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Wawerley-Place! Am selben Abend, an welchem der Mord begangen wurde, war sie mit ihm zusammen getroffen — war dies nicht ein Beweis, ein unheim licher Beweis — von Annh HoodS Theilnahme an dem Verbrechen? Aber welchen Zweck hatte sie dabei vor Augen gehabt? Weshalb wünschte sie Benjamin Hood aus dem Wege zu räumen, ihn, den liebevollsten Gatten? Sie wünschte vielleicht zu dem ersten zurückzu kehren. Abscheulich! Ich befinde mich in der Fifth Avenue vor dem Hoodschen Hause. Langsam öffnet sich die schwere Thür. Der Por tier sieht heraus. Wer kann um diese Tageszeit einen Besuch machen wollen? „WaS wünschen Sie?" fragt er in barschem Tone. „Wen wünschen Sie zu sprechen?" „Aber ich wünsche Niemand zu sprechen, im Gegen- theil — Ist Mrs. Hood zu Hause? Ich komme in einer dringenden Sache." Er sah mich mißtrauisch an. Da zog ich einen kleinen Gegenstand aus der Tasche und hielt ihm denselben dicht vor die Augen. Die Polizei! Ja, jetzt war ihm Alles klar. „Ob Mrs. Hood zu Hause ist? Ich will gleich einmal fragen. In einem Augenblick bin ich wieder da." Ich wartete. Und ich muß gestehen, ich befand mich in einer gewissen Spannung. „Nein, Mrs. Hood ist ausgegangen. Aber viel leicht kann ich —" Aber ich war schon wieder zur Thür hinaus. Sie war fort! DaS freute mich, das freute mich unbeschreiblich! Wo war sie? Ach, das wußte ich nur zu gut — in ciiUr stillen, kleinen Straße in Begleitung eines großen» schlanken Mannes — in vorzüglicher Begleitung. Und jetzt — zum Chef! Er hatte lange nichts von mir gehört. Es wurde Zeit, ihn zu beruhigen, ihm neuen Muth und Hoffnnng einznflöße» — nnd dazu war ich der Mann. Ich eilte vorwärts, so schnell ich vermochte. Es war bereits spät und ich wollte nicht gern den langen Weg zu Fuß vergebens machen. Aber ich stieß, wie dies stets zu gehen pflegt, wenn man die größte Eile hat, auf Hindernisse. Ich hatte bereits ein gutes Stück Weges zurückgelegt, als ich bei. einer Biegung der Straße Plötzlich eine unge heuere Menschenmenge vor mir erblickte. Nachdem ich näher gekommen war, sah ich, daß es ein geordneter Zug war, der langsam die Straße hinabzog und dieselbe völlig sperrte. An der Spitze schritten Fackelträger. Dann kamen Männer mit rothen Fahnen. „Gebt uns Arbeit!" stand auf einigen, „Gebt uns Brot" auf anderen. Auf einer las ich sogar „Brot oder Blut!" Mir kam diese Prozession höchst ungelegen. Ich hatte Eile, ich wollte vorwärts. Was war da zu thun? Es gab nur einen Ausweg — ich mußte mich dem Zuge anschließen. Mit Mühe und Roth arbeitete ich mich an den Rand des Trottoirs durch. Dann ging ich auf die Straße hinab — und folgte dem Zuge. Ja, ich that es wirklich! Ich, der Sicherheits beamte, der Aufrechterhalter der Ordnung, folgte der rothen Fahne des Aufruhr«. Und obendrein war ich gezwungen, in die lauten Rufe mit einzustimmen, die die Mitglieder der Prozession von Zeit zu Zeit er tönen ließen. Natürlich passirte der Zug die Polizeistation. Wenn man erwartet hatte, daß hier ein Versuch gemacht werden würde, den Pöbel auseinander zu treiben, so hatte man sich geirrt. Der Zug durfte ungestört weiter ziehen. Ich schlich inzwischen unbemerkt ins Haus. Einige meiner Kameraden saßen ruhig und ungestört im Vorziminer. Sie unterhielten sich miteinander. Aber cS herrschte nicht die gewöhnliche, muntere Stimmung. Sie sahen ernsthaft, beinahe sorgenvoll aus. Und ich begriff den Grund ihrer Sorge wohl, — aber geduldet euch nur noch wenige Tage, dann wird