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Zahl der Abteilungen, wie in der der Batterien, bleibt nach wie vor bestehen. Ben den im Lause dieser Wecke neu fonnirten 60 Feltbatlcrien kommen 48 auf Preußen, (in 16 Abteilungen n 3 Batterien), die übrigen 13 Batterien entfallen auf Bayern, Sachsen und Württemberg. Außerdem sind drei neue Bat terien alb zweite Abteilung der Feldartilleric-Schieß- schule zu Lehrzweckcn ausgestellt worden. Die Fuß artillerie hat durch die neue Formation eine Organi sation und Stärke erreicht, wie sie nur wenig Armeen besitzen. Dem 9. und 14. Fußartilleriebataillon ist ein zweite« Bataillon hinzugefügt worden und dadurch ein 9. und 14. Fußartillerieregiment entstanden. Das zweite Fußariillerieregiment hat ein 3. Bataillon er halten. Neu formirt ward das Fußartillerieregimeni Nr. 15 zu L Bataillonen in Thorn, und vorläufig auf dem Lagerschießplatz zu Gruppe in Westpreußen untergcbracht. Die Waffe der Fußartillerie zählt nach vollzogener Neuorganisation 37 Bataillone in 14 preußischen, 2 bayerischen und einem sächsischen Regiment, sowie einem preußischen Fußartillerieba taillon Nr. 13, welches an Stelle deS früheren würtlembergischen Bataillons getreten ist. Der Ver mehrung der Truppentheile entsprechend, sind auch die Kommandobehörden der Fußartillerie vermehrt, d. h. es sind zwei neue Fußartillerie-Jnspektionen er richtet worden, so daß es deren nun sechs giebt. Bei der Pionicriruppe haben ebenfalls Neu bildungen stattgefunden. Es wurden 3 Bataillone formirt, so daß es jetzt im ganzen 23 Bataillone giebt, von denen 19 auf Preußen, 2 Bataillone auf Bayern, sowie je 1 Bataillon aus Sachsen und Württemberg kommen. Die drei neuen Bataillone, Nr. 18, 19, 20 wurden dem I., 1b. und 16. ArmeccorpS zugetheilt, sodaß diese Corps jetzt zwei Pionierbataillone zählen. Mit Rücksicht darauf sind in jenen Corps' besondere Kommandeure der Pioniere als Regimentskommandeure ernannt worden. Die Eisenbahntruppen haben ein drittes Regiment zu den schon bestandenen zwei Regimentern in dieser Woche erhalten. Dasselbe, ebenfalls in zwei Bataillone gegliedert, wird seinen Standort in Jüter bog haben und in der Nähe der dortigen großen artilleristischen Etablissements ein passendes Feld für seine technischen Hebungen finden. Die von Württem berg gestellte und die von Sachsen jetzt gegebenen zwei Eiscnbahncompagnicn bleiben im Verband des zweiten.Eisenbahnregiments. Bei dem Train wurde nur eine Compagnie er richtet und dieselbe dem 16. Trainbataillon einzer-uht. Die 21 Trainbataillone haben damit nun sämmtlich 3 Compagnien. Im laufenden Monat findet die Einstellung des neuen Ersatzes (abgesehen von der Kavallerie und der reitenden Artillerie) in das Heer statt. Damit beginnt die Einführung der zweijährigen Dienstzeit, und fängt das erste Arbeitsjahr für die Armee an, welches so sehr erhöhte Ansprüche an die physische und geistige Spannkraft und Lehrthätigkeil des Offizier- und des UnteroffiziercsrpS stellt. Der pflichttreue Sinn und die selbstlose Hingebung an den Dienst, wie sie im deutschen Heere zur festge wurzelten Tradition geworden, wird den Führern und Lehrern der waffenfähigen Jugend auch ferner ein Leitstern sein und ihnen die Kraft und das Streben verleihen, den ernsten Pflichten zu genügen, welche die Erhaltung der Wehrkraft und damit die Er haltung der Ehre und Macht deS Vaterlandes er fordert. Hagesgeschichle. — Deutschland. Zu den in Angriff ge nommenen sozialpolitischen Verbesserungen gehört be kanntlich auch die für die Landwirtschaft außerordent lich bedeutsame Frage deS Kontraktbruche« der ländlichen Arbeiter. Die Verhandlungen, die zwischen den einzelnen Bundesregierungen über diesen Gegenstand gepflogen werden, dauern noch fort. Da gegen ist