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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint e e Abonnement jZemk des Amtsaerichts CibenÜolk tag und Sonnabend. In- » Expedition, bei unser» Bo- scrtionspreis: die kleinsp. tcn, sowie bei allen Reichs- M-W P, und dessen Amgekung. P.M.MI.-N Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 40. Zahrgang. 122.Dienstag, den 17. Oktober 18N3. finden statt: Mittwoch, den 18. k. M., von Vormittags '/-I I Zlkr an im Amtsgerichtsgebänbe zu Eibenstock und Irettag, den 20. l. W., von Vormittags '/-ll Uhr an im Rathhause zu Schönheide. Schwarzenberg, am 12. Oktober 1893. Königliche Amtshautztmannfchast. Frhr. v. Wirsing. Bckmulmachililg. Da« Verzeichnitz derjenigen hier wohnhaften Personen, welche zu dem Amte eine« Schössen oder Geschworenen berufen werden können (Urliste) liegt vom 21. Hktoöer dieses Jahres ab eine Woche lang im hiesigen RathSexpedilionSzimmer zur Einsicht aus. Ein wendungen gegen dasselbe sind innerhalb dieser Woche bei dem unterzeichneten Stadtralhc anzubringen. ES wird Solches hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß eine diesfallsige Bekanntmachung, der die betreffenden gesetzlichen Bestimmungen im Wortlaute beigetügt sinv, im Rathhause öffentlich auShängt. Eibenstock, den 12. Oktober 1893. Der Rath der Stadt. »I». Körner. Han«. Bckallntmachilng. An die Bezahlung de« 2. Einkommensteuer- unv 3. Landrenten- Termins bis längstens den 20. d. Ml«, wirb hiermit nochmals erinnert. Eibenstock, den 16. Oktober 1893. Der Rath der Stadt. I»I-. Körner. Beger. Nachdem die Prüfung der auf daS Jahr 1892 abgelegten Rechnungen der Gemeinde-Centralkasse, der Schulkasse sowie der Armenkasse, in gleichen der unter der Bei Wallung de« GemeinderaIHS stehenden StiftUNgs- und Legatgelder-Kassen beendet ist, liegen die gedachten Rechnungen vom 19. Oktober dieses Jahres ab Vier Wochen lang wahrend der gewöhnlichen Geschäftsstunden in der Expedition des unterzeichneten GemeindcrathS zur Ein sicht aus. Schönheide, am 14. Oktober 1893. Der Gcmcinderath. Miquel habe in diesen Tagen dem Kaiser auf Schloß HubertuSstock über den Stand dieser Angelegenheit, sowie über den preußischen StaatShauShallS-Etat Bor trag gehalten. — An der Berliner Börse wurde am Freitag mit großer Bestimmtheit behauptet, daß der Bundesrat h die Vorlage betr. die Verdoppelung der Börsensteuer angenommen habe. — Berlin. Die Reichshauptstadt wird eine stille Saison durchleben. Die hohe Finanzwelt muß sich infolge der Ungunst der Zeiten .einschränken' und der Hof ebenfalls. In Bezug aus letzteren schreibt der .Berl. Corr.': Die kaiserliche Kasse ist durch Reisen, durch außerordentliche Repräsentations pflichten und durch zahlreiche WohlthätigkeitSakte in den letzten Jahren so ungewöhnlich in Anspruch ge nommen, daß der Kaiser, der ein sehr strenger und korrekter Haushalter ist, der seinen Etat grundsätzlich nicht überschreitet, seinen Hoshalt einzuschränken wünscht. — In Stettin nimmt die Cholera bedroh liche Ausdehnung an. Bis Freitag früh wurden da selbst sieben weitere Cholcrafälle festgesteUt. Außer diesen sieben Fällen wurden im Laufe de« TageS vom Polizei-Präsidenten noch sieben neue Fälle be kannt gemacht. Auch auS Königsberg i. Pr. wird gemeldet, da« die amtliche UeberwachungSstation in Ragnit einen Schiffsmatrosen al» choleraverdächlig