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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock sertionspreiS: die kleinsp. O W und dessen Umgebung. Abonnement viertclj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllllstr. Untcrbaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Neichs- Postanstalten. Dienstag, den 19. Dezember L8S3 Verantwortlicher Redakteur: E. Hanneboh« in Eibenstock. 40. Za-rgang. Auf Folinm b de« GenossenschafkSregisterS für die Stadl Eibenstock ist am heutigen Tage der „Kaufmännische Verein" zu Eibenstock als juristische Person eingetragen worden. Eibenstock, am 12. Dezember 1893. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Ttzr. Bekanntmachung. Christbaumoerlaus aus Auersberger Revier bett. Es wird hiermit bekannt gegeben, daß Bestellungen auf Christbäume — Fichten — nur am 19. -s. Mts., von vormittags 9-12 und Nachmittags 1—4 Uhr in der Expedition der unterzeichneten Revierverwalkung angenommen werden. Alle später eingehenden Bestellungen bleiben unbedingt ohne Be rücksichtigung. Die Abgabe der bestellten Bäume erfolgt Donnrrslag, am 21., von Vormittage lü Uhr ab an der Einmündung des Iosaer Steiges in das AuerSberger Revier. Königliche Forstrevierverwaltung Auersberg zu Eibenstock, am 16. Dezember 1893. Lehmann. Bekanntmachung. Der 4. Landrententermin für 1893 ist bis spätestens den 31. Dezember d. Js. bei Vermeidung der Zwangsvollstreckung anher zu bezahlen. Eibenstock, am Ib. Dezember 1893. Der Rath der Stadt. »I-. Körner. Beger. Die Conservative Partei im Königreich - Sachsen erläßt nachstehende, mit Hunderten von Unterschriften versehene Erklärung: Die unterzeichneten zur Be- rathung von Partei-Angelegenheiten versammelten Vorstandsmitglieder des Conservative» Landesvereins im Königreich Sachsen und Vertrauensmänner der conservativen Partei aus allen Theilen des Landes erklären, daß sie gewillt sind, nach Maßgabe ihrer Kraft und ihre» Einflusses mitzuarbeiten an der Ver wirklichung der Ziele, auf welche das Programm der deutsch-conservativen Partei in voller Deutlichkeit hin weist. In dem Kampfe um die höchsten Güter unseres VolkSthumS sind uns Alle als Mitstreiter willkommen, denen eS Ernst ist um die Gesundung unserer Ver hältnisse und die darum Bedenken tragen müssen, Führern zu folgen, die sich von ehrgeizigen, persön lichen Beweggründen leiten lassen, denen Agitation und Erregung der BolkSleidenschaften Selbstzweck ist. Für alle Diejenigen, denen die Sache am Herzen liegt, dringen wir auszugsweise jene Forderung unse res Programms in Erinnerung, von deren Durch führung wir eine Besserung auf wirthschaftlichem und socialem Gebiet ganz besonders erhoffen dürfen. Unser Programm verlangt: Den Kamps gegen den vielfach sich verdrängenden und zersetzenden jüdischen Einfluß — christliche Obrigkeit und christliche Lehrer — Stärkung des Mittelstandes in Stadt und Land und Beseitigung der Bevorzugung des großen Geldkapitals — Wirksames Einschreiten der Staatsgewalt gegen jede gemeinschädliche ErwerbSthäligkeit und gegen die undeutsche Verletzung von Treu und Glauben im Geschäftsverkehr — Schub für Lanbwirthschast und Industrie, für jede heimische Production gegenüber dem Auslande unter besonderer Berücksichtigung einer inter nationalen Regelung der Währungsfrage — Für daS Handwerk den Befähigungsnachweis, Stärk ung der Innungen, Begründung genossenschaft licher Vereinigungen zur Unterstützung von Handel und Gewerbe — Beschränkung und Beaufsichtigung deS Hausirhan- delS und der