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schon er dabei durch Dom und Koth zu gehen, d. i. sich Feindschaft und Verdruß auf den HalS zu ziehen pflegte. Doch für jetzt hiervon gmug, da wir den geehr ten Leser zu ermüden fürchten. Für heute noch etwas voy den Sitten und Ge brauchen der alten Wenden. Um die Pest von einer Ortschaft abzuhalten, verschritt man zu folgender Procedur. Man las 9 Personen aus, 2 junge Knechte, alle beide reine Junggesellen, eine Wittwe, so fie bert Jahre im Wittwenstande gesessen, die übrigen 6 mußten reine Jungfrauen sein. Alle diese muß ten am Ende des Dorfes um Mitternacht zusam menkommen, der eine Knecht brachte einen Pflug mit allem Zugehöre, der andere aber eine abgestor bene Rauthe, damit machte er einen Kreis, in wel chen sich die Wittwe mit den Jungfrauen begeben und daselbst sich ganz entkleiden mußten, es durfte auch Keiner em einzelnes Wörtlein entfahren. Hierauf ging die Wittwe mit der Rauthe voran, die Jungfrauen, so sich tn den Pflug eingespannt, zogen denselben ihr nach und der eine Knecht ging neben dem Pfluge her. Der ändere blieb im Kreift sitzen und hütete unterdessen die Kleider, während die andern um das ganze Dorf eine Furche pflüg ten, daß die Pest nicht in dasselbe ziehen sollte. Nach verrichteter Arbeit ging ein jedes MäuS- lcin stille und ungemuckt nach Hause. Allein Gott gebot dennoch der Pest, daß sie hin und wieder in solchen Dörfern fast alle Menschen wegriß. Bei einzelnen Stämmen der Wenden war eS Sitte, die verlebten alten Eltern lebendig und vor der Zeit zu vergraben, weil sie zu nichts mehr dic- inen konnten. l Anno Christi 1221, als eine Gräfin von Mannsfeld, geborene Gräfin von Luchau, ihre El tern zu besuchen durch die Lausitz zog, hat sie in einem Gebüsch ein jämmerlich Klagen gehört und chcrowegen ihre Diener dahin abgescndet, zu sehen, was da wäre. Als diese aber nicht sofort wieder- kamen, fuhr sie selbst dahin und fand einen gar alten Mann, der nicht mehr arbeiten konnte. Ihm waren die Hände gebunden; er weinte bitterlich und bat, man möchte ihn leben lassen. Der Sohn aber machte eine Grube, darein er ihn begraben wollte. Die Gräfin redete diesen an: „Was machst Du da, loser Bube?" Weil aber der Sohn sich nicht denken konnte, daß er unrecht thue, da solches bei den Wenden gebräuchlich, be kannte er frei heraus und sagte, sein Vater wäre alt und nichts mehr nütze, könnte sich auch selbst nicht mehr ernähren, dero halben wollte er ihn be graben. „Ei, Du loser Bube," sagte die Gräfin, „weißt Du nicht, daß Gott geböte» hat, man solle die Eltern in Ehre» halten und sie int Mer er nähren?" s Der wendisch« Bauer aber antwortete, er könnte ! das Brod nicht den Kindern nehmen und eS einem solchen alten Kerl, der nichts mehr nütze, geben. Die Gräfin wunderte sich über Vieft Rede, zog den Deutel und gab dem Dau« Geld, daß er sollte seinen Vater leben lassen und damit speism. Der Dauer antwortete: „Ja, sö lange da» Geld währt, so lange will ich ihn leben lassen," (Fortsetzung folgt.) , Es wird kitt Krieg.. (Trostlied für die jetzige Zeit.) Hört, lieben Leser, guten Leute, Hört an mein Trostlied! schaut mit Ruh' Beim Glase Bier dem Zeitgeist zu, Trinkt ruhig morgen so, wie heute, Glaubt mir, kein Krieg erschreckt die Welt; Denn Bruder Rothschild giebt kein Geld. Nud giebt er keinS, so kann aus Erden Zn allen Zonen weit und breit Trotz allem Zank und allem Streit Kein Krieg von großem Maßstab werden; Denn dazu braucht die liebe Welt Vor Allem Bruder Rothschilds Geld. Drum ist der Friede ringS geborgen; Es wäre denn, der reiche Mann Fing' Krieg mit seinen Schuldnern an. Doch dieses ist nicht zu besorgen, Da er gar sehr auf Ruhe hält; Denn Bruder Rothschild liebt sei» Geld. Druni, liebe» Leser, guten Leute, Blickt in die böse Zeit mit Ruh', Laßt's schmecken euch und lacht dazu. Trinkt ruhig morgen, so wie heute, Und glaubt, kein Krieg erschreckt die Welt; Denn Bruder Rothschild giebt kein Geld. vr. Theiner über die Jefuitett. Eine sehr bemerkenswerthe Erscheinung auf dem Gebiete der hohen Politik ist eine Schrift des Dr. Augustin Theiner, geheimen Archibars dcS Pap stes in Rom, welche mit Wissen, wohl gar im Auf trage des jetzige» Papstes Pius IX. im verflossenen Jahre . sowohl in lateinischer, als in deutscher Sprache ge schrieben worven ist. Diese aus den Urkunden des gc- , geheimen päpstlichen Archives gezogene Schrift zeigt der Welt alle diejenigen Ränke und SchandthateN, welche die Jesuiten gegm Papst Clemens XIV losgelassen haben, in einer Zeit, wo König Friedrich II. in Preu ßen, Kaiser Joseph II. in Oesterreich, lebten. Clemens XIV. mußte entweder die übermächtigen und übermü- thigen Jesuiten dewüthigeo — öder sich ihr« Ober herrschaft unterwerfen. Er wttanahm das siftstrre, di« Aufhebung des Ordens. Sobald seine Absicht bekannt wurde, glaubte er sich aber seines ÄbruS nichi mHr sicher: er fürchtete das Gift tzer. Jesuit «au- von Niemand nahm e, Speisen oöeri GMchcke. alfl von einem seiner Vertrauten,, Nau,«S sj^anz. DitÄHiiten wurden von, allen katholischen Höfen verfolg»^ nament lich vom — spanischen!. Die Jesuiten stützten sich