in« Lazareth genommen hat. — Laut polizeilicher Bekanntmachung sind am Sonnabend in Stettin weitere 8 Erkrankungen u. b Todesfälle an Cholera vorgekommen. — In der nächsten Zeit wird der Zusammentritt einer Kommission von hervorragenden Kavallerie- Offizieren erwartet, deren Thätigkeit in militärischen Kreisen mit besonderem Jnlerrsse entgegengcsehen wird. ES soll sich um Berathung über wichtige Fragen der Kavalleriewaffe handeln, die seit geraumer Zeil als erledigungsbedürftig erachtet und immer wieder vertagt worden sind. Im Mittelpunkt dieser Dinge steht die Frage eine« neuen Exerzier- Reglement« für die Kavallerie. Die Berathungen sollen nach mancher Richtung hin durch die letzten Herbstmanöver neue Stützpunkte gewonnen haben. — Im nächsten Marineetat sollen Ersatz bauten für drei Panzerschiffe: .König Wilhelm', .Friedrich der Große' und .Preußen' gefordert werden; den Ersatz für .Preußen' hatte der letzte Reichstag abgelehnt. Ferner werden gefordert erste Raten für fünf neue geschützte Kreuzer nach einem ganz neuen System. Die Kreuzer sollen zur Verthei- digung ver Küsten und Hafenplätze und zum Schutze der Kolonien dienen. — Schon Mancher hat dadurch, daß er auf öffentliche Aufforderungen, sich al« Interessent an einem üb«rseeischen Nachlaß unter einer be stimmten Privatadresse zu melden, sehr trübe Erfahr- Die Wahlreform in Oesterreich. Graf Taaffe hat den Oesterreichern eine Ueber- raschung bereitet: beim Zusammentritt de« Abgeord netenhauses legte er diesem den Entwurf eines Wahl- reformgesctzeS vor, der die Zahl der Wähler in den Städten um etwa 3'/^ Millionen vermehrt. Da bis zum Zusammentritt der Kammer das Geheimniß, daß eine solche Vorlage erfolgen solle, trefflich gewahrt worden war, so mußte naturgemäß der erste Eindruck, den der Entwurf machte, der der allgemeinsten Ver blüffung sein. DaS österreichische Abgeordnetenhaus wird in vier .Kurien' (Wahlklassen) gewählt: ein Viertel der Ab geordneten stellt der Großgrundbesitz, ein Viertel die Handel«- und Gewerbekammer, ein Viertel die Städte, und ein Viertel die Landgemeinden. Wie man sieht, ist der Großgrundbesitz außerordentlich bevorzugt und der neue Entwurf schafft hierin auch keinen Wandel. Der Entwurf dehnt nur, unter Beibehaltung aller sonstigen Bestimmungen der bisherigen Wahlordnung, daS aktive Wahlrecht in den Städten und Landge meinden auf Diejenigen aus, die vor dem Feinde gestanden haben ober die KriegSmedaille besitzen oder ausgediente Unteroffiziere sind, sodann auf alle de« Lesen« und Schreibens kundigen Personen, insofern dieselben rechtzeitig ihrer militärischen StellungSpflichl genügt haben, sechs Monate in dem Wahlbezirk wohn haft sind und irgend eine landeSsürstliche direkte Steuer bezahlen oder durch Arbeitsbücher, Dienst bücher rc. den Nachweis einer ständigen Beschäftigung in einem bestimmten Berufe einzubringen vermögen. Ueber die Gründe, die Graf Taaffe zu diesem einschneidenden Reformvorschlag geführt haben, ist vorläufig nicht« Sicheres zu sagen. Jedenfalls haben die zahlreichen demonstrativen Versammlungen zu Gunsten einer allgemeinen gleichen Wahlberechtigung Taaffe stark beeinflußt. Bei Einbringung seiner Vor lage erklärte Graf Taaffe unter lebhafter Bewegung de« Hause«, die Regierung habe in der Ueberzeugung, daß die Erörterung der Wahlrechtsreform nicht weiter