Abzahlungsgeschäfte, Beseitigung der Wanderlager, Wanderauctionen und der Auswüchse auf dem Gebiete der Consum- und Rabattvereine — Staatliche Beaufsichtigung der Börse — Nachdrückliche« Vorgehen gegen eine gewissenlose -Presse — Nachdrückliche Bekämpfung der Socialdemokratie und des Anarchismus. Unser Programm schließt mit den Worten: »Hochhalt ung von Christcnthum, Monarchie und Vaterland, Schutz und Förderung jeder redlichen Arbeit. Wahr ung berechtigter Autorität, da» sind die ^obersten Grundsätze, welche die deutsch-conservative Partei auf ihre Fahne geschrieben hat", und bezeichnet damit die Pfeiler, aus denen die Erneuerung unsere» Volks leben» begründet werden muß und ohne welche auch die bestgemeinten Reformen sich weder als heilkräftig, noch al» lebensfähig erweisen würden. In Ausführ ung unsere« Programm» legen wir gegenwärtig be sonderen Nachdruck darauf, daß eine gerechte Vertheil- ung der Steuerlasten stattfinde, was nothwendiger- weise zur Folge haben muß, daß die Börse erheblich herangezogen wird. Andrerseits erblicken wir in der Lösung der Iudcnsrage eine der ersten Aufgaben unserer Zeit. Um diese Lösung anzubahnen, halten wir eS für erforderlich, unverzüglich und mit aller Energie auf die folgenden wichtigsten Schritte hinzu wirken: Beseitigung der Auswüchse im Gelderwerb — Verhinderung weiterer Einwanderung von Juden — Ausschluß der Nichtchristen vom Richter-, Verwalt ung«- und Lehramt. In Rücksicht auf die immer mehr hervortrctende Auflehnung der Sozialdemokratie und des Anarchismus gegen die staatliche Autorität, gegen Recht und Gesetz, fordern wir ein energisches Einschreiten der Staatsgewalt gegen die Umsturz mächte. Wir wollen Hand anlegen. Wer mithelfen will — wer mit uns der Ansicht ist, daß nicht die Ausstellung maßloser und unerfüllbarer Forderungen, die den Lärm und den Skandal fördern und die all gemeine Unzufriedenheit noch steigern, das Heil bringen kann — sondern daß eS gilt, einzutreten für das, was zugleich nothwendig und gerecht, vernünftig und erreichbar ist — in dem sehen wir einen Freund, den wir bitten, unsere Bestrebungen unterstützen zu wollen. Hagesgeschichte. — Deutschland. Die vom Reichskanzler vor Kurzem veröffentlichten Erhebungen über die Arbeit«- verhältnisse der Angestellten im Handelsge werbe sollen nicht nur, wie meist angenommen wird, als Unterlage zur Regelung der Arbeitszeit dienen, sondern auch, und nicht zuletzt, einen Anhalt zur Ein führung einer MinrestkündigungSsrist bieten. In dieser Beziehung herrschen in Deutschland noch viel- sach sehr beklagenSwerthe Zustände. Es giebt selbst in den Großstädten bedeutende Ladcnbesitzer, die ihre Gehilfen mit dreitägiger, mitunter sogar eintägiger Kündigung anstelle«. Sie gehen dabei von der viel leicht nicht unzutreffenden Ansicht au», daß längere Kündigungsfristen nur die Prinzipale einseitig binden, da die Angestellten, die sich verändern wollen, immer Mittel und Wege finden, vor der vereinbarten Frist loszukommen. Aber Handlungsgehilfen, die fast täg lich auf« Pflaster gesetzt und brotlos gemacht werden können, vermehren nicht blo» die Reihen der Unzu friedenen, sondern werden auch nicht selten, wie die Erfahrung hinlänglich gelehrt hat, aus die Bahn de« Verbrechens getrieben. Wie viele schwere Verbrechen gegen Leben und Eigenthum sind nicht in den letzten Jahren von stellungslosen Kommis verübt worden! Die Regierung hat daher im allgemeinen Interesse dringende Veranlassung, dieser wichtigen Frage näher zu treten und für eine MinimalkündigungSsrist