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Amts- und Anzeigeblatt siir den i-MK? Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock tag ilnv Sonnabend. In- Expedrtron, ber unfern Bo- sertionspreis: die kleinsp. len, sowie bei allen Reichs- Znl° io Pf und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. -— 4«. Jahrgang. M ISS. DienAag, den 24. Oltover 18S3. B c k a n ii t m a ch ll ii g. Zur Legung von Packlager in der oberen Crottenseestraße sind 336 CbM. Granit sofort zu liefern und anzufahren. Schriftliche Angebote sind bis Donnerstag Wittag 12 Mr an die Rathsregistratur einzureichen. Eibenstock, den 23. Oktober 1893. Der Rath der Stadt. wr. Körner. HcM-Koiittol-BcrsammlmMii bctresscud. Die diesjährigen Herbst - Kontrol - Versammlungen im Amtsgerichtsbezirke Eibenstock, zu welchen sämmtliche Mannschaften der Reserve, Dispositions-Urlau ber und die zur Disposition der Ersatz-Behörden Entlasfenen zu erscheinen haben, werden abgehalle»: 1) in Schönsteide vor dem Hlatststause: Mittwoch, den 8. November 1893, Vormittags 9 Uhr siir die bezüglichen Beurlaubten aus Neuheide, Schönheide, Schönhciverhammer, Ober- und Unterstützengrün; 2) in Menstock ans dem ^ostpkcche: Mittwoch, den 8. November 1893, Nachmittags 2 Uhr für die bezügliche» Beurlaubten aus Hundshübel, Eibenstock, Muldenhammer, NeidhardtSthal, WolfSgrün, Blauenthal, Sosa, Wckdenthal und CarlSfeld. Besondere Gestellungsbefehle sowie Anschläge werden nicht auSgegeben; un- entschuldigteS Ausbleiben oder zu spätes Eintreffen auf dem Kontrolplatze wird mitZArrest bestraft. Gesuche um Befreiung von der Konttolversammlung sind gehörig begrün det und rechtzeitig an den Bezirksfeldwebel einzureichen. Bei Gelegenheit einer jeden Kontrolversammlung haben Fußmessungen statt zufinden, weshalb die Beurlaubten auf reinliche Füße Bedacht zu nehmen haben. Königliches Bezirks-Kommando Schneeberg. Kerbst-Jahrmarkt (Kram- und Viehmarkt) in Eibenftock am 6. und 7. November 1893. Der Rath der Stadt. »r. Körner. Die Krisis in Wien. Endlich hat Graf Taaffe seine große „Versöhnung" zn Stande gebracht: alle Parteien und Nationali täten Oesterreichs sind einig ... in der Verwerfung der von Taaffe geplanten Wahlreform. Der Klub der Linken, der Polenklub und der Klub der Konser vativen, der sogenannte Hohenwart-Klub, haben ein stimmig unter scharfer Mißbilligung des Vorgehens der Regierung, die vor einer derartigen Vorlage nicht vorher mit den Führern zumindest der Majorität sich ins Einvernehmen setzte, beschlossen, dieselbe zu ver werfen. ES erregt nicht geringes Aufsehen, daß auch der so gefügige und zu allen Zeiten in die Bresche tretende mächtige Polenklub nachfolgenden Beschluß faßte: .Ohne sich grundsätzlich dem Gedanken einer Er weiterung deS Wahlrecht« auf dem den autonomen Anschauungen des Klubs entsprechenden Wege zu ver schließen, erklärt der Polenklub, daß er mit Rücksicht auf die Staats- und politischen Verhältnisse, sowie auf die autonomistischen Grundsätze mit dem Inhalte der Regierungsvorlage, betr. die Wahlreform, nicht einverstanden sei, und beauftragt seinen Obmann, diesen Standpunkt bei der ersten Lesung im Hause zu vertreten. Graf Taaffe hat sich gründlich geirrt. Er hatte gehofft, wenn er der vielverbreitcten Forderung nach Erweiterung des Wahlrechts einen Brocken hinwerfen würde, werde das vom Volke jubelnv angenommen