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Ich meine, da« Andenken an diese glorreichen Zeiten muß un« Beranlassung bieten, heute da« Ge lübde unerschütterlichen Gehorsam« und unerschütter licher Liebe zu Sr. Majestät und dem gesammten Königlichen Hause zu erneuern. Se. Majestät wird sich endlich erinnern an die Zeit nach dem französischen Felvzuge, in der die sächsische Armee unter seinen Augen und unter dem Commando seine« erlauchten Bruder«, de« General- seldmarschall« Prinzen Georg bestrebt gewesen ist, sich immer mehr zu vervollkommnen, in der die säch sische Armee bestrebt gewesen ist, ein würdige« Glied der gesammten deutschen Armee zu sein und zu bleiben. Daß e« der sächsischen Armee gelungen ist, diese« Ziel zu erreichen, da« haben Se. Majestät nicht nur von dem verewigten Kaiser Wilhelm I., sondern auch von dem jetzigen Kaiser, seinem erlauchten Verbün deten, unserem obersten Kriegsherrn, des Oefteren gehört. Und so können wir uns der Hoffnung hingeben, daß die Bilder, die sich heute beim Ueberschauen der 50 Militärjahre vor den Augen Sr. Majestät ent rollen, in der Hauptsache freudige sein werden. Der heutige Tag bietet uns nun hochwillkommene Veranlassung, Gott zu bitten, daß eS Sr. Majestät vergönnt sein möge, auch auf seinem ferneren Lebens wege nur heitere Bilder vor Augen zu baden, Gott zu bitten, daß er alles Ucble von Sr. Majestät und dem gesammten Königlichen Hause abhalken möge, Gott zu bitten, daß er Se. Majestät seinem Sachsen volke noch lange in geistiger und körperlicher Frische erhalten möge. Gott segne, schirme und beschütze Se. Majestät unfern Allergnädigsten König und Herrn! Se. Ma jestät unser König lebe hoch! hoch! hoch! Der Königin Carola gedachte sodann da« Vor standsmitglied de« Militärverein«, Herr Spaikassen- Verwalter Müller mit folgenden Worten: Hochgeehrte Festgenossen! E« kann für edelbenkcnde Menschen wohl keine schönere Aufgabe geben, al« bei passender Gelegenheit der Tugenden und Vorzüge Anderer in ehrendem und dankbarem Sinne zu gedenken. Diese Aufgabe hat denn auch die gegenwärtige Versammlung zu der ihrigen gemacht. Wenn nun Herr Premierlieutenant der Landwehr, Rechtsanwalt Landrock in geschickter und trefflicher Weise soeben ein Bild entrollt hat, welche« die hohe Verehrung und innige Dankbarkeit gegen den könig lichen Jubilar, unseren geliebten LandcSvaivc, veran schaulichen soll, so glaube ich im Sinne aller An wesenden zu handeln, wenn ich jenem Bilde ein zweite« beifüge, auf dem mit goldenen Lettern zugleich die Liebe und Dankbarkeit verzeichnet steht gegen die er habene Gemahlin Sr. Majestät, unserer hochgeschätzten, theuren LandeSmutter, der Königin Carola. Auch ihr wollen wir in gegenwärtigem Augenblicke die herzlichsten Sympathien entgegenbringen und da mit den innigsten Wunsch verbinden, daß Gott sie uns noch lange, lange erhalten möge, dieses kostbare Juwel für unser liebes Heimathlanv. Ihre Majestät, die Königin Carola, sie lebe hoch, hoch, hoch! Da« von den beiden Rednern auf die Königlichen Majestäten «»«gebrachte dreifache Hoch fand bei der Festversammlung stürmischen Widerhall. Nächstdem setzte sich das glanzvolle Festspiel »König Albert, Sachsenheld" in Scene, dessen Aufführung in allen seinen Theilen als eine äußerst gelungene bezeichnet werden muß, wozu die vortreffliche Leistung der milwirkenden Damen und Herren wesentlich bei trug, welche denn auch den wohlverdienten Beifall ernteten. Weitere Toaste, darunter einer auf die Kaiser lichen Majestäten von Herrn Oberförster Lehmann ausgebracht, folgten mit gediegenen patriotischen Musik- und gesanglichen Aufführungen, bis gegen '/,2 Uhr NachtS die erhebende Festlichkeit ihren Abschluß fand, welche wiederum Zeugniß davon abgelegt hat, daß die