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ch<r Hie Hilfe. Bon allen Seiten her kommen unS LkebeSgaden, besonders KleiH un§ Wschr.: DveSßm bat, hewogen durch das erhabene Vorbild des königl. HauseS, auch diesmal seinen Ruf ausgezeichneter Mildthätigkeit bewährt. Fast jeden Tag kamen und kommen noch auö Dresden milde Gaben uns zu. Dank all den Trefflichen in Dresden, die sich der mühevollen Sammlung von Liebesgaben unterziehen! Dank all den Edeln, die ihre milde Hand über unS ausgethan haben. Möge Gott auch ferner die Herzen seiner Menschen zur Milbe lenken; denn ohne Hilfe von außen gingen wir einer trostlosen Zukunft ent gegen. Der HilfS comi te. Justizamtmann Fritzsche. ?. Wilde. Vermischtes. — Der Vorpostendienst bei Sebastopol. Zu den interessantesten Zügen des Lagerlebens vor Sebastopol gehört unzweifelhaft der Dienst der Vebet- ten und PicketS, der Plänkler und vorgeschobenen Posten, welche die Laufgräben vor Neberrumpelung schützen, unb aufdemvielfach durchschnittenen, schluch tenreichen und hin und wieder buschigen Terrain den kleinen Krieg führen. Die Russen lassen eS an unab lässigen Neckereien undAlarmirungen nicht fehlen unb drohen unaufhörlich mit Ausfällen, von denen bekannt lich schon mehrere wenigstens halb gelungen sind. Von besonderen Nutzen aber sind ihnen bei diesen Schar mützeln ihre Kosaken, welche die türkischen und eng lischen Vorposten ohne Unterlaß belästigen, häufig so gar bis zu den Feldwachen durchbrechen und schon manche Schleichpatrouille der Belagerer aufgehoben haben. Die Franzosen werden von ihnen weniger heimgesucht, da diese ihre Vebettcn geschickter aufzu stellen verstehen, und die schlauen und behenden Zua« ven jenen raschen Lanzenreitern in erfolgreichster Weise die Spitze zu bieten verstehen. Wie schon in anderen Beziehungei», stellt sich namentlich auch beim Vorpo stendienste der Mangel an hinreichender Reiterei als rin großer Ucbelstand heraus. Zu Streifereien und Ausspähungen dient ein CorpS von Tartaren unter dem Führer Selim (von den Tartaren Selim-Khan oder Russenfreffer genannt), welches sich unaufgefor dert von den Alliirten gebildet Hal und obwohl auf eigne Faust operirend, ungemein viel zur Sicherung der englischen und französischen Außenpoften und zur Beunruhigung der Russen beiträgt. Trotzdem würden einige hundert Reiter mehr, sehr nützlich sein, nament lich da, wo eS, wie im Tschernaja-Thale, weite Flächen zu beobachten giebt. Dem Infanteristen geht hier der erweiterte Gesichtskreis des vom Pferde herab die Ge- gend überblickenden Cavalcristen ab» Nach manchen vergeblichen Versuchen, auch dem Manne zu Fuß den Horizont zu erweitern, hat man jetzt aus den Vorschlag eines Zuaven ein ziemlich genügendes Mittel der Ab hülfe ergriffen, welches darin besteht, daß man den stets zwei Mann starken Außenpoften ein paar Stelzen mitgiebt, auf denen sie sich wechselseitig im Stehen ablöse». Sowie der von dieser seltsamen Warte AuS- schauende im Bereiche seines ObservationSkreisrS et- w.aS Verdächtiges bemerkt, giebt er der Feldwache ein Signal, worauf dW unverzüglich einen stets br« spMrt Dhstde« WaM,^ auf dem sich acht bis zehn mit Miniebuchfcn bewaffnete Scharfschützen befinden, nach dem bedrohttn Punkte absenvet. Eia anderes Mittel zu größerer Sicherung besteht darin, daß so wohl Russen als Verbündete ihren wenig gedeckten Außenposten Hunde jutheilen, die darauf dressirt sind, sofort anzuschlagen, wenn sie einen sich nähernden Feind wittern. Ueberdies ist bei den Doppelposten in den Schluchten gewöhnlich der eine Mann mit Schaufel und Haue versehen, um an geeigneten Punk ten Verhaue zu errichten, die als Brustwehr dienen können. Daß die Russen durch die Jäger von Vin cennes, sowie auf der Rechten durch die Scharfschützen Major Norcott'S, die sich ganz nahe an den Bastionen und Batterien der Stadt heranschlicken, um durch die Schießscharten hineinzufcuern, bereits außerordent lich viel Leute bei den Geschützen verloren haben, ist eine Thatsache, welche durch Briefe aus Sebastopol selbst bestätigt wird. — (München, 18. Nov.) ES dürfte interessiren, etwas von den Präservativen kennen zu lernen, welche die Geistlichkeit beim Auftreten der Cholera im ver flossenen Sommer angeordnet. Eines ist betitelt: Getstlicver und leiblicher Schutz gegen die Cholera, enthaltend: Geweihte und wirksame Zeichen und Ge bete des heiligen Bischofs Zacharias zu Jerusalem gegen Pest und Cholera. Die Zeichen sind folgende: tr. t v. r. ä. t 6.1. 2. s I. ä. 8. t 2. -s v. 6. ?. 's 8. k. 8. 8. Diese Zeichen bilden, wie die Erklä rung besagt den Anfang von kurzen, besonders gegen die dösen Geister gerichteten Gebeten, welche die Gläu bigen bei sieb tragen und in denen namentlich der Fürbitte des heiligen Bischofs Zacharias gedacht ist. Angehängt ist folgende Bemerkung: „Im Jahre 1546 wüthete die Pest zu Trient schrecklich. Wer sich aber damals der obigen geweihten und kräftigen Zeichen des einstigen heiligen Bischofs-Zacharias von Jeru salem bediente, dieselbe bei sich trug und die beigefüg ten Gebete verrichtete, blieb von da an wunderbar vor dieser schrecklichen Krankheit gesichert." (Wes Z.) — Es ist eine böse Zeil für Zeitungsleserund Zeitungsschreiber. Nur die Nachrichten von Se- dastopol interessiren und sie kommen in der uninteres santesten Form vor das Publikum. Jedes Ereigniß hat man mindestens dreimal zu lesen; erst in der tele graphischen Depesche, dann in den ZeitungScorrespon. denzen, dann in drei officiellen Berichten, russischen, französischen und englischen. Der Genuß ist verloren, den der Pfarrer von Grünau zuweilen schon um 10 Minuten zu 7 hatte, die Zeitung aufzunehmen mit dem Bewußtsein, gar nichts von dem zu wissen, waS seit dem letzten Posttage in der Well vorgegangen, und sie niederzulegen mit dem Gefühl, jetzt Alles, voll ständig und authentisch zu wissen. Der Verlust ist in der Thal nickt unbedeutend. ES müßte ein großer Genuß sein, die erste Kunde von den Ereignissen durch die vortrefflich geschriebenen Berichte der eng lischen Correspondcnten in Balaklava zu erhalten, die Schlacht von Inkerman z. B. vom Morgengrauen an durch alle die scenischen und. tragischen Effecte zu ver folgen.