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18N3 Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag lind Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Abonnement viertelst 1 M. 20 Pf. jincl. Zllustr. Unterballbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur: E. Hanncbohu in Eibenstock. 10. Aahrgang. Dienstag, den 10. Oktober Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Ilmgekung. Bekanntmachung, die Ausfüllung der Hauslisten betreffend. Mit Rücksicht auf die im nächsten Jahre stallfindende Erhebung der staat lichen Einkommensteuer macht sich die Ausfüllung von Hausllsten erforder lich. Dieselben werden in den nächsten Tagen zur Austragung gebracht werden und sind von den Hausbesitzern oder deren Stellvertretern unter genauer Be achtung der vorgerruckten Anleitungen auSzufüllen. Nach Anordnung des König!. Finanzministeriums ist der 12. Oktober ds. Is. der maßgebende Tag für die Ausfüllung der HauSlisten. ES sind daher alle steuerpflichtigen Personen in den Listen aufzusühren, welche am 12. Ok tober im Hause wohnen. Dagegen sind solche Personen wegzulassen, welche vor diesem Tage ausge wogen oder erst nach demselben eingezogen sind. Diese Listen sind binnen 10 Tagen nach Empfang derselben bei der hiesigen Skavtsteuereinnahme wieder einzureicheu, und zwar durch den Saus besitzer selbst-der durch solche Personen, welche über ctwaiae Fragen in Bezug aus diese Angaben in der Liste genügende Auskunft zu geben vermögen. Au die pünktliche Einhaltung der vorerwähnten Einreichungssrist wird hierdurch noch ganz besonders erinnert, da nach Anordnung des Königlichen Finanzministeriums jede Versäumung ohne Nachsicht zu bestrafen ist. Schließlich wird noch bemerkt, daß mangelhafte und unvollständige Angaben in den Hauslisten die in den Vorvemerkungen unter 0 angevrchten Nachtheile nach sich ziehen. Eibenstock, am 9. Oktober 1893. Der Rath der Stadt. Ur. Körner. Beger. Zunahme im Verbrauch von Cacao, Zucker, Kaffee, Thee und anderen Delikatessen zu verzeichnen. Mil lionen finden sich für die Künste und Wissenschaften, für das, was man den Luxus des Geistes nennen möchte. Wer die Stellung eines Volles in der Fi nanzwelt nach dem Eisenverbrauch per Kopf bemißt, wird Stoff zum Nachdenken und Nachrechnen finden in der Thatsache, daß heute 36 Kilogramm mehr Eisen per Kopf verbraucht werden, als vor 10 Jahren. Das Reich strotzt von Thatkraft und Unternehmungs geist. In allen Zonen und Ländern sucht es sich die bestell Märkte zum Kaufen und Verkaufen. Die Bevölkerung wächst viel rascher als die landwirth- schaftliche Produktion. Es muß im Auslande gekauft werden und selbstverständlich wird dort gekauft, wo die meiste Waare für das wenigste Geld erlangt werden kann. Es giebt keinen Grund, warum ein großer, wenn nicht der Löwen-Theil an ihren Ein käufen von Getreide, Fleisch und Baumwolle nicht in New-Jork oder Chicago, Omaha oder St. Paul, Sacramento oder Galveston gemacht werden sollte." Local« und fächstsche Nachrichten. — Eibenstock, 9. Oktober. Gestern hielt der Zweigverein zur Förderung christlicher Liebeswerke, welcher die Parochien Eibenstock, Schönheide, Stützengrün, Carlsfeld und Sofa umfaßt, sein JahreSfest für die Zwecke der inneren Mission in hiesiger Kirche ab. Die Festprevigt hatte Hr.