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ungcn machen müssen. Es giebt in überseeischen Ländern, namentlich auch in den Bereinigten Staaten, Rechtsanwälte, die ein Gewerbe daran» machen, solche Erbenaufrufe zu erlassen, um dann die Interessenten, die sich melden, zu schröpfen. Auch kürzlich la« man wieder eine solche Aufforderung in deutschen Blättern, bei der eS augenscheinlich auf unredlichen Gewinn abgesehen war. E« kann, wie von offiziöser Seite warnend hervorgehoben wird, jeden vermeintlichen Erbinleressenten nur dringend Vorsicht anempfohlen und gerathen werden, etwaige in überseeischen Ländern geldend zu machende Erbansprüche nur durch die zu ständigen kaiserlichen Konsulate weiter zu verfolgen. — Frankreich. Der Empfang des russischen Geschwaders in Toulon erfolgte am Freitag genau nach dem Programm. Der Marineminister begrüßte den russischen Admiral Avelane in einer phrasenreichen Ansprache, die dieser sehr kurz erwiderte, da er angeblich .nicht Worte finden könne", um für den sympathischen Empfang zu danken. (Aller Wahr scheinlichkeit nach ist ihm das viele Wortcfinden von Petersburg au» untersagt worden.) — Sämmtliche Pariser Blätter begrüßen die russischen Seeleute und betonen den friedlichen Charakter de» Flottenbesuches in Toulon. DaS .Journal des Debats" hebt her vor, die Feste in Toulon würden gewissen Mächten mehr oder weniger gefallen, aber Beunruhigung könn ten sie bei keiner Macht Hervorrufen. .Soleil" sagt, die aufrichtige, solide, dauerhafte und friedliche fran zösisch-russische Verbindung fordere Niemand heraus, während der Dreibund die ganze Welt beunruhige! Der .Figaro" erklärt, die französisch-russische Ver bindung sei keine Herausforderung; sie müsse jedoch dem Dreibunde zu denken geben. Locale und sSchfische Nachrichten. — Eibenstock, 16. Oktbr. Mit der Eiöffnung seiner erstmaligen Vortragsabende durch Herrn JenS Lützen, Dccent für Astronomie an der Hum boldt-Akademie zu Berlin, hat der kaufmännische Ver ein einen glücklichen Griff gethan. .Nordamerika, das Wunderland der Erde" entrollte sich vor den sehr zahlreich anwesenden Zuschauern als ein wirkliche» Wunderland; eine neue Welt, an der Hand farben prächtiger Lichtbilder, erläutert durch einen fesselnden, in Gestalt einer Reise gekleideten Vortrag, nimmt un» aus. Wir stehen staunend vor dem Niagarafall mit seinen noch ungebänrigtcn, alle Dampfmaschinen der Erde überbietenden Nalurkrästen, die avcr doch endlich dem menschlichen Geiste dienstbar gemacht werden dürften, der Anfang hierzu ist bereit« gemacht; wir folgen unserm Führer in das Nationalheiligihum Nordamerika'-, den Yellowstone-Park, mit seinen eigen artigen prächtigen Fardcnspielen der Natur, die nach Nationalbeschluß unberührt auch späteren Geschlechtern erhallen bleiben sollen, steigen hinaus in die Eisfelder Alaska'« mit ihren großartigen Gletschern, welche unsere Schweizer Alpen als Zwerge erscheinen lassen. Wir steigen wieder hinab in ganz ander» gestaltete Gegenden, eigenartig durch ihre Naturgevilde über der Erdoberfläche, welche von gigantischen, vorwelt lichen Baumeistern gesetzt zu sein scheinen, ihre Ge stalt aber doch nur den Elementen Feuer, Wasser und Lust verdanken; eigenartig auch durch ihre Ge bilde unter der Erdoberfläche. Wir wagen einen Einstieg in die sogenannten MammuthShöhlen, groß- artige Kalksteintropshöhlen, elektrisch beleuchtet und durch ihre blendende Reinheit unsere europäischen Höhlen vollständig in den Schalten stellend; wir hören ein Flüstern und Tönen, AeolSharfen gleich, welches aus den Besucher einen melancholischen Ein druck hervorbringk. — DaS Tageslicht umfängt un» wieder, wir eilen weiter und friedliche Bilder ent wickeln sich vor unfern Blicken; wir wandeln durch Haine von Palmen, belebt von tropischen Thieren, eine wohlthuende Ruhe nach den gehabten llberwäl- ligenden Eindrücken überkommt un», und San Fran cisco, die Hauptstadt CalifornienS, das