Einwohnerschaft Eibenstocks mit dem gesammten Sachsenvolke sich ein« fühlt, wenn es gilt, dem er habenen Herrscherhaupte gegenüber für seine ruhm reichen Heldenthaten und unablässige gnädige Für sorge um die Hebung und Förderung nationalen Wohlstandes sich dankbar zu beweisen. Unerwähnt möge schließlich nicht bleiben, daß auf ein vom hiesigen Militärverein abgesandtes Beglück wünschung-- Telegramm folgende Königliche Antwort hier eingegangen ist: Dresden, den 23. Oktober 1893. Ich danke kameradschaftlich für die Mir zu Mei nem 50jährigen Militär-Dienstjubiläum zugegangenen freundlichen Glückwünsche. Albert. Hagesgeschichle. — Deutschland. Das Kaiserliche Gesundheits amt macht folgendeCholerasälle bekannt: In Tilsit eine Erkrankung, ein Todesfall. In Stettin eine, in Warsow, Kreis Randow, zwei, in Havelberg fünf Rcuerkrankungen mit einem Todesfall; in Zerpen- schleuse eine Erkrankung; in Nauen und in Witten berge je ein «ödtlich verlaufener Krankheitsfall. Die in Ripdorf an Cholera erkrankte Frau Dürkop ist gestorben. — Berlin. Au« Anlaß des Militär-Jubi- läumS des König« Albert haben auch in Berlin festliche Veranstaltungen stattgesunden. Besonder glanzvoll war die vom deutschen Kriegerverein „König Albert von Sachsen" !m Verein mit den sächsischen Eisenbahn-Compagnien in Keller« Etablissement in der Köpenikerstraße abgehaltcne Feier. Der große Saal sammt seinen Galerien und Borräumen faßte kaum die in überaus großer Zahl erschienenen Gäste. An der Längsseite deS SaaleS war die Ehrentafel für ungefähr 50 Offiziere gedeckt, an welcher der Kommandeur des 2. Eisenbahn-Regiments Oberst- Lieutenant Kreutzinger, der Kommandeur deS 2. Ba taillon-, Major Schulz, die Offiziere der sächsischen Eisenbahn-Kompagnien, Reserve-Osfiziere aller Waffen theilnahmen. An den übrigen Saalseiten gruppirten sich zwanglos die Gäste mit ihren Damen. Auch Le- galionSrath v. Stieglitz nahm als Vertreter der bei dem Feste in Dresden weilenden sächsischen Gesandten an dieser Tafel Platz. Derselbe überreichte im Auf trage seines König« nach den ersten Toasten auf den Kaiser und den Jubilar dem Ehrenvorsitzenden deS Verein« „König Albert", Baumeister Sohre, da« Ritterkreuz zweiter Klasse deS AlbrechtSordenS und dem Kassirer de« Vereins, Briefträger Voigd, daS Allgemeine Ehrenzeichen. Aeußere Glanzpunkte de« Festes waren ein lebendes Bild — die Begränzung der Büste König Albe> iS durch die Germania — unv ein Waffentanz, den unter dem schneidigen Kommando deS Feldwebels Wilhelm von der 8. Kompagnie 2. Regiments 16 Unteroffiziere der sächsischen Kompag nien mit aufgeflanztem Seitengewehr ausführten. — In Hamburg ist in der Nacht zum Montag im Naturhistorischen Museum ein Einbruch verübt worden. Der Dieb zertrümmerte einen Schaukasten und entwendete fünf Goldklumpen im Muttergestein, welche einen großen Werth haben. Daneben liegende werihvolle Edelsteine sind seiner Aufmerksamkeit ent gangen. Locale und sächstsche Rachrichten. — Dresden. Eine heitere Scene spielte sich vor einigen Tagen im Foyer de« Albert-Theaters ab. Kommt da der Bewohner einer kleinen Stadt mit seiner besseren Ehehälfte an die Theaterkasse und drückt seinen Wunsch mit folgenden Worten aus: „Gäm Se mir doch, bitte, zwee Billets dritte Klasse!" Auf die Frage, was er damit meine und ob er nach der Mittel- oder Seilen-Galerie wolle, enviderte unser Kleinbürger ärgerlich: „Herrjemerschnee, ich will Sie doch heute Abend nach BischufSwerte!' Es klärte sich nun auf, daß er im Wahne war, sich auf dem Schlesischen Bahnhof zu befinden. Verdutzt ging er mit seiner Ehefrau von dannen. — Leipzig. In den Kreisen der Leipziger- Bürgerschaft geht man mit der Absicht um, dem Ehren bürger Leipzigs, dem Fürsten Bismarck, durch einen besonderen Beweis der Verehrung