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(Regeln für junge Damen bei der Wahl eine- Gatten.) Bei der Wahl eines Mannes wird den Mädchen in „IkvLeepsuke 1854" gera« tben, aufFolgenveS zu achten: .Wenn ein ManU sein« Füße auf dem Abtreter vor der Thür abstreicht, ehe er eintritt, so läßt sich sicher annehme», daß er einen gu ten, häuslichen Ehegenoffen abgebrn werde. Wenn ein Mann beim Putzen der Lichter dieselben auSputzt, so wird er sich als einen dummen Hausherrn erweisen. Wenn ein Mann sein Taschentuch beim Theetrinken über die Knie breitet, so wird er sich als vorsichtigen und klugen Gatten bewähren. Auf dieselbe Weis« traue man nie einem Manne, der das letzte Stückchen Zwieback oder Kuchen nicht nehmen will,'sondern auf das nächste warme Gebäck wartet. ES ist nickt un wahrscheinlich, daß er einen gierigen und selbstsüchti gen Gemahl abgeben werde, mit dem man bei Tische sich keines Bissens, beim Thee keines Schluckes und überhaupt keine» Friedens im Hause erfreuen dürfte. Der Mann, meine Theuren, welcher Galloschen trägt und sich sorgfältig einhüllt, bevor er sich in die Nackt luft wagt, giebt nicht selten einen guten invaliden Gatten ab, der meist zu Hause hockt und sich mit We nigem abspeisen läßt. Der Mann, welcher den Kessel bewacht und daSNeberkaufen verhindert, wird im ver- heiratheten Zustande dieselbe Sorgsamkeit zeigen und den Topf stets im Auge haben. Der Mann, welcher keinen Thee trinkt, die Katze quält, schnupft und sich mit dem Rücken gegen das Feuer stellt, ist ein Unhold, den ich Ihnen, meine Lieben, auf keinen Fall — weder auS Liebe, noch Geldes halber — zu wählen rathe. Aber der Mann, von dem eS sich, wenn der Thee vor über ist, herausstellt, daß er keinen erhalten hat, wird entschieden ein sehr guter Ehemann sein. Geduld, wie die seinige, verdient durch die beste der Weiber und die beste der Schwiegermütter belohnt zu werben. Meine Theuersten, wenn Sie einem solchen Manne begegnen, so suchen Sie um jeden Preis ihn zu heirathen. Er wird sich im strengsten Winter nicht weigern, zuerst zu Bette zu gehen. — Vor demZuchtpolizeigericht.zu Frankenthal kam am 20. Decbr. ein Proceß wegen Schatzgräberti zur Verhandlung. Einem gewissen Schlipp von Affelheim war eS gelungen, zwei wohlhabenden Bauern durch Jahre lang fortgesetzte Vorspiegelungen verbor gener Schätze dem einen 200, dem andern 3000 fl. adzuschwindeln. Der Betrüger wurde mit seiner Ehe hälfte zu 5, beziehungsweise 3 Jahren, und zwei an dere Helfershelferinnen ebenfalls zu je 5 Jahren Ge- fängniß verurtheilt. — In Szeged in, einer Stadt, deren Gebiet die Ausdehnung manches FürstenthumS hak (eS umfaßt 14 deutsche Meilen), gab eS bis vor kurzer Zeit nur einige herabgekommene wandernde Schauspieler oder ausgediente Unteroffiziere, die bald da, bald dort Schule hielten, d. h. den Kindern daS ABC und ei nige Fragen des Katechismus beibrachten. (Erst in diesem Jahre wurden sieben andere Lehrer bestellt.) Wie eS überhaupt in den ganz überfüllten städtischen Schulen zugehen mag, erhellt daraus, daß z. B. bei keinem Kinde irgend ein neues Schulbuch oder auch nur ein Schreibtäfelchen sich vorfindet; kein Wunder demnach, wenn bei der Bevölkerung die Unwissenheit so groß ist, daß HauSeigenthümer, in da- Amt beru fen und um ihre HauSaummee «estagt, das Haus nummertäfelchen vorzeigen, «eil sie selbst di« Rümmer nicht kennen und auch nicht wissen, unter welcher Nummer sie wohnen. -- In der letzten Woche hat man in Constanz eine Seltenheit gesehen , nämlich einen lebmdtgen Hecht von etwa 30 Pfund, der eine Länge von 5 Fuß und über den Rücken ein« Breite von einem hal ben Fuß hatte. Dieser Hecht wurde am 12. d. M. NachtS in dem Bodensee unweit der Rheinbrücke durch die alS kühne Schiffer und Fischer bekannten Gebrü der Einhart von Constanz in dem Rehe, mittelst dessen sie Gangfische zogen, gefangen. Er muß auf dem Raubfange von Gangfischen begriffen gewesen sein. Sein Alter wird von Sachkundigen auf beiläufig 60 Jahre geschätzt. Wie viele Fische dieser Raubfisch schon verschlungen haben muß, davon kann man sich einen Begriff machen, wenn man weiß, daß er in ei ner Nacht 30 bis 40 Fische verzehrte. Er ist nach Stuttgart gebracht worden, wo er dem Publikum ge zeigt wird. — Der Unsinn mit den redenden und schreibenden Tischen wird in Paris mit jedem Tage ärger. Die Sprache ist sogar mit einem neuen Worte dadurch bereichert: tadlature und tsdlomsnie. In Charenton sitzen neun Menschen, die dadurch vollständig verrückt geworden sind. Ein Büreau machte namentlich viel von sich reden, wo sich Kranke zu ärztlichen Consulta- tionen einfanden, die ein alter Eßtisch, vom Geiste Dupuytrens besessen, in vier Sprachen ertheilte. Die Polizei sieht dem Unfug ruhig zu. (Concertim Walde.) Der berühmte deutsche Reisende Moritz Wagner befindet sich jetzt in Mittel- Amerika und schildert seine interessanten Erlebnisse in der Cöln. Zeitung. Auch von dem Thierlärmen im Urwalde spricht er. „Im Allgemeinen wird der An bruch der Tageshelle bunter und fröhlicher begrüßt, als die einbrechende Dunkelheit. Auch daS Abend- concert ist noch tonreicher als die später» Nachtstun den. Am schweigsamsten scheinen die'tropischen Wald- thiere von Mitternacht bis gegen 3 Uhr zu sein. Vollständige Stille tritt aber nie ein oder doch nur in ganz kurzen Pausen. Immer fühlt sich irgend ein Nachtlhier gedrungen, durch gedämpfte oder verstärkte Stimme ein Zeichen seines Lebens oder seiner Leiden schaft gebend die Pause zu unterbrechen. Räthsel. Woher kommt es, daß mein Erstes So viel Zweites für mich hat? — Weil eS mit des G a n z e n Fülle Stets so zauberisch mir naht. Auflösung des Sylbenräthsels in der letzte» Nummer des UnterhaltungSfteundeS: ' - '' Hasenpanier.