für Kunst haben und instinktiv die Schönheit der Form fühlen, bleibt die Form ein "Geheimnis", das heisst sie können - ohne tieferes Eindringen in das Wesen des künstlerischen Schaffens - ihre Wirkung nicht erklären. Wer auf einem Bilde die Schönheit der Farbengebung bewundert, weiss deshalb noch lange nicht, mit welchen Mitteln der Künstler diese Wirkung erzielt." (4o) Dass zum wirklichkeitsnahen poetischen Abbild vor allem auch das Erlernen der Dichtung spezifischer Formen nötig ist, darauf weist Michail Issakowski an anderer Stelle hin: "Kein Gelehrter kann etwas Neues entdfiken, wenn er nicht zuvor das gründlich studiert hat, was Wissen schaftler vor ihm erfahren und entdeckt haben. Kein Dichter kann vorwärtsschreiten, der Poesie neue Horizonte eröffnen, wenn er nicht zuvor das in sich aufgenommen hat, was vor ihm in der Dichtkunst er reicht worden ist." Und Bertolt Brecht warnt vor einer Unterschätzung der Vielfalt realistischer Schreibweise: "Man kann bei Shelley sehen, dass die realistische Schreibweise keinen Verzicht auf Phantasie, noch auf echte Artistik bedeutet. Nichts hindert auch die Realistin Cervantes und Swift, Ritter mit Wind mühlen kämpfen und Pferde Staaten gründen zu sehen. Nicht der Begriff der Enge, sondern der der Weite passt zum Realismus. Die Wirklichkeit selber ist weit, vielfältig, widerspruchsvoll; die Geschichte schafft und verwirft Vorbilder... Es sind nicht die äusseren Formen, welche den Realisten ausmachen. Und gibt es auch keine unfehlbare Prophylaktis: frische Artistik geht über in stinkenden Ästhetizismus,