und die Parteien würden den Muth nicht finden, vic Vorlage zurückzuweisen. Besonders aber war es ihm darum zu thun, der deutsch-liberalen Partei eiüen Strick zu drehen. Denn daß eine Reform, die vie Zahl der Wähler so stark vermehrt, insonderheit der Sozialdemokratie, nebenher aber auch den Annsemitcn und sogenannten Deutsch-Nationalen zu gute kommen würde, mußte jedem klar sein. Die Parteizersplittcrung wäre dadurch noch viel ärger geworden, das Regieren aber leichter. Die Regierung befindet sich in einer ernsten Verlegenheit, in der schwierigsten Lage seit dem Tage, da das Kabinet Taaffe geboren wurde. Nicht allein die gesammkc öffentliche Meinung — die Sozialdemo kraten ausgenommen — sondern auch die Leiter der auswärtigen Angelegenheiten sowie de« Kriegsmini sterium« stimmen mit den Absichten der Regierung nicht überein. — Man besorgt in riesen Kreisen, daß durch die Entthronung der Deutschen und de« liberalen Bürgerthum« die künftige Zusammensetzung des Ab geordnetenhauses eine derartige sein werde, daß in die Delegationen eine slawisch-klerikale, also dem deutsch italienischen Bündnisse feindselige Majorität werde gewählt werden. Eine Schädigung der äußeren Politik, die am Ballplatz so vorsichtig und gewandt geleitet wird, durch die inneren Angelegenheiten, das würde gerade noch fehlen! In den Augen der klerikalen Partei kann ein Staat wie Italien nicht bündnißfähig sein. Die „römische Frage" macht dies unmöglich. Andererseits ist für die Politik der Regierung nicht die Neigung de« Herzens, sondern die Nothwendigkeit die Richt schnur. DaS mitteleuropäische FriedenSbündniß würde durch den Austritt Italiens nicht unwesentlich ge schwächt und zwar um so mehr, als das Interesse England« im Mittelmeere sich dem Italiens eng an- scbließt und Rußlands und Frankreichs entgegengesetzt ist. Graf TaaffeS Politik ist dahin gerichtet, die mächtige Anziehungskraft, die das Deutsche Reich auf die Deulsch-Oesterreicher auSübt, dadurch zu schwächen, daß er bas Deutschthum in Oesterreich selber schwächt; da« konnte natürlich nur zu Gunsten eines andern BolksstammeS und zwar der Tschechen geschehen. Jetzt ist man dahin gelangt, daß die großgehätschelten Tschechen selbst gefährlich werden. Sie liebäugeln mit Frankreich und Rußland, welch' letzterem sie sich als Slawen nahefühlen und verlangen möglichste Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Die österreichische Militärverwaltung verkennt keineswegs die Gefahr einer Tschechisirung der Armee und deshalb findet Graf Taaffe dort keinen Rückhalt mehr. Er hat seine politische Steuersicherheit verloren, nachdem er das Staatsschiff gewissermaßen ins Packeis geführt hat. Infolge der Unsicherheit der Lage sind die Krisen gerüchte erklärlich. Taaffe sucht einen Vorwand, um das Abgeordnetenhaus aufzulösen. Dieser ist ihm eigentlich schon durch die Verwerfung der Wahlreform gegeben, aber mit einer solchen Wahlparole würde er schlechte Geschäfte machen. Er hofft nun, daß da« HauS es ablehnen werde, den über Prag verhängten „kleinen Belagerungszustand" zu verlängern. Das scheint ihm eher ein passender Vorwand zur Auflösung zu sein. Es ist aber noch keineswegs ausgeschlossen, raß der Graf selber zu Falle kommt und das würde zweifellos geschehen, wenn das neue Abgeordnetenhaus nicht eine Zusammensetzung zeigen sollte, mit der es ihm möglich wäre, in seiner