man ziemlich schnell über eine Ergänzung jener gesetzlichen unzureichenden Normen einig ge worden, und zwar betrifft diese die Bestimmungen der Reichsgewerbeordnung über daS Gesinde-Mak lerwesen, das zu vielen lebhaften Klagen beständig Anlaß giebt. Die Neuordnung soll vor Allem die Ausbeutung deS Gesindes, wie sie durch die Geschäfts praktiken der Makler geübt wird und die den wesent lichsten Antheil an der Herabminderung der Qualität der landwirthschastlichen Arbeiter zu verantworten hat, verhindern. Von hier auS glaubt man auch die Quellen der Verleitung zum Kontraktbruch am leich testen verstopfen zu können. — Vielfach war angenommen worden, daß sich infolge der Einführung der zweijährigen Dienstzeit für die überwiegende Mehrzahl der deutschen Dienst pflichtigen die Zahl der Einjährig-Freiwilligen ganz erheblich vermindern werde. Wie aus militär ischen Kreisen verlautet, trifft diese Annahme bezüglich des an diesem 1. Oktober erfolgten Zugangs von Einjährig-Freiwilligen für daS preußische Heer durch aus nicht zu, und vermuthlich ebenso wenig für die anderen deutschen Kontingente. Wenn auch dabei zu beachten ist, daß die Anmeldungen bereits zu einer Zeit erfolgt waren, als das Schicksal des neuen MilitärgcsetzeS noch ganz ungewiß war, so werden doch diejenigen jungen Leute, die sich bereits die Be rechtigung zum einjährig-freiwilligen Militärdienst er worben haben, wohl auSnahmeloS davon noch Gebrauch macken. Eine etwaige Wirkung deS neuen Militär gesetzes in dem angeführten Sinne könnte daher erst in den folgenden Jahren eintreten, doch zweifeln wir daran, daß dies in irgend ncnnenSwerthcm Um fang geschehen wird, da ein Jahr in dem der wissen schaftlichen oder praktischen Berufsausbildung gewid meten Lebensalter soviel zu bedeuten hat, daß die überwiegende Mehrzahl der qualifizirte» jungen Leute bezw. deren Ernährer lieber die Kosten deS einjährig freiwilligen Dienstes auf sich nehmen, al« ein zweites Jahr dienen wird. — ES ist noch fraglich, ob die Ausdehnung der Unfallversicherung auf das Handwerk bereit« die nächste Sitzung deS Reichstages beschäftigen wird. Der Entwurf ist allerdings nahezu sertiggestellt, indessen bilden die von Preußen gemachten Vorschläge für die Organisation deS Handwerks, die bekanntlich vielfachen Bedenke» begegnet sind, einstweilen noch große Schwierigkeiten. Dieser Umstand wirb wohl dazu beitragen, daß die Unfallversicherung im Hand werk noch hinausgeschoben wird. — Frankreich. Auch jenseits des Rheins lich tet sich die Schaar derer vom Geschlechte von unno 70 wie bei uns. Jetzt scheint an Mac Ma hon die Botschaft zu gelangen, zur großen Armee abzu gehen. Wie der Telegraph berichtet, befindet sich der 85jährige Marschall so schlecht, daß man das Ende nahe glaubt. Die gewissenhafteste und zärtlichste Pflege umgiebt ihn, aber da schon durch heftige An fälle im letzten Winter die Kraft des Betagten stark erschüttert worden, hat man wenig Hoffnung auf abermalige Genesung. Sein Vaterland hat den Mann, der lange und erfolgreich das Bedürfniß seines Volkes nach Gloire befriedigt hatte, schnell vergessen, die politische Rolle, die ihm nach Thiers Sturz beschieden, war kaum geeignet, die Sympathien weiter Volkskreise für den Besiegten von Wörth und Sedan wieder rege zu machen. Seit dem Rücktritt von der politischen Bühne lebte der greise Marschall da« Leben eines Pensionärs, der am Feuer einer großen Vergangenheit sich wärmt. — England. Noch immer dauert der große Kohlenstreik im Südwesten Englands fort; hier und da nehmen einige die Arbeit auf, ab und an versucht man es auch mit Einstellung von Arbeitern, die keinem Syndikat angehören — dann aber legen wieder neue Schaaren die Arbeit nieder und wenden sich in Manifesten an das Publikum, Unterstützung