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Die Belagerung von Se-astopol und die herzoglich sächsische Antwort. Neber die Lag« -er Alliirten bei Sebastopol ist man zur Zeit durch die in den verschiedenen Depeschen sich wi-ersprechendeu Mitcheilungen noch sehr im Unklaren. Lasst» wir auch die Geschütze der Belagerer den Etadtthore» noch nicht so nahe gerückt sein und dir Todten innerhalb der Mauern der Stadt noch nicht so äufgehSuft liegen, wie es di» neueste Buka rester Nachricht glauben machen will; — soviel scheint gewiss, daß Belagerung und Bombardement sehr nach- drücküch fortgesetzt werden. Daß Engländer und Fran zose» alle Kräfte auf- Höchste anspannen, daß sie ihre Ehre eingesetzt haben und der gegenseitige Wetteifer der Führer zum Siege mit beiträgt, bedarf keiner Versiche rung. Und wenn Ludwig Napoleon jüngst geäußert haben soll, er zweifle, ob er eine gute Wahl in seinen »ach der Krim gesendeten Offizieren getroffen, so kön nen sich letztere auch sagen, daß sie nicht den schmei- chelhaftesten Empfang in Paris finden würden, wenn sie. unverrichteter Sache wieder zurückkämen. Also die AÜiirten strengen alle Kräfte an und werfen jeden Tag eine erkleckliche Anzahl Kanonenkugeln und Bomben nach der Stadt und Festung Sebastopol, und da- ge nügt; jeder Tag ist dann ein größerer Schritt zum schweren Ziele. Vergessen wir auch daS nicht: wie auch die Würfel in der taurischen Halbinsel fallen, eine Entscheidung in der großen Weltfrage kann von dort nicht erwartet werden. Unterliegen die Russen, so erscheint eS nach russischer Moral anmöglich, daß man stch in Pe tersburg zu Friedensnachgiebigkeit bequemt, denn „eS leid't dabei die Ehre!" heißt'S in einem deutschen Volksliede; scheitert dagegen die Expedition, so wild dtp Uebermuth und die Großsprecherei der Russen keine Grenzen mehr kennen und selbst die Besonnener» werden nicht wagen, dem systematisch aufgeregten Fa natismus Angesicht- eines solchen Sieges über die „Heiden und Ungläubigen des Abendlandes" Frie densopfer zuzumuthen. Wozu die Westmächte schon jetzt entschlossen sind, weiß Jedermann; eS gilt nicht mehr die türkische Frage, — man will Rußland de- müthigen und von seiner Machtstellung zurückvrän- gen; ein Unfall würde also namentlich beim Kaiser Napoleon, der schon den Galawagen und eine Jubel hymne hat fertigen lassen, die Energie nur aufs Höchste steigern. Die Westmächte würden dann unfehlbar nach- drücklicher und mit noch größerem Rechte den Anschluß Derer fordern, die mit ihnen die moralischen Anschau ungen der SkiegeS theilen, und di« mindest vom „eu- stkpWhti' Standpuncte" aus Rußland. Unrecht geben, unEMs DWltzbMtzWsfWi -S dbEWitzW-WöLeiuMilri« tigüttzMr ftch-tzßm MWMDMWWM 'M - ,«sutz>»GiWih.M:- K MO «Dkse.u«,^cht» sch« H»alpS^Ldt**V a« Sitz.»« -mitscheE «Ww deSnirsamnllunx, in Frankfurt uiellricht «nw?ehrst« fall«».. : . -.L,v. S» haben wir e» denn al» «ine hachrtsrru» licht Thatsache anzusehen/ daß in «lnigtzi Seiner«» Staaten Deutschland» gegen veutstheBassh>itLt,igeg« undeulscheS Zagen, gegen undeutschen Reid mW uw» deutsche» Buhlen mit dem Ausland die Laufgräben:ge öffnet, die erst« Breschbattrrien ausgestellt sind. Oester reich bittet seine deutschen Bundesgenossen um ritte tha t- kräftige Unterstützung. ES will dieser Hilfe Deutsch-, landS einem Angriffe Rußland- gegenüber sicher sein; ES verlangt nicht von ihnen eine active Offmfiv-Rit- wirkung, aber eS kann sich auch nicht mit einer nicht»» sagenden moralischen Zustimmung, nicht mit from men Wünsch« begnügen; es will durch die Waffen kraft seiner Bundesgenossen vertheidigt sein; eS will in den Möglichkeiten eines Krieges, der thatsächlich durch Rußland veranlaßt ist, von allen Unterscheidungen zwi schen „provorirtem" lherauSgefordertem) und „nicht provocirtem" Angriff abgesehen wissen, und eS wünscht, diese Unterstützung bereit und in der Nähe zu sehen, damit im Fall der Noth nicht die kostbare Zeit verlo ren gehe, und weil der Angreifer sich immer bedenke» wirb, ehe er zum Angriff schreitet, sobald er weiß, daß der Bedrohte rasche Hilfe findet. Die Antworten der deutschen Bundesregierungen auf Oesterreichs Anfrage waren bisher unbekannt, wenigstens nicht genug beglaubigt. Heute liegt unS aber in authentischer Form vor, waS die groß her zogliche und die herzoglich sächsischen Regier ungen erwidert haben. Wie ihre Antwort anSfallen würde, durste man mit vollstem Vertrauen vorauSsehen. Jedermann kannte den biedern deutschen Sinn der fürstlichen Häup ter. Ihre Länder find klein genug, um ihnen daS Herz für die Größe Deutschlanvs offen zu erhalten; ihre Verbindungen nach Außen — wir erinnern nur an England und Belgien —find viel zu mannichfaltig, um ihnen das Verständniß der europäischen Lage z» erleichtern: nicht hier ist der Ort, die besonvern Ver dienste zu erwähnen, bie sich Einer unter ihnen — der König von Belgien — für die Vereinigung euro päischer Staatsinteressen zur Anbahnung und Ver wirklichung einer festen Gemeinsamkeit erworben hat. Die herzoglich sächsischen Regierungen beantworte» die Fragen Oesterreichs mit einem deutschen offene» Za. Sie treten keinem seiner Wünsche verneinend entgegen. Wie Oesterreich, so sehen sie in der Nicht- activität deS deutschen Bunde» «ine Beeinträchtigung der Würde Deutschlands; sie sind, bereit, einem Bun desbeschluß beizutreten, welcher erklärt, daß jeder An griff auf Oesterreich, in den Donaufürstenthümern wie gegen die österreichische Grenze, den Schutz de» Kaiser reichs durch das vereinte Deutschland herbeirufen werde. Sie find geneigt, einem derartigen Anträge selbst dann beizutreten, wenn derselbe von Oesterreich allein beim deutschen Bunde eingebracht werden sollte.