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MW f ü r s Bischofswerda » Stolpe« und Umgegend Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Verantwortlicher Redakteur: Arirdrich May. Sonnabend, de« 1A. Augnfi Diese Zeitschrift erscheint»Schentlich 2 Mal, Mittwoch« und Sonnabend«, und kostet vierteljährlich 12^ Rgr.^ Oestejinotze» nehmen alle Postanstalten Sachsens an.— Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und kür die nächste Rümmer bi» Lag« vorher Vormittags 9 Uhr angenommen.— Eine Annonce unter 4 Zeile» kostet 2 Rstr. L Ps. Politische Umschau. Sachsen. —. „Wiener Ztg/' theilt über den Unglücksfall un- serS allgeliebten Königs Friedrich August am 9. d. noch Folgendes aus Brenn-üchl mit: „Die Stelle, wo daS furchtbare Ereigniß sich zulrug, liegt auf dem allerdings nicht guten Fahrwege, der von Brennbüchl herab zur sogenannten Brücke führt. Der Weg ist steil und war durch Regenwaffer ausgewaschen. Kurz vor der Brücke macht er eine starke Krümmung nach rechts, und hier war eS, wo der Wagen auf die rechte Seite umfiel, obgleich sich der Weg auf dieser Stelle mehr gegen links senk». Der Postillon fuhr im Schritt und ging, die Pferde vorn führend, zu Fuß. Se. Ma jestät saß rechts, der Adjutant links im Wagen — Se. Majestät pflegte auch bei den gefährlichsten Stellen nie auSzufteigen — der Lakai auf dem Kutschersitze. Bei dem Sturze deS Wagens war Se. Maj. gegen vornhin gefallen und so in dir Nähe der Pferde ge kommen, von denen daS eine, weil ihm der Strang zwischen dir Füße gekommen war, fortwährend aus schlug, und nur durch daS schnelle HerauSziehen deS Körpers Sr. Majestät durch den Lakai wurde verhin dert, daß nicht noch mehrere Schläge Se. Majestät trafen." — Bei der Einholung der irdischen Hülle deS hoch seligen Königs am 15. August hatte die Residenz ÄlleS aufgeboten, um diese Trauerfcierlichkeit würdig zu begehen. DaS Altstädter RathhauS, sowie viele Privathäuser waren mit geschmackvollen Trauer-De korationen geschmückt, selbst von den Schiffen und Bädern auf der Elbe wehten schwarze Trauerfahnen. 3» der Neustadt zeichnete sich vorzüglich die Hein- richstraße, welche der Leichenzug zu pass,rrn hatte, durch reichen Trauerschmuck aüS. Zu beiden Seiten der alten Elbbrücke hatten sich weit über tausend Personen, die schlichten Gewerbsleute, wie die Mitglieder der höchsten Stände in sich vereinend, mit WachSkeyen versehen und in tiefster Trauerkleidung aufgHE. Bei Beginn deS Trauerläutens wurden Pie Kerzen angezündct, was dann einen wahrhaft imposant«« Anblick gewährte. Abends um 8 Uhr kam der Trauertrain auf dem Leipzig-DrrSdner Bahnhof« an. Die Musik der Leibbrigake stimmt«, nachdem die hohe Leiche bei Ankunft von den aufgestellten Truppen salutirt worden war, einen der Lieblings märsche deS hochseligen Königs an, dem sich sodann der Beethoven'sche Trauermarsch anreihte. Im Ge folge befanden sich u. A mehrere auswärtige fürstliche Personen, als der Prinz Albrecht von Preußen, der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin und Prinz August von Sachsen-Coburg-Kohary mit ihren Be gleitungen. Die hohe Leiche war in einem Sarge von Eichenholz verschlossen und wurde hiernächst von Eisenbahnbeamten nach der Trauerhall« getragen, wo die katholische Geistlichkeit die Einsegnung vornahm. Hierauf trugen ihn zwölf Offiziere, unterstützt von Unteroffizieren, nach dem Leichenwagen. Der Trauer zug, zu dessen beiden Seiten CadetS und Unteroffhiere aller Waffengattungen mit Fackeln einherschritten, setzte sich nun durch daS Leipziger Thor, die Heinrich- kraße und die Hauptstraße entlang über die Brücke nach der katholischen Kirche in Bewegung. Boran zo gen 2 Schwadronen des Gardereiterregiments, dann 2 Bataillone Infanterie mit sämmtlichen KahNysder Garnison. Auch hatten sich viele der höher grstrSten auswärtigen Geistlichen angeschioffen. Der Leichtn- wagen wurde von sechs reichbrfpannten Rampen ge zogen. Unmittelbar hinter dem Sarg« folgten Sr. Maj. der König in GeneralSunifvrm, zur Rechten der Kronprinz, zur Linken Prinz Grorg. Hieran schloffen sich die königl. StaatSministerw M Mus dem Platze vor der katholifchnrHofikch, angelamg», «nmter Jahrgang.