für ihre hungernden Familien heischend. „Fortsetzung deS Ausstandes" — das ist der allgemeine Ruf; ibm haben am vergangenen Freitag die Delegirten der Bergarbeiter in Chesterfield Ausdruck verliehen und des» nämlichen Entschluß faßten am Sonntag 12,000 Arbeiter, die sich in Sheffield zu einem Meeting zu- sammenthaten. Die Grubenbesitzer bleiben demgegen über bei ihrer ablehnenden Haltung; nicht gerade, als ob sie das Verlangen nach Lohnerhöhung so ganz unbillig fänden und unter allen Umständen jeden ver mittelnden Ausweg verwerfen. Aber sie befinden sich Ihatsächlich in einer Zwangslage; für sie liegt die Hauptschwierigkeit in den mit den Gas- und Eisen bahngesellschaften eingegangenen Lieferungskontrakten. Denn soweit Kohle für den Hau«- und Fabrikbedarf in Frage kommt, sind ja die Preise so gestiegen und versprechen auf solcher Höhe zu bleiben, daß man den Bergleuten mit Leichtigkeit die alten Löhne und bessere als diese zahlen könnte. Die großen Kontrakte aber verpflichten die Zechen, sobald der Ausstand beendet ist, ihre Kohlen weiterhin zu den vor dem Streike ausgemachten niedrigen Preisen zu liefern und da erscheint manchem Grubenbesitzer der gegenwärtige Stillstand als daS kleinere liebel. L»eale und sächstsche Nachrichten — Eibenstock. Der Kaufmännische Verein hier hat auf die in vorletzter Nummer bekannt ge gebene VortragSliste ein Abonnement auch für Nicht mitglieder eröffnet; die Einladung mit Zeichnungsliste ist bereits in Umlauf gesetzt. Es ist zu hoffen, daß die Bethciligung eine recht lebhafte werden wird, zu mal die Abonnementspreise trotz der durch die Heran ziehung guter Vortragskräfte ziemlich bedeutenden Opfer sehr mäßige sind. Eine Weitercntwickelung derartiger Vortragsabende ist aber eben nur möglich, wenn sich auch andere gebildete Kreise dafür inler- esjiren. Nach Schluß der Abonnementsliste treten erhöhte Preise ein. — Dresden, 10. Oktober. Heute Abend 7 Uhr erfolgt die feierliche Ueberführung der Leiche des am 25. März 1891 hier verstorbenen General« und KricgSministerS Grafen Alfred v. Fabrice vom Neustädter Friedhöfe nach dem ihm an der Heer straße in der Albertstadt errichteten Mausoleum. Dieser aus Sandstein aufgeführte monumentale Bau, der von einer halbkreisförmigen, in drei Stufen auf steigenden, und an der Straßenseite mit zwei mäch tigen Blumenschalen gezierten Mauer umgeben wird, macktt den Eindruck eine« großen Sarkophag«, lieber der Tbür an der Vorderseite befindet sich in Stein gehauen da« Familicnwappen und die Aufschrift: „Dem Kriegsminister Graf Fabrice die sächsische Armee 1892." Die Bekrönung de« Baue« besteht au« vorstehenden Steinwürfeln und das Dach au« einem ireppenartig sich erhebenden Sockel für die vom Prof. Schilling modellirte lebensgroße Bronzefigur deS Verstorbenen. Die Feier vollzieht sich dergestalt, daß der Sarg seitens der Familie deS Verstorbenen dem Stadtkommandanten Generalmajor von Zeschau übergeben wird. Unteroffiziere de« Gardereiter-Regi- menlS tragen den Sarg auf den von der Begräbniß- Geseüschafl „Pietät" gestellten achtspännigen Leichen wagen. Zwei Schwadronen Gardereiter begleiten den Kondukt. Grenadiere mit Fackeln flankiren zu beiden Seiten den Leichenwagen. Hinter demselben fahren Stadtkommandant Generalmajor von Zeschau und Platzmajor Hauptmann von Reyher. Der feier liche Zug bewegt sich durch die Friedens- und Königsbrückerstraße nach dem Mausoleum. Nach dem der Sarg daselbst beigesetzt worden ist, wird die Statue des Grafen Fabrice enthüllt. Morgen Vormittag 9 Uhr erfolgt in Gegenwart des Königs, der Prinzen deS königlichen Hause«, der Generalität, der Offiziere der Garnison und Abordnung aller Truppen die Weihe de« Mausoleums. Die Weihe rede hält Garnisonprediger Heinemann. Nach der Ansprache