- ?. Bretschneider-Stlltzcngrün übernommen, welcher in beredten Worten vor versammelter Gemeinde ein fesselndes Bild von der LiebeSthätigkeit der inneren Mission entwickelte. Bei der im Eberwein'schen Saale abzehaltenen Nachversammlung ergriff zuerst Hr. k. Böttrich- Eibenstock das Wort und schilderte als eine der wich tigsten Einrichtungen auf dem Gebiete der inneren Mission das von so ungemein wohlthätigen Folgen begleitete Walten der Diakonissinnen, dabei betonend, welchem dringenden Bedürfniß gerade in unserer Stadt durch Stationirung einer Schwester Abhülfe geschafft worden ist. Sodann sprach Hr. Vereins geistlicher k. Wcidauer aus Dresden über .Dunkle Bilder aus dem Frauenleben der Gegenwart", dabei auch die Lichtseiten in demselben nicht unerwähnt lassend. Ein ähnliches Thema behandelte Hr. ?. Hartenstein-Schönheide, welcher über Arbeiter- Colonien sprach. In beiden Vorträgen schilderten die Herren Redner das sociale Elend, welches beim männlichen in gleicher Weise wie beim weiblichen Ge schlecht in der Hauptsache durch Arbeit--, OddachS- und HeimathSlosigkeit hervorgerufen werde. Diese» Elend nach besten Kräften zu mildern, sei ein Haupt- arbeitSfeld der inneren Mission und wäre eS zu wünschen, daß allerseits diese Bestrebungen nach besten Kräften unterstützt würden. Der von Hrn. Bürgermstr. Or. Körner für da laufende Jahr erstattete Kassenbericht nennt al« Einnahme M. 713,»». Ausgabe , 689,«». Bestand M. 23,7». Die Einnahme wird hauptsächlich gebildet au» den freiwilligen Sammlungen, welche der Verein jede- Hagesgeschichte. — Deutschland. Die Bewegung gegen die geplante Weinsteuer wird lebhafter. Die Handels kammer zu Wiesbaden, die Vertreterin des vornehmsten Weinbaubezirks, erläßt einen Ausruf an alle Bürger meister und Weininteressenten de» RheingaueS zur Stellungnahme gegen den Weingesetzemwurf, durch welchen dem weltberühmten Weinbau des RheingauS die empfindlichste Schädigung drohe. Es sollen Masseneingaben an das preuß. Staatsministerium und die gesetzgebenden Körperschaften des Deutschen Reichs gerichtet werden. Versammlungen und weitere Schritte in allen deutschen Weinbaugebieten werden vorbereitet. — Ueber die am Sonnabend l 1 Uhr 40 Min. von Kissingen erfolgte Abreise des Fürsten Bismarck wird gemeldet: Das Wetter hatte sich prächtig aufgehellt, die Villen auf dem Wege nach dem Bahnhof und auf den umliegen Höhen hatten geflaggt. Ganz Kissingen war auf den Beinen. Der Bahnhof war, entgegen der anfänglichen Absicht, nicht abgesperrt. Was noch an Fremden in Kissingen sich aufhielt, war auf dem Perron versammelt, dazu kam die Kissinger Einwohnerschaft, besonders viel Damen, sowie Mitglieder der Behörden und bayerische Offiziere. Kurz vor Abgang des Zuges fuhr der Fürst mit dem Prof. Schweninger am Bahnhofe vor und stieg sodann die fünf Stufen zu dem Perron, von Prof. Schweninger nur leise gestützt, empor. Fürst Bismarck trug einen schwarzen Wintermantel, dünnes weißes Halstuch und Schlapphut. Da« Ge sicht ist vielleicht etwas magerer und der Gang ein wenig schwächer, sonst ist nicht die geringste Veränder ung bemerkbar. Der Fürst ging durch die Hochrufende Menge ohne Stütze bi« zum Salonwagen, der mit Laubgcwinden und schwarz-weiß-rothen Bändern ge schmückt war. Im Wagen, in den die Fürstin, Prof. Schweninger, l)r. Chrysander und zwei Diener folgten, nahm er sogleich auf einem Lehnstuhl Platz, erhob sich aber, da auf dem Perron Rufe .Wiedersehen" andauernd ertönten, und trat an da« geöffnete Fenster, wo er lächelnd und nickend den Hut zog und bi« zum Abgang de« Zuges blieb. Der Fürst äußerte zu seiner Umgebung, er gedenke diesen Winter Fried- richSruh nicht zu verlassen. — Auf seiner Reise von Kissingen nach FriedrichS- ruh passirte der Sonderzug des Fürsten Bismarck am Sonnabend Nachmittag 2 Uhr 45 Minuten Eisenach, wo ein Aufenthalt von 5 Minuten statt fand. Im Auftrage des Großherzogs von Sachsen begrüßte Bezirksdirektor vr. Eucken das fürstliche Paar im Salonwagen. Der Fürst, welcher über die huldvolle Aufmerksamkeit des Großherzogs