im ganzen deutschen Handelsgewerbe zu sorgen. — Berlin. Der Reichstag hat vor seinen Weihnachtsferien die drei »kleinen- Handelsver träge, mit Rumänien, Serbien und Spanien, unter Dach und Fach gebracht und die TageSpresse knüpft daran je nach dem Parteistandpunkt ihre Betracht ungen. Inwieweit die Annahme der Verträge auf die deutsch-russischen Verhandlungen einwirken wird, läßt sich zur Zeit noch nicht übersehen; einstweilen wird jedoch gemeldet, daß die Verhandlungen nun ein schnellere» Tempo annehmen werden, dem nicht ein mal das Weihnachtsfest eine Pause giebt. — Die »Nat.-Lid. Korr.- schreibt aus Anlaß der Abstimmung über die Handelsverträge: »Der gegenwärtige Reichs tag kenntzeichnet sich durch die ungemein geringen Mehrheiten, mit welchen die wichtigsten Entscheidungen getroffen werden. So war eS bei dem HeereSgesetz, bei dem Jesuitenantrag und ist jetzt wieder bei dem rumänischen Handelsvertrag der Fall. Die Ent scheidung über diese großen Fragen war bis unmittel bar vor der endgültigen Abstimmung höchst zweifel haft, und jedem Antisemiten, Polen, Elsässer und »Wilden" mußte man auf seine Stellungnahme genau ansehen, um sich ein Unheil über die Aussichten einer Mehrheit für oder gegen zu bilden. Dabei fällt die zufällige größere oder geringere BesuchSziffer auf dieser oder jener Seite ausschlaggebend inS Gewicht und Ueberraschungen aller Art sind nicht ausgeschlossen." Es verdient hierzu noch bemerkt zu werden, daß sich die Mehrheiten fast jebeSmal au» andern Elementen zusammensetzen, so daß von einer Reichstagsmehrheit im gewöhnlichen Sinne nicht gesprochen werden kann. — Spanien. Eine Meldung der^Pol. Corr." aus Madrid stellt fest, daß die Initiative betreffend den Plan der internationalen Bekämpfung deS Anarchismus von dem Madrider Kabinet au»- gegangen ist, welche» seine diplomatischen Vertreter beauftragte, bei den betreffenden Regierungen anzu fragen, ob dieselben zu Pourparlers über internationale Maßnahmen gegenüber dem Anarchismus geeignet wären. Mehrere Regierungen erklärten daraufhin, keine prinzipiellen Einwendungen zu erheben, andere behielten sich vor, Stellung zu nehmen, wenn Spanien mit präzisen Vorschlägen hervorgetreten sein werde. Letzteres ist bisher nicht geschehen. Einige Regier ungen nahmen das Projekt kühl auf, speziell verhielt sich da« englische Kabinet ablehnend, und einen dem englischen analogen Standpunkt nahm auch Frankreich ein. Locale unv sächsische Nachrichte«. — Eibenstock. Ueber die Anlage der neuen Schmalspurbahn Kirchbcrg-WilzschhauS sei hier folgende« mitgetheilt: Auf die Fahrstraße, wie die alte Wilkau-Kirchberg-SauperSdorfer Strecke, hat man die neue nicht verlegt und hier somit vermieden, wa» dort allgemein al« den lebhaften Wagenverkehr auf dieser Strecke störend und hindernd empfunden wird. Sie geht vielmehr von SauperSdors bis Anfang Bärenwalde den dichtbevölkerten Grund hinauf immer an der Straße am linken Rödelbachufer hin. In Mitte Bärenwalde verläßt die Bahn den Grund und biegt nach Obercrinitz ab, um da« hochgelegene Rothen kirchen zu erreichen und von hier au« di« an ihren Endpunkt darf man die Bahn infolge bedeutender Steigung, Ausschüttungen, Schleifen, Thalüberbrück ungen, Felssprengungen überraschende Fernblicke und liebliche LandschastSbilrer bietend, al- Klein-Semme- ring-Bahn bezeichnen. Bon den erbauten Bahnbrücken sind besonder« die beiden eisernen bei Stützengrün wegen ihrer eigenartigen Bauart und die bei Wilzsch- hauS über da« Muldenthal wegen ihrer Länge, von