4 kennen. Ein Text besteht aus einem Teil, den ich schreibe und aus einem Teil, der sich sozusagen selber schreibt. Der Text muß ein Bild über jemanden, über etwas so vermit teln, daß es sich nicht auf vorherige Kenntnisse aufbaut. Denn das Schreiben kann keine Selbstdarstellung sein. Es ist’ein Prozess des In-etwas-sich-hineinzuversetzens und es ist die Gestaltung eines durchlebbaren, einfühlsamen, wollenden Individuums. Sätze werden literarisch, wenn sie den Leser greifen, bewegen, ändern. Die Wirklichkeit des literarischen Satzes ist das Wort, mit welchem eine noch richt bewußte Möglichkeit, praktisch eine Alternative der Wirklichkeit bewußt gemacht wird. Die Bedeutung des eigenen Ichs wird erst anschaulich, wenn der Schreiber auf diese Be deutung gerade verzichtet. Der literarische Satz entsteht ir der ich-losen Textlandschaft, wird originell, gewinnt.an Authentizität. Erinnerung dagegen ist stark ich-orientiert. Sie bewirkt ein unreflektiertes Schreiben, wodurch, statt dem Wirklichen.., eine poetische Gestalt zu geben, das soge nannte Poetische zu verwirklichen versucht wird. Solange der Mensch lebt, gibt es für ihn keine Identität, lediglich ein Identisch-sein mit seiner Notwendigkeit. Das Ich ist nichts anderes als das Synonym, in der Not zu sein. Nach Henry James' Maxime heißt Schreiben.: dramatisieren, dra— - 5 -