sehr er freut war, erschien bei der Abfahrt dankend am offenen Fenster. Damen überreichten Blumenbouquets, da- Publikum brach in lebhafte Hochrufe au«. DaS Aussehen de« Fürsten war ziemlich wohl. — Bezüglich der Organisation de» Hand werke» hat der Vorstand de« .Ostdeutschen Hand werkerbunde»' in Breslau einstimmig folgende Reso- lution angenommen: .Der Ostdeutsche Handwerker bund erachtet die Vorschläge der Regierung, betreffend Reorganisation de» Handwerk« und Regelung de» Lehrlingswesens als mit dem Geiste der auf den Schutz der wirthschaftlich Schwachen abzielenden Kaiser lichen Botschaften, sowie mit den Wünschen und Ver sicherungen Sr. Majestät für eine sittliche und wirth- schaftliche Hebung des Handwerks, damit es wieder zu der Blüthe gelange, wie vor dem dreißigjährigen Kriege, im schroffsten Widerspruche stehend. Er hält die Tendenz dieser Vorschläge gegenüber den recht lichen und sittlichen Interessen der Innungen für eine revolutionäre, dieselben störende und den Nieder gang und die Aufreibung des Handwerks und des gesammken Mittelstandes noch weiter befördernde. Die Vorschläge gelten ihm daher als indiskutabel und verbesserungsunfähig. Der Ostdeutsche Handwerker bund bedauert, daß die Regierung bei Aufstellung der Vorschläge die seit den Jahrzehnten von den be rufenen und maßgebenden Vertretungen des Hand werks wiederholt und einmüthig aufgestellten Forder ungen völlig unbeachtet gelassen und diesen Vertret ungen auch nicht einmal eine gutachtliche Stimme eingeräumt hat. Der Ostdeutsche Handwerkerbund bedauert ferner, daß die Regierung bei Abfassung ihrer Vorschläge die durch sie Gewerbefreiheit auf wirth- schaftlichem und sittlichem Gebiete hervorgerufenen schweren Schäden, die besonder« in der zunehmenden Aussaugung und Zerreibung des Mittelstandes und dessen Proletarisirung durch das Capital in die Er scheinung treten — gänzlich außer Acht läßt und das verderbliche und undeutsche Prinzip des Manchester- thumS in ihrer Wirthschaftspolitik im vollen Umfange aufrecht zu erhalten gesonnen ist. Demgegenüber beschließt der Ostdeutsche Handwerkerbund, nach wie vor unentwegt an seiner Forderung einer erheblichen Einschränkung der Gewerbefreiheil festzuhalten und energisch für seine, durch die gegenwärtige Wirth schaftspolitik auf'« Höchste vernachlässigten und ge fährdeten wirthschaftlichen und staatsbürgerlichen Rechte eintreten zu wollen. Der Ostdeutsche Handwerkerbund spricht an die Freunde de« Handwerks die Bitte und Erwartung au«, mit Ernst und Entschiedenheit gegen eine Vorlage in der Tendenz der gemachten Vorschläge und für eine Sozialreform einzutreten, die auch dem Handwerk Gerechtigkeit widerfahren läßt und dasselbe den Handwerkern zurückgiebt." — Der deutsche Gewerbekammertag tritt in den Tagen vom 12. bis 14. Oktober in Eisenach zusammen. Den Hauptgcgenstand der Verhandlungen werden die .Vorschläge des preußischen Ministers für Handel und Gewerbe für die Organisation des Handwerks und für die Regelung des Lehrlingswesens im Handwerk" bilden. — In Amerika tritt nur gar zu häufig die Ansicht hervor, daß Deutschland ein armes, vom Militarismus zu Boden gedrücktes Land sei. Daher verdient anerkennend hervorgehoben zu werden, was der nordamerikanische Konsul in Chemnitz, Herr I. C. Monaghan, in seinem jüngsten Berichte sagt. Es heißt darin: „Deutschland ist ein guter Käufer und zahlt in baarem Gelde oder GeldeSwerth. Ein Volk, welches Millionen nicht nur für seine Bedürfnisse, sondern für Luxussachen auSgiebt, kann nicht arm genannt werden. In zehn Jahren ist der Bierver brauch von 86,s Liter auf 105^ Liter per Kopf der Bevölkerung gestiegen. Außerdem ist eine enorme