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Al» Veleg für,dir grssie Sntckathigung der russischen Lrichpra, in Folge der Schlacht bet Inkerman, sei auch Pir barsche Ersetzung d«S gewandten General- Dannenberg, dem Fürst Menzikoff am 5. Rov. den Haupt-Angriff anverlraut hatte, durch den General Osten-Sacken zu betrachten, durch denselben General, der seiner prahlerischen, hochtrabenden SiegcS-Bul- letinS wegen weltbekannt sei." Olle Nachrichten auS der Krim bestätigen, daß die bi» dahin bekannten Resultate über die Schlacht von Inkerman die ersten Schätzungen bei Weitem überstei gen. So hat man 5500 russische Leichen eine nach der anderen zählen und beerdigen können undderGesammt- verlust de» Feindes an diesem denkwürdigen Tage, scheint sich auf 18—20,000 M. belaufen zu haben. Der am 14. Nov. untergegangene Schrauben dampfer „Prince" hatte die Winterkleidung für die Armee (worunter 40,000 Kapuzen, wollene Westen, Schuhwerk und Handschuhe), zahlreiche Kugeln und Bomben undHoSpitalvorräthe an Bord, alles Dinge, die jetzt sehr schmerzlich vermißt werden. Das sogenannte Opfer, welches Rußland den In teressen Oesterreichs brachte, indem eS seinen Colonncn eine weniger feindselige Stellung cinzunehmen verhieß, reducirt sich nach den neuesten Nachrichten auf einen Wechsel der Regimenter längs der Grenze und den Abzug von nahe an 10,000 M. nach Bessarabien, welche die durch Dannenberg'S Einmarsch in die Krim ent standene Lücke theilweife auSzufüllcn bestimmt sind. Die Mehrzahl der Schiffe der PontuSflolte ist auf dem Wege nach Constantlnopel. Diese Maßre gel war durch die Nothwendigkett geboten und ist ge rechtfertigt dadurch, weil bei Sedastopol ein geeig neter Hafen zur Unterbringung der Riesenflotte sich nicht befindet. Die Mehrzahl der schweren Schiffsgeschütze wurde bei Abgang der Flotte vor Balaklava auSge- laden, um seiner Zeit bei dem Brescheschießen verwen det zu werden, wodurch die Landbakterien einen schätz baren Zuwachs von mindestens 200 Kanonen schwer sten Kalibers erhalten haben. Der Vorschlag, von Balaklava bis ins Lager eine Eisenbahn anzulegen,ist von der engl.Rcgicrung angenommen worden. Mittels dieser wird man die schwersten Geschütze in 7 Minuten vom Hafen bis in die vordersten Batterien schaffen können und dabei an Pferde- und Menschenarbeil sparen. In we nigen Tagen werden alle erforderlichen Bestandtheile und 500 geschickte Arbeiter (eS meldeten sich ihrer Tausende) am Bord sein, und in vier Wochen ist wahr scheinlich diese Arbeit fertig. Ein« telegraphische Depesche aus Wien vom 9. Dec. sagt: „Nach hier eingetroffenen Nachrichten aus Bukarest von gestern Abend geht die türkische Armee unter Omer Pascha über die Donau zurück; Omer Pascha reist am 11. d. nach Varna, von wo 35,000 Türken nach der Krim eingeschifft werden sollen. Mit den übrigen türkischen Truppen besetzt Sadyk Pascha dieDodrudschch und läßt nur in Kalerasch und Giur- gewo türkrsckc Besatzungen zurück. — Oesterreich er hält dadurch in den Donaufürstenthümern völlig freie Hand, und man nimmt vielleicht an, daß seine gegen wärtige drohendere Stellung die russische Armee in BMkaKen und weitere tzeadutlgen nach der Krick abschNeide, ohne daß e» eüwr Demonstration Omer Paschas für diesen ZweK bedarf. Die türkische Armee wird dadurch für eine direktere Bewegung zur Unterstützung der Krimerpedition disponibel. Ob nun diese 35,000 M. unmittelbar nach der Krim selbst abgehen, oder vielleicht zu einer Diversion gegen «inen andern Punkt der russischen Küste bestimmt find, bleibt zumeist dem Felde der Muthmaßungenüberlassen. AuS London wird vom 5. Dee. geschrieben: Die Aufgabe der Regierung ist eS jetzt, die bei dem Sturme vom 14. Nov. aufdem schwarzen Meere erlittenen Ver luste rasch zu ersetzen. 40,000 Vollstände Winteran züge, Flanelldecken u. dgl. gingen am 5. Nv.von Lon don nach PortSmouth ab, um ohne Verzug nach der Krim tranSportirl zu werden, und gleichzeitig sind Contracte umfassender Art für Reserve-Vorräthe ab geschlossen worden; unter Andern für 22,000 Paar Winterstiefel, 500,000 Pfv. Rindfleisch in Zinnbüchsen, 3500 Tonnen sonstiger Vorräthe. In Woolwich ist man daran, 10,000 Centner Munition zu verschiffen; aus PortSmouth geht die „Magdalena" mit einem vollständigen Regiment ab; eö werden 1200 eiserne Oefen und 6000 eiserne Bettstellen verpackt und Felle und Pelzwaaren werden von der Regierung in unge heueren Massen angekauft. Nm etwaige Lücken in der Flotte zu ersetzen, ist nun auch der Dampfer „Cha- rity" und der „Royal George", 120 Kanonen, mit Truppen nach dem schwarzen Meer beordert. ES ist nur zu wünschen, daß alle diese Sendungen zur rechten Zeit ankommen. Die Armee wird mittlerweile genug m leiden haben. An Nahrungsmitteln hat sie Ueber- fluß; aber es fehlt ihr an Obdach, Feuerung und an tausend kleinen Dingen, die in den letzten Monaten abgenutzt wurden. In der Krim sind, den neuesten Nachrichten zu folge, in der Zeit vom 5. bis -mit 28. Nov. bereits 25,000 M. Verstärkungen eingetroffen. ES deuten mehrere Umstände darauf hin, daß die Verbündeten noch vor dem 1. Jan. 1855 in der Krim einen entscheidenden Schlag zu führen be absichtigen. Der „Constitutionnell" meldet, daß, und zwar mit größter Beschleunigung, nun noch eine neunte Division unter dem Befehle des Generals Brunet nach der Krim geschickt werden solle. Das selbe Blatt meldet, daß die Armee von Lyon unter dem Befehle des Generals Castellane reconstitui« und auf drei Divisionen Infanterie und eine Divi sion Cavalerie nebst vier Batterien gebracht werden solle. In Marseille sind Nachrichten aus der Krim bis zum 22. Nov. eingegangen. ES steht nun fest, daß nebst dem „Pluion" und dem „Henri IV." 30 französische und englische Fahrzeuge der dem Sturme vom 14. Nov. im schwarzen Meere untergegangen sind. Einige der gescheiterten Schiffe hofft man wieder flott zu machen. Der Schaden, den die Alliirten durch den Sturm vom 14. und 19. Nov. auf dem schwarzen Meere , erlitten haben,. soll 45 Millionen betragen, welche jedoch meistens durch Affecurirung gedeckt sind.