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Sie gehen ins Zimmer und Catarina bietet ihm Platz an. Hoffmann, das linke Bein Uber das rechte geschlagen, schweigt und wartet darauf, daß Catarina in dem Netz ihrer Erwartungen zu zappeln beginnt; er, Hoffmann, erwartet nichts und fühlt sich sicher und außerhalb jeder durch Gefühle entstehenden Gefahr; er hat nur zu beobachten, wahrzunehmen, der Wirrnis eines ihn nicht berührenden Lebens seine Ordnung, seine Geschichte zu geben,... schreibt Schimanski: "Nett, daß sie gekommen sind", sagt Catarina. "Was haben Sie von einer Begegnung erwartet", sagt Hoffmann. "Ich weiß nicht", sagt Catarina. "Ich bin sehr allein, wissen Sie. Ich bin seit meiner Scheidung vor zehn Jahren allein." Hoffmann fühlt ihre Unsicherheit, die Vorsicht, mit der sie spricht, betrachtet ihre nervösen Bewegungen, die Hände, die unruhig auf dem Schoß liegen, die sich beugenden und wieder streckenden Finger, den ein wenig zur Seite geneigten Kopf und das leichte Zucken der Lider. "Ich liebte meinen Mann und hoffte, er würde zurückkommen. Darüber sind die Jahre vergangen, und ich vergaß, daß es nicht gut sein würde, wenn ich nur mit mir selber ins Bett geh'. Manchmal schrecke ich auf in der Nacht, und dann berühre ich mich, um zu spüren, daß ich wach bin und es mich gibt. Ich stelle mich für eine Weile ans Fenster und schaue auf das gegenüberliegende Haus; hin und wieder ist ein Zimmer erleuchtet, und dann sehe ich einem alten Mann zu, wie er ein, zwei Zigarren raucht und durch den Raum läuft. Oder es ist schon früh am Morgen, und ich beobachte, wie die ersten Leute aufstehen, verschlafen die Gardine zurückziehen und das Fenster öffnen. Dann lege ich mich wieder hin und genieße es, noch ein wenig Zeit zu haben; uäd dann kommen die Gedanken darüber wieder, daß es nicht gut ist, alleine zu sein, zu spüren, wie den Empfindungen und Gedanken ein Gegenüber fehlt, durch das sie sinnvoll werden würden."