hinau-geschoben werden könne, selbst die Initiative in dieser wichtigen Frage ergriffen. Bei der großen Wichtigkeit und Dringlichkeit der Vorlage ersuchte der Ministerpräsident, unmittelbar nach der Erledigung der Budgetvorlagen in die Berathung der Wahlrechts reform einzutreten. Die Aufnahme de« Taaffeschen Entwurf« war bisher bei den großen Parteien keine freundliche. Nur die Sozialdemokraten begrüßen denselben al« eine Art Abschlagszahlung und auch die Antisemiten verhallen sich zustimmend. Die ,N. Fr. Pr.' dagegen schreibt: .Diese Wahlreform ist ein Keulenschlag gegen da« Bürgerthum überhaupt und gegen da« deutsche Bürger- thum insbesondere. Er konnte am wenigsten von einer Regierung erwartet werden, die sich gern kon servativ nennen läßt.' Da« .N. W. Tgbl.' und die „Deutsche Zrg." verwerfen die Verquickung der Er weiterung des Wahlrechts mit dem Fortbestand der Vorrechte des Großgrundbesitzes. DaS .Fremdenbl.", vaS Organ des Auswärtigen Amte«, hebt hervor, die meisten Opfer für die neue Wahlreform würden die Deutschen tragen. Die Verantwortung, die die Re gierung übernommen habe, sei unberechenbar. Nach dem die Regierung diese Wahlreform vorgelegt, sei der Schritt zum allgemeinen Wahlrecht nicht mehr lange aufzuschieben. Das feudal-klerikale .Vaterland' meint, im Jnlanve und Auslände werde eS kaum glaublich erscheinen, daß sich die Regierung für eine so radikale Maßregel entschied, ohne vorher irgend welche Fühlung mit den Führern der Parteien zu suchen, aus denen sich docb die Mehrheit, die ein solches Gesetz beschließen soll, zusammensetzen muß. Bisher wurden die Abgeordneten nach der Ver fassung von 1861 durch ein Gemisch von ZensuS- unv Klassenwahlen gewählt. ES bestehen, wie schon oben bemerkt, vier Wählerklasjen (Kurien), die Groß grundbesitzer (in Dalmatien die Höchstbesteuerten), die Städte, die Handels- und Gewerdekammern und die Landgemeinden; in den ersten drei Klassen sind die Wahlen direkt, in der letzten Klasse indirekt. Jetzt soll überall die direkte Wahl einlreten, unv die Kurienwahl für die Zukunft wegfallen. Am bedenklichsten bei ver ganzen Reform erscheint die Beibehaltung der Privilegien des Großgrund besitzes, der schon jetzt ein Viertel unter den 3b3 Abgeordneten entsendet. Den Gewinn von dem Wahlerzuwachs von 3—4 Millionen werden vorau«- sichtlich in erster Linie die deutschfeindlichen Parteien, die Antisemiten unv sodann auch die Sozialdemokraten haben unv zwar alle aus Kosten der Deutschliberale», ohne daß aber von einem wirklichen gleichen Wahl recht die Rede sein kann. Daß Graf Taaffe die Deutsch-Liberalen treffen will, ist gar keine Frage. Er hat die Tschechen durch die Verhängung des kleinen Belagerungszustandes über Prag gegen sich aufgebracht und dieser Umstand mußte dahin führen, daß er sich den deutschen etwa« annäherte. Es gehört aber zu dem Taaffeschen Forl- wurzel-System, nur ja keine ruhige Entwickelung ein treten zu lassen, sondern die Parteien stet« von Neuem bunt durcheinander zu würfeln. Dabei regiert e» sich leichter. ES steht heute schon falt zweifellos fest, daß die Wahlreform, wenn die Regierung nicht noch erheblichen Acnverungen der Vorlage zustimmt, unter den Tisch fällt. Hagesgeschlchte. — Deutschland. Die Steuervorlagen für den Reichstag sollen in der nächsten Zeit dem Bunde-rath zugehen. E« heißt, der Finanzminister