Weise weiterzuregieren. Tagesgeschichte. — Deutschland. Für die neu errichteten Halb-Bataillone werden neue Fahnen im KriegS- ministerium zu Berlin angesertigt. Dieselben sollen nach den bisherigen Dispositionen in feierlicher Weise durch den Kaiser im Stadtschloß zu Potsdam den Truppen übergeben werden; der Nagelung werden auch die Kaiserin und der Kronprinz beiwohnen. — Berlin, 2l.Oktober. Der „Rcichsanzeiger" veröffentlicht anläßlich deS fünfzigjährigen Milttär- dienstjubiläumS Sr. Maj. de« König« von Sachsen einen längeren Artikel, worin eS heißt: Ebenso wie das sächsische Volk nehmen Se. Maj. der Kaiser, die Fürsten und Staaten de- Deutschen Reiches herzlichen Antheil an dem Ehrentage de» Königlichen Jubilars, dessen hohe Verdienste um die Wiederherstellung des Reichs im Herzen de« Volks, wie in den Annalen der Geschichte einen ruhmvollen Platz einnehmen. Das genannte Blatt giebt sodann einen Rückblick auf die militärische Laufbahn Sr. Maj. des Königs Albert. — Die Post schreibt: „Was König Albert während seiner gesegneten Regierung für sein engeres und weiteres Vaterland, für die Erhalt ung und Stärkung des deutschen Ansehens gethan, wird ihm ebenso unvergessen bleiben, wie seine Bun- deStrcue und die innige Freundschaft, die ihm mit den ersten beiden Kaisern verband und die er auf den Kaiserlichen Enkel und Sohn übertragen hat." — Folgende al« offiziös gekennzeichnete Notiz bringt die „Nordd. Allg. Ztg.": Trotz sehr bestimmter Dementis taucht die Behauptung ungewöhnlich großer Marineforderungen immer von Neuem in der Presse auf. Wir glauben dem gegenüber auf Grund zuverlässiger Nachrichten versichern zu dürfen, daß Seine Majestät der Kaiser au« eigenster Entschließung im Hinblick auf die Lage der ReichSfinanzen den nächsten Marineetat in dem von uns bereits berichte ten Umfange beschränkt hat. Auch die Befürchtung der Uebernahme besonder« hoher Verpflichtungen für die Zukunft ist unbegründet. — Die „Hamburger Nachrichen" melden: Fürst Bismarck befindet sich immer noch in der Rekon- valeScenz, und wenn es mit dem Befinden desselben auch langsam besser geht, so steht doch die völlige Genesung noch aus. DaS Aussehen de« Fürsten ist den Umständen nach ein recht gutes. Der Fürst unternimmt, nachdem er anfangs größere Ausfahrten machte, jetzt wieder seine Spaziergänge im Park, ist au« demselben aber noch nicht wieder herauSgekommen. Da Besuche mit angebrachter Rücksichtnahme auf den immerhin schonungsbedürftigen Zustand de« Fürsten unterbleiben, so ist cS hier jetzt still geworden; nur die Familie Ranzau umgiebt den Fürsten. — Frankreich. Die Presse hebt den vorzüg lichen Eindruck hervor, den da« Beileidstelegramm Kaiser Wilhelms anläßlich des Tode« Mac Mahons überall hervorruft. Unter den heutigen Umständen mache sich durch diese Handlungsweise eine äußerst wohlthuende Beruhigung geltend. Locale und sächsische Nachrichte«. — Eibenstock. Die gestrige Feier deS bOjähr- igen Militärdienst-Jubiläums Sr. Maj. de» König« ist in hiesiger Stadt in allen ihren Theilen ganz programmmäßig verlaufen, zumal da« Wetter für den Feld-GotteSbienst in Anbetracht der vorge schrittenen Jahreszeit außerordentlich günstig war. Wir behalten uns vor, in der nächsten Nummer diese« Blattes eingehender darauf zurückzukommen. — Eibenstock. Herr Oberförster Lehmann Hierselbst ist zum Hauptmann d. R. im 4. Jnf.-Regt,