital» daS gesammte Anlagekapital, einschließlich der