seitens seiner Leipziger Mitbürger eine Freude zu machen. Aus diesem Anlaß ist der Gedanke angeregt worden, die Reiterstatue Bismarcks auf dem hiesigen SiegeS- denkmal im kleinen Maßstabe (durch Prof. Siemering) künstlerisch nachbilden zu lassen und diese Nachbildung dem Fürsten Bismarck als Geschenk seiner Leipziger Freunde zu überreichen. Um einer größeren Zahl von Bürgern Leipzig« die Gelegenheit zu geben, sich an diesem Geschenk bctheiligen zu können, ist ein Aufruf zur Gewährung von Beiträgen zur Ausführung des Vorhabens erlassen. — Leipzig. Vor einiger Zeit wurde aus der Mitte der Bürgerschaft Leipzigs die Anregung zur Veranstaltung einer Industrie- und Gewerbe- Ausstellung gegeben, ohne daß die daraufhin ver anstalteten Versammlungen zu einem greifbaren Re sultate führten. Um nun dieses Projekt wieder in Fluß zu bringen, hatte sich dieser Tage im Hotel zum Deutschen Hause daselbst eine Anzahl Leipziger In dustrieller und Gewerbetreibender versammelt, welche sich einstimmig für die Veranstaltung einer derartigen Ausstellung durch Annahme einer Resolution folgen den Inhalts aussprachen: „Die heutige Versammlung beschließt, im Jahre 1895, bei Gelegenheit der Ein weihung dcö Reichsgerichtsgebäudes eine Allgemeine Industrie- und Gewerbe-Ausstellung zu veranstalten, welche etwa vom Frühjahr bis zum Herbst dauern soll." Im weiteren Verlaufe der Verhandlungen wurde beschlossen, in Kürze eine größere Versammlung einzuberufen, zu welcher alle Interessenten, insbeson dere die Gewerbe-Vereine, Innungen rc. eingeladcn werden sollen. — Leipzig, 23. Oktober. Ein hiesiger Land- Wirth begab sich am gestrigen Tage mittelst Zwei rade« auf ein ihm gehörige«, in der Nähe hier be findliches Feld, um dasselbe zu besichtigen. Al« er sich nach einer Weile nach seinem Zweirad, welche« er ein wenig abseits gestellt halte, umsah, war das selbe auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Da gestohlene Rad hat einen Werih von 300 Mark und ist mit der Firma „Louis Krause, Leipzig-GohliS" versehen. — In der vergangenen Nacht sand in einem Restaurant der hiesigen Zeitzerstraße zwischen zwei dort al» Gästen verkehrenden Schlossrrgesellen um der bedienenden Kellnerin ein bedeutender Exzeß statt. Hierbei wurde die Kellnerin von einem ihrer Gegner mit einem Bierglase so stark auf den Kopf geschlagen, daß sie blutüberströmt zusammensank und sofort ärztlicher Behandlung übergeben werden mußte. Der Schläger wurde in sicheren Gewahrsam genommen. -- Leipzig, 23. Oktober. In letzter Zeit sind wiederholt auf den hiesigen Bahnhöfen ankommende Fremde von überaus freundlichen Männern ange sprochen , unter allerhand gleißnerischen Reden in Restaurationen gelockt und dort im Spiel tüchtig ge rupft worden. Wegen Verdacht« deS gewerbsmäßigen Glückspiels wurden nun gestern ein schon vorbestrafter Barbier au« Stollberg, ein 29jähriger Handarbeiter au« Eutritzsch und ein 21 jähriger Kellner au« Sloll- berg von der Kriminalpolizei verhaftet und dann an die König!. Staat-anwalischast abgelieferk. Sie hatten in der oben geschilderten Weise einen Fremden aus dem Bahnhof umgarnt und denselben nachher seine Baarschafl von einigen zwanzig Mark und überdies auch noch seine Taschenuhr verspielen lassen. Bereit« den Tag vorher halte da« Kleeblatt ein gleiche« Ma növer mit einem Fremden versucht, war jedoch durch die Polizei gestört worden. — Heute Vormittag in der 8. Stunde hat sich ein 42jähriger Handarbeiter in seiner in der Brandvorwerkstraße hier gelegenen Wohnnng in selbstmörderischer Absicht mit einem Rasirmesser in die Kehle geschnitten. Er wurbe noch lebend in« Krankenhaus gebracht. Aus vergangener Zeit — für «ufere Zeit. 25. Oktober. (Nachdruck verbalen). Am 25. Oktober 1867 wurde das norddeutsche Bundes gesetz sür die Kauffahrteischiffe erlassen, welches Gesetz später auch sür das deutsche Reich gütig wurde. Darnach bilden die Kauffahrteischiffe aller deutschen Staaten eine einheitliche Han delsmarine und haben die Besugniß zur Führung der Bundes- slagge. Die Farben sind: schwarz, weih, roth in drei glatten unter einander liegenden Feldern. In den Seehäfen und auf allen natürlichen und künstlichen Wasserstraßen der Einzelstaaten werden die Kauffahrteischiffe sämmtlicher Bundesstaaten gleich mäßig zugelafsen und behandelt. 