de« Kriegsministers von der Planitz geben ein Bataillon Infanterie und eine Batterie das Ehrenfeuer. — Dresden. In den Kreisen der zu. dem Königl. Süchs. Militärvcreinsbunde gehörigen Militär- und Kriegervereine herrscht jetzt ein reges Leben. ES gilt Vorbereitungen zu treffen zu der würdigen Feier des seltenen Festes des 50jährigen Militärdienst- Jubiläums Sr. Majestät de« Königs Albert, ihres hohen Protektors. Die Feier schließt sich im Rahmen des bereits theilweise mitgetheilten Progamms ganz den vom Königlichen Kriegs Ministerium entworfenen Veranstaltungen an, da dieselbe im Verein mit dem stehenden Heere statthaben soll. Bei der Ovation am Abend des Festtages, den 22. Oktober, die au« dem nach vielen Tausenden zählenden Fackel- und Lampion-Zuge und daran schließender gesanglicher Huldigung auf dem Theaterplatz bestehen wird, haben sowohl der Julius-Otto-Bund, al« der Elbgau- Sängerbund, sowie der hiesige Lehrer-Gesangverein in bereitwilligster Weise den Vortrag zweier eigens dazu componirten Lieder, wovon das erste von Herrn Königl. Musikdirektor Jüngst, da« zweite von Herrn Cantor Schöne dingirt wird, übernommen. Der Zug selbst wird sich zusammensetzen au« den Militär vereinen Dresdens und seiner Umgebung, sowie De putationen aus dem ganzen Königreiche, und würde eine nie erreichte Ausdehnung angenommen haben, wenn nicht die Verfügung getroffen worden wäre, daß die Vereine der Provinz das Fest mit den ihnen nahegelegenen Garnisonen zu feiern hätten. Erhöht wird andererseits die Ovation noch durch den frei willigen Anschluß der Dresdner Bürgerschaft, seiner Innungen, Turn- und sonstiger Vereine. — Plauen. Der ,V. Anz." schreibt: „Nach dem Grundsätze „auch die andere Partei werde ge hört" »heilen wir nachstehend mit, daß jener Schiff chensticker, der seine Arbeit ohne Kündigung verlassen und auf einen Zettel als Grund seiner Arbeitsnieder legung geschrieben hat: „Solchen Dreck machen wir nicht", uns Folgendes berichtet. Jener Zettel sei nur zum „Ulk" geschrieben worden. Mangel an Arbeit und schlechter Lohn sei der wirkliche Grund zur Arbeitsniederlegung gewesen; zudem sei das Ar- beitSlokal so ungesund gelegen, daß er den ganzen Tag habe Licht brennen müssen. In keiner Stickerei sei so viel gefeiert worden als bei seinem letzten Arbeitgeber, der den schlechtesten Lohn in Plauen bezahlt habe." — Zwei vagabondirende I6jährige Bürschchen, welche von der Staatsanwaltschaft zu Bautzen wegen Unterschlagung steckbrieflich verfolgt werden, sind in Tharandt sestgenommen worden. Dieselben führten nicht weniger als 3 geladene Revolver mit sich und hatten, um in den Besitz eines Fahrrades zu kommen, den abscheulichen Plan gefaßt, einen Radfahrer zu erschießen. Die Burschen sind ein Advokatenschreiber und ein Kellnerlehrling aus Zittau, letzterer stammt aus Blasewitz; Beide unterschlugen Gelder in nicht unbedeutender Höhe. — Im Stadtpark zu Großenhain setzte kürz lich ein junger Mann seine Geliebte mit der Acußer- ung: „Marie, ich vergifte mich!" in nicht geringen Schrecken, da er sofort den Worten die Thal folgen ließ und den Inhalt einer Flasche leerte. Al« sich der Lebensmüde anscheinend in den letzten Zügen am Boden wälzte, eilte ein anderes Liebespaar herzu und der Vertreter des stärkeren Geschlechts suchte sofort der aufregenden Situation mit den Worten: „Gustav, stehe auf, mache keinen Mumpitz, in der Flasche mar ja Nordhäuser!" ein Ende zu machen. Anfänglich reagirte der „Sterbende" nicht im Ge ringsten; als jedoch sein ihm bekannter Lebensretter mit seinem wuchtigen Stocke einen gewissen Körper teil desselben zu bearbeiten begann, erhob sich der „Vergiftete" und es begann eine Prügelei, welche erst durch da« entschlossene Eingreifen der beiden Mädchen beendet wurde.