Die praktische Wahrheit, die Lautr^amont von der Dicht kunst fordert, ist jener Aufstand des Gewissens gegen die degenerierte herrschende Klasse, der Jonathan Swift (27), den als irrsinnig verschrieenen Pfarrer aus Wahl (Eire), veranlasste, den "bescheidenen Vorschlag" zu machen, "wie man die Kinder der Armen hindern kann, ihren Eltern oder dem Lande zur Last zu fallen, und wie sie vielmehr eine Wohltat für die Öffentlichkeit werden können", indem man alljährlich hunderttausend Kinder irischer Bauern schlachte, um sie als Braten den Gutsherren zu ver kaufen, Aber im 19» Jahrhundert ist der so in individuel ler Grausamkeit (als sarkastische Überspitzung) revoltie rende Maldador ebensowenig geeignet, die bestehenden unmenschlichen Verhältnisse der bürgerlichen Gesellschaft zu verbessern wie die andere, die lichte Seite Lautr6amonts, jene Aufforderung nämlich: "Kehren wir zu Konfuzius, Buddha, Sokrates, Jesus Christus zurück. Moralisten, die Hunger leidend durch die Dörfer zogen!" - (28) Stephane Mallarmfe schliesslich zerstörte die Wirklichkeit vollends, jene Wirklichkeit, die Poe als ein unerlässli ches, aber doch ziemlich unbedeutendes Mittel zum Zweck der Komposition eines Gedichts betrachtete, und die bei Baudelaire, Rimbaud und Lautr6amont die Ursache für ihren Modernismus um jeden Preis war, die Wirklichkeit der bür gerlichen Gesellschaft in der Epoche des aufblühenden Kapi talismus nämlich. Mallarm6 zeigt, dass in dieser Gesell- schäft die Dichtkunst ganz ohne die Wirklichkeit auskommen