26. Oktober. Ein endgiltiges Ende machte Feldmarschall Blücher dem Jerome'schen Fastnachtstaumel zu Kassel im Oktober 1813. Am 26. Oktober 1813 ließ der immer „lustike" König von West falen durch Ministerialcrlaß verkündigen, „daß er sich durch Umstände genöthigt sehe, einstweilen Westfalen zu verlassen." Zwei Tage später zog ein Eorps Blüchers in Kassel ein und mit der französischen Herrlichkeit war es sür immer zu Ende. Man nmß anerkennen, daß unter allen den von der französischen Fremdherrschaft betroffenen Landestheilen Deutschlands das Königreich Westfalen den Druck verhältnißmäßig am wenigsten empfunden hat, wie denn auch König Jerome Bonaparte gut- milchiger Natur und zusrieden war, wenn es nur an seinem Hofe „immer lustik" zuging. Der Schloßherr von Steinhaufen. Erzählung von Emma Händen. (5. Fortsetzung.) In Graf Kunibert'« Brust lebte eine unüberwind liche Abneigung gegen diesen Knaben, er mochte ihn durchaus nicht im Schloß unv in seiner Nähe haben. Der Gattin hatte er einst mit wenigen, rauhen Worten die Bitte abgeschlagen, da« konnte er seinem Truvchen gegenüber nicht, da fing er die Sache anders an. Er stellte ihr vor, wie tief der Knabe unter ihr, dem kleinen Schloßfräulein, stehe, ein Junge, der nicht einmal der Sohn jener Tagelöhnerfamilie sei, in der er lebe, ein hergelaufener Bube, ein Findling, dessen Vater ja Niemand kenne. So tief dürfe da« kleine Schloßfräulein sich nicht herabwürtigen, mit so einem zu spielen. Trudchen begriff die Lehre nur zu gut; jener Reginald, ter im Dorfe, war ein ihr untergeordnete« Wesen, während jener Reginald, den sie in der Schloß kapelle gesehen, mit der poetischen Erinnerung an die Mutier verknüpft blieb, gleichsam ein Wesen au« einer andern Welt, an daS sie ja unsichtbar und unbewußt der Zauber eine« Liebesblickes fesselte. Aber in ihrer Kinderseele schlug die unheilvolle Saat Wurzel, die deS Vater« Hand auSgestreut, eine Saat, die verhäng- nißvoll werden sollte im Leben seiner Tochter in ferner Zeit; sie lernte sich al« etwa» Bessere« betrach ten als andere Menschen, die alle, alle dem kleinen Schloßfräulein nicht ebenbürtig waren. Trudchen« Leben wurde nach dem Tode der Mutter insofern ein andere«, al« sie mehr Freiheit und Willen bekam; die Mutter war ja stet» leidend und kränklich gewesen, da hatte sie, wie sie selbst gesagt, immer still und ruhig spielen müssen, wenn e« ihr überhaupt erlaubt sein sollte, im Zimmer der Mutter zu sein, deren krankhafte Angst sie bewacht und nicht von sich gelassen hatte. Jetzt durfte sie frei und ungebunden durch alle Räume de- Schlosse«, durch Garten und Park streifen, so weit sie wollte; da« Ende de« letz teren aufzusuchen, hatte ihr aber eine kindliche Furcht immer noch nicht erlaubt, selbst nicht an de» Vater- Hand. Ein bange«: „Komm zurück" seine« Kinde« führte den Grafen immer wieder in die lichten Gänge de« Garten«, wenn er einmal Trudchen im Park um- hersühren wollte und lachend hatte er ihr den Willen gethan. Jeder Prachtsaal de« Schlöffe« war ihr Spiel zimmer, wenn sie ihn zu einem solchen einrichten wollte und gefiel e« ihr, dasselbe in einen andern Raum zu verlegen, so mußten stet« geschäftige Hände bereit sein, ihr alle umhergeworfenen Spielsachen