sich Vieles geändert haben. Ich nickte ihnen zu und wollte vorüber eilen. Aber man hielt mich zurück. „Sieh doch, Moore!" rief Einer von ihnen aus. „Nun, wie geht cS Dir? Du sollst ja unsere Ehre wieder Herstellen!" fügte er in einem Tone hinzu, der scherzhaft klingen sollte. Ich drückte ihm die Hand herzlich. „Und wie geht es Euch denn?" fragte ich. „Habt Ihr inzwischen wichtige Entdeckungen gemacht?" „Ja," erwiderte Frank. „Ich hatte das Glück, den bewußten Falschmünzer zu fassen. Da^ soll in die Zeitung kommen und den Leuten wenigstens vor läufig den Mund stopfen." „Ist der Chef drinnen?" „Ja, und er hat heute wenigstens zwanzigmal nach Dir gefragt?" Ich begab mich in das Zimmer meines Chefs. Ich klopfte und trat ein. Er saß über seine Papiere gebeugt am Schreibtisch, seine Miene war noch ebenso düster und sorgenvoll wie das letzte Mal, als ich ihn gesehen. Jetzt wandte er sich um und gewahrte mich. „Moore!" rief er aus. „Ich habe Sie mit Sehn sucht erwartet, wollte aber Ihre kostbare Zeit nicht zwecklos in Anspruch nehmen — denn Sie denken doch an Ihr Versprechen, Moore? Wie stehen denn die Sachen jetzt?" „Mein Chef!" erwiderte ich. „Drei Tage und drei Nächte sind bis jetzt verflossen. Ich kann Sie versichern, daß ich keine Mühe gescheut habe, daß ich gethan, was in meinen Kräften stand." Er unterdrück mich plötzlich. „DaS wußte ich im Voraus, Moore. Und welcher Art ihre Mittheilungen auch sein mögen, einer Vor bereitung bedarf es nicht. Doch zuvor eins? Ich habe einen Brief, Mr. Moore, der für Sie von Wich tigkeit ist. Benjamin Hood," er seufzte tief auf, „Benjamin Hood hatte zu seinen Lebzeiten einen Kom pagnon, Mr. Percy Barker. Heute Morgen erhielt ich einen Brief von ihm, — heute Mittag war er selber hier. Er sprach seine Verwunderung darüber aus, daß er noch keinen Besuch erhalten habe — so drückte er sich aus. Er habe wichtige Aufklärungen zu geben. Er war sehr eindringlich und bat, man möge ihm sobald wie möglich Gelegenheit geben, das, was er wisse, mitzutheilen. Deshalb, Mr. Moore, müssen Sie, sobald Sie können, zu Mr. Barker gehen, d. h., wenn Sie seiner Aufklärungen überhaupt noch bedürfen." Bei diesen Worten umspielte ein ironisches Lächeln seinen Mund. „Mein Chef, ich glaube kaum, daß dieser Besuch noch nöthig ist. Ich habe nicht allein eine Spur aufgefunden, — ich — ich habe dieselbe auch bereits ein gutes Stück verfolgt. Ich zweifle nicht mehr, daß ich ans dem rechten Wege bin. Ich habe — ja ich kann es dreist heraus sagen — ich habe Beweise!" Er sah mich an. Cs blitzte in seinen Augen auf, eine leichte Röthe bedeckte seine bleichen Wangen. „Sie haben Beweise? Sichere Beweise?" Jetzt war die Reihe zu lachen an mir. „Ich hoffe es wenigstens." Da begegnete ich einem fragenden, forschenden Blick. Ich verstand denselben. „Der Name! Der Name des Mörders?" Und schon öffnete ich den Mund, schon hatte ich die Namen „Archibald Forster, Annh Hood" aus der Zunge, aber ich besann mich und schwieg. Der Chef sah mich schweigend an. Er bemerkte mein Schweigen und respektirte es. „Sie bedürfen sicher der Ruhe, Moore. Ich will Sie nicht länger aufhalten. Ich bi» mit dem, was ich erfahren habe, zufrieden. Ich hoffe bald Weiteres zu hören. Sie denken an Ihr Versprechen?" „Mein Chef! Sieben Tage und sieben Nächte haben Sie mir vergönnt. Ehe die siebente Nacht verflossen ist, sehen Sie mich wieder hier und dann nicht allein — hier in diesem Zimmer soll der Mörder vor Ihnen stehen." „Moore!" antwortete mein Chef, indem er mir die