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Die zwölf Jahre unter der Geissel des Faschismus stellen in der Entwicklung der jüngeren deutschen Kultur eine Kluft dar, die tief ist und steril wie kaum eine Zäsur in der Kulturgeschichte einer anderen Nation. Wer zu Beginn der Vorbereitung auf den Faschismus noch glaubte, dass diese Kluft nur trennen würde, einige "rassisch" oder politisch profilierte Menschengruppen nämlich von der Masse der Bevölkerung, der sah sich bald getäuscht: Der Brand auf dem Berliner Opernplatz 1933 zum Beispiel zeigte, dass die Zerstörung der Kultur im lande total war, dass sie keine Grenzen und keine Übergänge kannte. Die Kluft zog sich durch alle Gebiete der Künste und der Wissenschaften. Individuelle Versuche von Kulturarbei tern, private Wege bei der Überwindung dieser Kluft zu finden, scheiterten. Der Abstieg in die Tiefe erwies sich als zu steil und steinig, und der geringste Fehl tritt löste eine Lawine aus, hatte den Absturz zur Folge. Es gibt Versuche der Faschisten auf der Sohle dieser Kluft eine neue, den gesellschaftlichen Bedingungen des terroristischen Imperialismus gemässe Kultur zu begrün den, aber es gelang ihnen nur insoweit, als sie lediglich ein graues Gewimmel einzelliger Infusorien schufen.