Ziel unserer Reise ist erreicht; befriedigt kehren wir von unserem Ausflug nach .Nordamerika, dem Wunderland der Erde" in unsere friedliche Heimath zurück. — Hoffent lich werden die hinterlassenen Eindrücke geeignet sein, die Sympathien, welche den kaufmännischen Verein bei seinem ersten öffentlichen Auftreten entgegengebrachl wurden, ihm auch für die weiteren Vortragsabende zu sichern! — Eibenstock, l6. Oktober. Wir nehmen hier mit Veranlassung, alle Hausbesitzer, welche die HauS- liste für die nächstjährige Einkommensteuer noch nicht abgegeben haben, an schleunige Einreichung der selben zu erinnern. Dabei sei für diejenigen, weiche die Ausfüllung noch nicht besorgt haben, bemerkt, daß Donnerstag, der 12. Oktober, der maßgebende Tag für die Ausfüllung war. Es sind daher alle steuer pflichtigen Personen in dieser Liste aufzusühren, welche am 12. Oktober im Hause wohnten. Dagegen sind solche Personen wegzulassen, welche vor diesem Tage ausgezogen oder erst nach demselben eingezogen sind. Die Liste soll eben den steuerpflichtigen Einwohner bestand am 12. Oktober genau wiedergeben. Die zehntägige Einreichungsfrist läuft für die meisten Hausbesitzer in diesen Tagen ab. Nach dem Ein kommensteuergesetz wird die Versäumung, ter Frist mit Geldstrafe bi- zu bl) Mk. geahndet. Die Ein haltung der Frist ist übrigens den Behörden von Neuem eingeschärft worden. Um nicht der Strafe zu verfallen, mögen sich daher bisher Säumige mit der Ausfüllung und Abgabe der Listen beeilen. — Schönheide, 15. Oktbr. Der Bau unserer neuen Eisenbahn, mit dem am 1. Oktober v. I». be gonnen worden ist, war fast ausnahmslos von sehr guter Witterung begünstigt und schritt infolgedessen rasch vorwärts Der Theil SauperSdors-Schönheive geht seiner Vollendung entgegen und wird noch vor Ende diese» Jahres eröffnet werden können, während die Strecke Schönheide-Wilzschhaus einige Wochen später übergeben werden wird. Der Bau der letzteren Strecke wurde dadurch verzögert, baß ein größerer Theil von Erde und Felsmaffen über da» Mulden thal nach dem Bahnhofe Wilzschhaus zu tran»portiren ist, der Transport aber erst nach Fertigstellung der über die Mulde führenden großen Eisenbahndrücke, die sich bis Mitte September hinauszog, beginnen konnte. — Die neue Eisenbahn, obgleich dieselbe nur schmalspurig ist, wird von allen betheiligten Ortschaften al« ein segensreicher Fortschritt begrüßt. Vor allen Dingen wird für den Güterverkehr eine große Er leichterung geschaffen werden. Die industriereichen Orte Bärenwalde, Rothenkirchen, Stützengrün, Wer- nesgrün, Oberschönheive, die bi« jetzt sämmtlich mehr oder weniger weit vom Bahnverkehr entlegen waren, werden nun die bedeutend billigeren Frachten (z. B. für Kohlen, Ziegel u. dgl.) in sehr wohllhätiger Weise empfinden. Auch in anderer Beziehung wird die Bahn einen Fortschritt herbeisühren: interessante Bau ten, wie die beiden eisernen Brücken in Stützengrün und die in Wilzschhaus, schöne an der Bahn gelegene Punkte (Kuhberg), die günstige Gelegenheit, in kürzester Zeit eine Reise au« dem Niederlande rnS Gebirge (ca. 700 Meter Höhe) machen zu können werden sicher dazu beitragen, die Reiselust nach dem Erzgebirge anzuregen und ihm zahlreiche neue Freunde zu ge- gewinnen. — Dresden. In der Uniformirung des Grena dierregiments Nr. 100 wird eine Abänderung ein treten — an Stelle der gelben Knöpfe, der Tressen und Helmbeschläge rc. treten weiße —; bereu« am JubiläumStage Sr. Majestät de» Königs Albert wird sich da» Regiment in der neuen Adjustirung vor seinem hohen Chef zeigen. — Au« Chemnitz schreibt man zur Hand werkerfrage: .Jüngst fand in unserer Stadl eine Handwerkerversammlung statt, welche so zahlreich be sucht war, daß der größte hiesige Versammlungssaal, das Elysium, die Erschienenen nicht zu fassen ver mochte, so daß der anstoßende Speisesaal gleichfalls gefüllt wurde. Hr. Evuarv Ulrich sprach über da« Thema: „DeS Mittelstandes