Hand drückte, „Moore, wenn Sie halten, was Sie versprechen, und ich bin fest davon überzeugt, dann erweisen Sie nicht allein mir, sondern auch der ganzen Stadt und sich selber einen großen Dienst." XI. An der bekannten Wall-Street, vielleicht der be kanntesten von den unzähligen Querstraßen, welche der Broadway aussendet und die ein Riesennetz von Nebenstraßen und Passagen bilden, lag der große Marmorpalast, vor welchem ich am Freitag Morgen stand. Die meterhohen goldenen Buchstaben im Frontispice glänzten im Hellen Morgenlicht. „Barker u. Hood, Bankers", ja, so stand es dort geschrieben, und nun war Mr. Barker alleiniger Inhaber der Firma. Ich steige schnell die breite, teppichbelegte Marmor treppe hinan — aber nicht allein, denn obwohl es noch früh am Morgen ist, wogt hier drinnen bereits ein dichter Menschenstrom. Wie gesagt, die Treppen waren breit, aber kurz. Und jetzt liegt ein langes Vestibül vor mir. Ich öffne eine der großen Thüren, die ins Geschäftslokal führen und trete ein. (Fortsetzung folgt.) Schrecknisse einer Luftballon-Fahrt. Vor einigen Wochen wurde über die unheilvolle Luftballon-Hochzeitsreise des Franzosen Charbonnet berichtet. Die erste Auffahrt war geglückt, eine zweite mißglückte, der Ballon gerieth auf einen Gletscher und die Reisegesellschaft — Charbonnet, dessen Frau, deren Schwager und ein Arbeiter — mußte den ge fährlichen Abstieg wagen, bei dem Charbonnet ab stürzte. Das „N. Wr. Journ." veröffentlicht jetzt folgende von der Wittwe Charbonnet« herrührende Schilderung der Katastrophe: Als ich meinen Fuß in die Gondel setzte, überkam mich plötzlich ein unerklär liches Furchtgefühl, die Ahnung eines bevorstehenden Unglücks. Ich bat meinen Mann, von seinem Vor haben abzustehen, er jedoch beschwichtigte meine Angst und versprach mir, einen kurzen Ausflug von Höchsten einer Stunde zu machen. So stieg ich ein. DaS Wetter war prachtvoll, kein Hauch regte sich und kerzengerade stiegen wir auf. Wir flogen über Berge hinweg, und bald berührte unser Ballon fast die Erde. Ich wollte Anker werfen, mein Mann aber, von der Schönheit der Fahrt wie berauscht, hinderte mich daran und warf so viel Ballast aus, daß wir mit schwindelerregender Schnelligkeit in die Höhe schossen und die Höhe von 6500 Meter (?) erreichten. Rings umher eine trostlose, überwältigende, entsetzliche Ein samkeit. Ich hielt das Barometer in der Hand, um die Höhe zu messen, und sprach mit meinem Gefähr ten, allein wir hörten einander nicht, wir sahen wohl die Bewegung unserer Lippen, vernahmen aber keinen Laut. Aus den Ohren, aus der Nase, unter den Fingernägeln hervor schoß uns das Blut; aus allen Poren drangen die rothen Tropfen. Mein Mann versuchte den Ballon zuni Fallen zu bringen, umsonst. Ein heftiger wirbelnder Wind, der uns plötzlich um toste, riß uns wieder empor und fegte uns nun so durch die Lüfte. Plötzlich ändert der Ballon seine Richtung; gleichzeitig fällt er in einem Augenblicke aus der Höhe von 0000 Metern auf 3000 und ge rieth in einen Schneesturm von solcher Wuth, daß der Ballon erfaßt, gedreht und umgestülpt wurde! In entsetzlicher, furchtbarer, tödtlicher Angst klammer ten wir uns an das Netzwerk an, vier Mal wurde der Ballon kopfüber gedreht, vier Mal sahen wir uns frei im unendlichen Raume, am schwachen Strick werk hängen! Unsere Kleider waren zerfetzt und in Stücken fortgeweht. Einen Augenblick später — ein Schlag, ein Stoß, ein Ruck — der Ballon war an die Felskanten eines Berges gestoßen. Das Netz des Ballons hatte sich in