"Die stärkste, erhebendste und reinste Freude wird - dies ist meine Überzeugung - in Betrachtung des Schönen empfunden. Sprechen nun die Menschen von Schönheit, so meinen sie streng genommen nicht, wie zu erwarten wäre, eine Eigenschaft, sondern eine Wirkung: sie bezeichnen damit kurzerhand eben jene starke und reine Erhebung der Seele - nicht des Ver standes oder des Herzens - von der ich oben sprach, die sich aus der Betrachtung des Schönen ergibt. Ich erkläre nun die Schönheit als die Domäne der Dicht kunst, weil es nun einmal das Wesen der Kunst klar bedingt, dass Wirkungen aus Ursachen unmittelbar hervorgehen müssen, dass Ziele durch die am besten geeigneten Mittel erreicht werden sollen; noch keiner hat bestritten, dass das Gedicht der geeignetste Weg ist, jene innere Erhebung zu erzeugen. Dagegen ist Wahrheit oder Befriedigung des Verstandes und Leidenschaft oder Erregung des Herzens, wenn schon in der Dichtkunst bis zu einem gewissen Grade erreich bar, in Prosa bei weitem leichter zu erzielen. Wahr heit erfordert Folgerichtigkeit, und Leidenschaft eine schlichte Sprache (wer wahrer Leidenschaft fähig ist, versteht, was ich meine), und diese beiden Momente stehen in geradem Gegensatz zu jenem Begriff der Schönheit, der, wie ich behaupte, die Erregung oder erfreuliche Erhebung der Seele bewirkt. Ich wil^x^ damit keineswegs behaupten, dass Leidenschaft und selbst Wahrheit in einem Gedicht nicht gegeben werden könnten - denn sie können die Wirkung stärken und stützen durch Kontrakt, wie Dissonanzen ein Musik stück. Der wahre Künstler aber wird immer bestrebt sein, sie der beabsichtigten Wirkung unterzuordnen und sie, soweit dies möglich ist, mit den Schleiern jener Schönheit umkleiden, die die Atmosphäre und das Wesen eines Gedichtes ist. Indem ich nun Schön heit als meine Domäne betrachtete, bezog sich die