Noch — De« Reiche« Noch, DeS Mittelstände» Blüthe — Des Reiches Blüthe" und verband damit eine Beleuchtung de« Handwerkergesetzentwurfes des Hrn. Minister« v. Ber lepsch. Stimmung und Verlauf der Versammlung, in welcher sich die JnnungSobermeister Müller und Loebel ganz im Sinne de» Vortragenden aussprachen, kommt in der einstimmig angenommenen, nachstehen den Kundgebung zum Ausdruck: .Die auf Einladung der vereinigten Innungen versammelten circa 1000 Handwerker und Gewerbetreibenden von Chemnitz er klären zu dem Vorträge des Hrn. Eduard Ulrich ihre Zustimmung und müssen nach eingehender Besprechung de» Entwurfes des preußischen Hrn. Ministers für Handel und Gewerbe für die Organisation des Hand werkes ihr Bedauern darüber kuntgeben, daß darin in vielen Bestimmungen so ziemlich da« Gegentheil von dem zum Gesetz erhoben werden soll, wa« die berufenen Vertreter des Handwerke« unausgesetzt al« nothwenbig hingestellt und gefordert haben. Die Handwerker fordern Ausbau und Stärkung des JnnungSwesen« durch obligatorische Innungen: Der Entwurf würde die Schwächung und den Ruin der Innungen zur Folge haben. Die Handwerker fordern den Befähigungsnachweis: Der Entwurf erklärt den selben sür undurchführbar und verweigert auch die Einführung von Aufnahmebedingungen für die Fach genossenschaften, so daß unbeschadet ungenügender oder vollständig fehlender gewerblicher Ausbildung jeder Gewerbetreibende ausgenommen werden muß, womit dem Pfuscherthum im Wesentlichen gleiche Rechte eingeräumt werden, wie dem sachgemäß ausgebildeten und geprüften Handwerker. Die Handwerker fordern möglichst weitgehende fachmännische Selbstverwaltung: Der Entwurf bringt eine fast vollständige Unter ordnung unter die Bureaukratie. Die Versammlung erklärt den vorliegenden Entwurf des preußischen Herrn Ministers sür unannehmbar, hält unentwegt an den vorstehend ausgesprochenen Handwerkerforder ungen fest und spricht die Erwartung au», daß sich die sHeichSregierung der endlichen Ersüllung dieser Forderungen nicht länger verschließen möge." — Zwickau, 12. Oktbr. Dritte Strafkammer. Die letzte Verhandlung am heutigen Tage richtete sich gegen 1) den Geschirrsührer Adolf Hugo Krauß, 2) den Maurer Otto Kranz Georgi, 3) den Schmied Reinhold Robert Georgi, 4) den Eisengießer Gustav Martin Pctzold, 5) den Drucker Albin Lorenz, 6) den Drucker Loui» Emil Leistner und 7) dessen Bruder den Handarbeiter Franz Anton Leistner, sämmtlich au» Oberstützengrün wegen gemeinschaftlicher, beziehentlich gefährlicher Körperverletzung und Be drohung. Nach den Ergebnissen der Verhandlung wurve da» Uriheil dahin verkündet: Die Angeklagten Otto Franz Georgi. Reinhold Robert Ludwig, Gustav Martin Petzold, Akvin Lorenz und Franz Anton Leist ner werden wegen gefährlicher Körperverletzung und zwar Georgi zu 4 Jahren, Ludwig zu 10 Monaten, Petzold zu 1 Jahre, Loren, zu 4 Monaten und Franz Leistner zu 1 Monate Gesängniß, der Angeklagte Adolf Hugo Krauß wegen Bedrohung zu einer Woche Gesängniß kostenpflichtig verurtheilt. Dagegen wird der genannte Krauß und Loui« Emil Leistner von der Anklage der Körperverletzung kostenlos freige sprochen. Auf die erkannten Strafen ist die Unter suchungshaft bei Georgi, Ludwig und Lorenz in vollem Umfange anzurechnen, während bei Franz Leistner die diesem zuerkannte Strafe durch die Untersuchungs haft für verbüßt zu gelten hat. DaS von Georgi zur That gebrauchte Messer wird eingezogen. — Meißen. Daß es noch Leute giebt, welche grundsätzlich von der Eisenbahn keinen Gebrauch machen, dafür legte in diesen Tagen, wie da» Meißner Tagebl. meldet, ein in den sechziger Jahren stehender Mann einen Beweis ab. Der alte Mann hatte sich auf den Weg gemacht, um seinem in Dresden garni- sonirenden Enkel eine Kiste mit Obst, Kuchen, Wurst und dergleichen per Schiebebock zu überbringen. Von seinem HeimalhSdorfe au« hat der gute Großvater bis Lommatzsch vier Stunden, von Lommatzsch bi» Meißen