eine FelSzacke verfangen und wir schwebten über dem Abgrund, den Tod jeden Augenblick erwartend. Ein neuer Windstoß reißt uns los, der Ballon wird an eine andere Felswand ge schleudert und erhält einen klaffenden Spalt. Und plötzlich wieder ein Ruck und die Gondel ward auf ein Eisfeld geschleudert. Es war 2'/, Uhr Nachmit tags. Wir lagen da auf dem Eise, fassungslos, an Leib und Geist zerschlagen. Vor Allem suchten wir uns gegen das Erfrieren zu schützen. Ich zog ein Paar Beinkleider meines Mannes an, er hüllte sich den Kopf in ein Hemd, Botto und Durando in Stücke unserer Flagge. Charbonnet schnitt nun Stücke von dem Ballon und deckte uns damit zu. Die Männer legten sich eng aneinander gedrängt hin und ich mich quer über ihre Beine, nm mich auf diese Weise zu wärmen. Indessen raste der Sturm immer heftiger über uns weg. „Laßt uns beten", sagte ich da, und ich machte das Gelöbniß, wenn die heilige Jungfrau uns hilft, alles Gold, da« ich habe, ihr zu weihen, und nie mehr Gold an meinem Leibe zu tragen. Und nun beteten alle mit dem Geiste, mit dem Herzen, mit den Lippen: „Vater unser, der Du bist . ." und als wir zur Stelle kamen, „gieb uns heute unser tägliches Brod", da rief Durando: „Oh, wenn ich nur ein Stückchen hätte", dann betete er weiter. „Amen", sagten wir, und in demselben Augenblicke schrie Durando laut auf: „O, Madonna, Madonna Santa, seht dort hin!" Und da lag vom Schnee, vom Regen aufgewcicht, eines der Brode, das wir mitgenommen hatten, und das aus der Gon del wie durch ein Wunder hierhergefallen war. Wir verbrachten die Nacht in der fürchterlichsten Lage, dennoch schliefen wir vor Ermüdung ein. Früh wachte ich zuerst auf und weckte Alle. Es ist Zeit, sagte ich. Und wir begannen den Abstieg. Durando, der Ar beiter voran, dann ich, dann mein Mann, dann mein Schwager. Plötzlich glitt mein Mann dicht bei einem Abgrunde aus, doch wir vermochten es, ihn zu fassen und zu halten. Zwei Schritte weiter glitt er neuer dings aus, und ehe wir Zeit hatten, ihn zu erfassen, versank er in den Gletscherspalt. Was wir da fühlten, was wir da sagten, was wir da thaten, ich weiß eS nicht; es ist mir noch immer, als sähe ich ihn, die Arme emporgestreckt, den Blick auf mich gerichtet, versinken. Wie ich den Abstieg vollendete, ich weiß es nicht mehr. Gegen Mittag hörten wir plötzlich Glockenklang herübertönen, und in diesem Augenblicke kam ich zu mir selbst, ich stürzte auf die Knie und weinte. Noch eine Nacht, noch einen Tag dauerte unsere Marter, endlich Mittwoch früh gelangten wir an das Bett eines Wildbaches. Zehn Minuten später sahen wir eine Hütte, eine Stunde darauf waren wir dort. Dort unter Menschen. Und er, er war im ewigen Eis, und nie werde ich ihn sehen. Erst oben! Müashundert Merzte haben in höchst anerkennender Weise ihr Urlheil über die nunmehr seit 14 Jahren existirenden Apotheker Richard Brandl'schen Schweizerpillen dahin abge geben, daß dieselben «in ganz vorzügliches, sichere», zuverlässige» und ohne alle unangenehmen Nebenerscheinungen wirkende» Abführmittel sind. Kein andere» ähnliche» Mittel hat jemal» eine gleiche Anerkennung und Empfehlung feiten» der Aerzte gesunden. Man nehme de-halb in allen Fällen, wo e» sich darum handelt, eine regelmäßige Oeffnung zu erzielen, ohne den Körper zu schädigen, die ächten Apotheker Richard Brandt'schen Schweizerpillen mit dem weißen Kreuz in rothem Grunde (erhältlich nur in Schachtel» ä 1 Mk. in den Apo theken) und nicht» Anderes. Druck und Verlag von E. Hannebohn in Eibenstock.