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Wochenblatt . ...für ' ' ' - '^/ '/ Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. LeranNvortlicher Redakteur: Friedrich May. 89»1 Mittwoch den 8. November ^1854- Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal, Mittwochs und Sonnabend-, und kostet vierteljährlich 12t Rgr.— Bestellung« nehmen alle Postanstalten Sachsens an.— Annoncen werden die gespaltene Zeile «der deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für die nächste Rümmer bis Lags vorher Bormittag« S Uhr angenommen.— Line Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Rgr. S Pf. Politische Umschau. Die Diplomatie ist nicht nur nicht unthätig, wie man eine Zeit lang glauben mochte, sondern hat, wie die Dinge noch liegen, ein sehr weites Feld ihrer Wirksamkeit. Die Haltung Oesterreichs, sein Ver- hältniß zu Preußen, wie die Stellung Deutschlands und die Frage seiner Interessen sind ebensoviele reiche Gelegenheiten für eine Thätigkeit, die in zweiter Hand nicht unwesentlich von den Ereignissen beeinflußt und dictirt werden muß. Ueber die preußische Note vom 13. d., alS Antwort auf die vielbesprochene österrei chische vom 30. Sept., enthalten wir unS um so mehr eines nähern Eingehens, als sich Viele-, was man im Gefolge derselben eintreten zu sehen glaubte oder verkündet hatte (wie namentlich ein verhängnißvoller Abbruch jeglicher weiteren Verhandlung zwischen den beiden deutschen Großmächten), keineswegs bestätigen, gegentheilS jetzt schon feststehcn dürfte, daß die wie immer ausweichende oder im Wesentlichen ablehnende Antwort Preußens von neuen Verhandlungen gefolgt sein wird, die nach Einigen selbst Hoffnung auf Ver ständigung geben sollen. Ebenso lassen wir Absicht und Resultat der Mission deS baierischen Minister präsidenten v. d. Pfordten für jetzt in Ermangelung sicherer Nachrichten noch dahingestellt. Jeder Einsich tige wird begreifen, daß auf alle diese schwebenden Pläne der Ernst der Thatsachen von unabweisbarem Einflüsse sein muß; und diese Ereignisse, sowie ihr Einfluß auf die weitere Politik der Westmächte liegen — im Schooße der Zukunft. Möchte Deutschland endlich den rechten Weg finden, den die große schicksalsreiche Zeit ebenso wie sein Interesse zeigen! Bis jetzt hat nur Rußland den Vortheil aus unent schiedenen Stellungen gezogen. Die Nachrichten aus der Krim (berichtet der »Wanderer") gestalten sichgünstigcr;endlich möchte sich eine Aussicht auf nahen Erfolg zeigen. ES scheint die Belagerung, wenn auch langsam, doch mit großer Sicherheit ausgeführt zu werden. Bekanntlich wurden am 10. die Laufgräben eröffnet und die Positionsge- Reunter Jahrgang. schütze aufgestellt, am 17. allem Anscheine nach da- Feuer aus nahe an 200 Kanonen eröffnet. Zwei erponirte Forts wurden genommen und am 20. Bresche geschossen, und zwar, wie ein Wiener Journal sagt, indie Ringmauer. Sollte sich dieses bewahr heiten, sollte wirklich in die eigentliche CernirungS- mauer deS Hauptwerkes und nicht in eines der Vor werke eine Bresche geschossen sein, welche für den Sturm praktikabel, dann möchte die Nachricht, daß auf den 29. der Hauptangriff beabsichtigt war, sich bewahrheiten. Von dem Erfolg desselben wird die weitere Entwicklung des orientalischen Krieges ab hängen. Wir können kaum annehmen, daß die Rus sen, auch wenn sie die Unhaltbarkeit ihres Platzes einsehen, irgend eine Kapitulation annehmen; die Petersburger Befehle lauten in dieser Hinsicht sicher lich zu bestimmt, eine Kapitulation verträgt sich keines falls mit dem gegenwärtigen Prinrlp deS russischen Glaubenskrieges, welche» nur Sieg oder Märtyrer tod anerkennen darf. Die Russen werden, wenn man sie von den Ringmauern zurückdrängt, Stadt und Flotte eher den Flammen überliefern, als den Feinden. Die Stadt ist nicht ringsum eernirt, sie können sich daher auf der Simferopoler Straße gegen Baktschisarai zurückziehen, dort Verstärkungen erwarten und den Kampf auf freiem Felde gegen die Verbündeten fort führen. Die „C. Z.-C." erfährt über die neuesten telegra phisch gemeldeten Vorgänge auS der Krim folgende nähere, über Warschau gelangte Nachrichten: „Der Angriff Seitens der auS 4 Jnfanterieregimentern, 4 Jägerbataillons und 1 Cavaleriebrigade und 24 Ka nonen bestehenden Division des Generallieutenants Liprandi fand nicht am 24. oder 25. d. M., sondern am 23. Mittags statt; er wurde nicht gegen die.eng lischen Belagerungsarbeiten, sondern gegen die Posi tion deS englischen BeobachtungSiorpS auf der Straße von Baktschisarai nach Dalaklava auSgrführt. DaS Lager dieses Korps war durch einige Redouten gedeckt, in welchen sich die Feldbatterien befanden. Den Rus sen ist die Ueberrumpelung der englischen Vorposten,