drei Stunden und von hier nach Dresden fünf Stunden zu fahren. Früh um 6 Uhr war er aus seinem HeimathSvorfe sortgefahren und Nach mittag« 3 Uhr traf er in Meißen ein. Trotz seine« Alter« behauptete er aber, daß er bestimmt an diesem Tage noch bi« Dresden fahren werde, da er nicht die geringste Müdigkeit verspüre. Auf den Einwand, daß er seine Kiste doch viel bequemer und für weniger Kosten mit der Bahn hätte an seinen Enkel schicken können, meinte diese« Original au» der guten alten Zeit: .Nee, nee, vun der Eisenbahn« mag ich nischt wissen, mir Ham früher ooch keene gehalt und'S ging ooch. Ich will die Kiste meinen Otto sälber gädn, da wecß ich wenigstens, daß er'sche kriegt." Damit trollte der überlegen schmunzelnde Alte mit seinem schwerbeladenen Schiebebock vergnügt weiter. — In Wurzen biß beim Schlachten ein Schwein seinen Todbringer, einem Fleischer, einen Finger von der linken Hand ab. Da« Schwein war erst durch einen Schlag auf den Kopf betäubt worden, und al ber Feischer da« Schwein absiechen wollte, schnappte der Todeskanditat nach der Hand und biß einen Finger rund und rein weg. Sitzung dcs Lczirksausschusscs der Loinglichrn Ämlsiiaupt- mannschast Ächwarzcnbcrg, am 7. Gktobcr l»i>3. 1) Der Bezirksausschuß genehmigt L die von Christian Friedrich Günther in Zelle nach gesuchte Errichtung einer Schlächterei bedingungsweise, b. den Nachtrag zum Anlagenrcgulativ für Lauter und de» Nachtrag zum Ortsstatut für Zelle, und c. die Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit Seiten der Gemeinde Schönheide wegen Unterhaltung der Zufahrtsstraße zur Bahnstation Schönheide, 2) beschließt wegen des abgeänderten Anlagenregulativs sür Pöhla zunächst Probeeinschätzung zu erfordern, 3s genehmigt die von der Firma Nestler L Breitfeld in Ella nachgcsuchte Ein- und Ausbezirkung mehrerer Parzellen in den Fluren von Schwarzenberg, Crandors und Bermsgrün bez. bedingungsweise, 1) von den gegen Heranziehung zu den Gemeindeanlagen ein gewendeten Necursen werden diejenigen des Stuhlbauers Carl Bruno Kiebig in Neudörfel und des Gießermeisters Wilhelm Freunde! in Bielefeld verworfen, während wegen des Rekurses des Gutsauszüglers Carl Friedrich Bogel in Pöhla weitere Erörterungen erforderlich sind und dem Recur- reuten Alexander Kästel in Pöhla die Beibringung weiterer Nachweise über Bezug von Hvlzproduiten nachgelassen wird, 5) genehmigt die Gesuche ». Johann Paul Seidel'« in Niederhohndorf uni Ueber- tragung der Carl Wilhelm Tautenhahn in Zschorlau ertheilten Erlaubniß zum Betriebe der Gastwirth- schast, zum Krippensetzen und zur Abhaltung öffent licher Tanzmusik aus seine Person bedingungsweise, d. Carl Friedrich Ferdinand Hochmuth s in Friedrichs- grün um Uebertragung der Friedrich Hermann Uhlig in Bernsbach ertheilten Erlaubniß zum Betriebe der Gastwirtbschast und zur Abhaltung öffentlicher Tanz, musik auf seine Person, o. Carl Julius Schwarz'« und Augusten Marien gisch. Espig geb. Schwarz in Bernsbach um Uebertragung der ihrem Vater Traugott Friedrich Schwarz ertheil ten Erlaubniß zum Kleinhandel mit Branntwein und Spirituosen, auf ihre Person, sowie <1. des ConditorS Arthur Schmidt in Zelle zur Verab reichung von Cognac, Ruin und Liqueur auf die Dauer des Conditoieibetriebes, 6) lehnt die Gesuche n. Friedrich Moritz Schmidt'« in Lauter . um Erlaubniß zum Schankdetriebe und d. Ludwig Rein hard Merkel s in Raschau um Erlaubniß zum Kaffee- und Wrinschank im Mangel örtlichen Bedürfnisses ab, 7) ertheilt zu den Grundstücksadtrennungen von L. Parzelle Fol. 107 de« Grund- und Hhpothekenbuches sür Lauter, d. Parzelle Fol. 26 und 88 sür Großpöhla, v. „ „ 133 für Hundshübel und ä. „ „3 für Schönheide Genehmigung, und 8) erledigt mehrere die Bezirksanstalt zu Grünhain und das Bezirksvermögen betreffend« Angelegenheiten. Ans vergangener Zeit — fLr «nsere Zeit. 16. Oktober. (Nachdruck verboten). Bor hundert Jahren, am 16. Oktober 17S3, wurde die