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Amts- und Anzeigeblatt für den sWAr Lenrk des Amtsgerichts CibenKock ««SL tag und Sonnabend. In- Expedition, bei unfern Bo- sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Zeile 10 Pf und deffen Umgebung. Postanstal en Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 1LV. Dienstag, den 3. Oktober 18S3. St. Die in Gemäßheit von Art. II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt Seite 245 flg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Zwickau im Monat August c. festgesetzte und um Fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Ge meinden resp. Quartierwirthen im Monat September e. an Militärpferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt: 10 M. SV Pf. für 50 Ko. Hafer, 8 „ 40 „ „ 50 „ »eu und 4 „ 20 „ „ 50 „ Stroh. Schwarzenberg, am 30. September 1893. Königliche Amtsbauptmannschllst Frhr. v. Wirsing. . Hagesgeschichte. — Deutschland. Wenn auch Angaben über den künftigen Reichshaushaltsplan verfrüht sind, da die Feststellungen erst in diesem Monat, bezüglich der Bedürfnisse für das Heer und die Marine sogar erst im November stattfinden werden, so scheint eS doch richtig zu sein, daß für Mar ine zwecke wieder sehr erhebliche Mehrforderungen zu erwarten sind. Wenn es sich auch nicht, wie kürzlich in einem rheinischen Blatte behauptet worden ist, um 40 Millionen Mark handelt, so doch immerhin etwa um den vierten Theil. Der vorige Reichstag hat sich zuletzt den Marineforderungen gegenüber recht schwierig gezeigt. Der jetzige wird, so lange die ungünstige Finanzlage andauert, schwerlich ein größe res Entgegenkommen beweisen. Die Marineverwalt ung sollte sich in dieser Beziehung keiner Täuschung hingeben; sie würde im eigenen Interesse handeln, wenn sie im nächsten Reichshaushaltsplane ihre Forderungen auf das zulässig niedrigste Maß be schränkte. — Der Depeschenwechsel zwischen dem Kaiser Wilhelm und Fürsten Bismarck, sowie die Krankheitsgeschichte des Letzteren bilden noch immer in der Presse das Thema zu mehr oder weniger aus gedehnten Betrachtungen. Dem „Rhein. Kurier" zufolge hat an demselben Tage, an dem der Kaiser sein Telegramm an den Fürsten Bismarck sandte, der als stellvertretender Leibarzt beim Kaiser in GünS weilende Oberstabsarzt l)r. Ernesti im Auftrage des Kaisers telegraphisch Professor Schweninger darüber, daß er die Berichterstattung unterlassen habe, scharfe Vorhaltungen gemacht. Schweninger hat die Be rechtigung dieser Vorwürfe nicht anerkannt, und so hat sich zwischen ihm und dem Leibarzt de» Kaisers ein lebhafter Depeschenwechsel entspannen. Hieraus ist offenbar die falsche Nachricht zurückzuführen, Bis marck habe mit dem Kaiser noch zehn Telegramme ge wechselt. Ferner geht der „Köln. Ztg." aus Berlin folgende Mittheilung zu: „ES sind Zweifel darüber ausgesprochen worden, ob dem Professor Schweninger der kaiserliche Befehl, stets über das Befinden des Fürsten Bismarck zu berichten, in einer allen Zweifel ausschließenden Form übermittelt worden sei. Die Sachlage ist in dieser Beziehung jedoch ganz klar, da der bereits vor geraumer Zeit erlassene kaiserliche Befehl in Form einer amtlichen KabinetSordre abge- faßt war, die sich an einen Staatsbeamten richtete, al« welcher der Universitätsprofessor Schweninger un zweifelhaft anzusehen ist. Uebrigen« hat Schweninger in früherer Zeit zu wiederholten Malen über da- Befinden de» Fürsten an den Kaiser in Verfolg jener KabinetSordre berichtet." — In den letzten Tagen haben in der LandeS- verrathSsache der beiden Franzosen Daguet und Duboi« zahlreiche Vernehmungen in Wilhelms haven, Helgoland, Cuxhaven, Hamburg und Kiel stattgefundcn, den betreffenden Belastungszeugen wur den die Photographien der beiden wegen Spionage jetzt in Berlin inhaftirten Franzosen zur RekognoS- zirung vorgelegt. Die Staatsanwaltschaft zu Berlin führt zur Zeit noch die Voruntersuchung und wird erst nach Schluß derselben entschieden werden, ob der Reichsanwalt in Leipzig Anklage gegen die beiden Franzosen wegen LandeSverrathS erheben wird. Der Schwerpunkt der Untersuchung soll darin liegen, ob die beiden Franzosen im Auftrage der französischen Regierung und mit deren Geldmittel ihre Rekoznos- zirungSreise unternommen haben und ob die Ge nannten noch heute in französischen Kriegsdiensten stehen ; vermuthet wird, wie der „B. B. Z." geschrieben wird, daß sie mit Wissen eines Mitgliedes der fran zösischen Botschaft in London gehandelt haben. — Die Herstellung neuer Zweimarkstücke, welche durch eine ganz besonders scharfe Prägung der Schrift den Falschmünzern etwaige Nachahmungen erschweren sollte, war, wie Berliner Blätter zu melden wußten, geplant worden. Dem gegenüber können wir mittheilen, daß an eine Aenderung von Zwei markstücken um so weniger gedacht wird, als gerade die jetzige vorzügliche PrägungSmctbode dieser Geld sorten gar nicht nachzuahmen ist, eS sei denn in plumper, leicht auffälliger Weise. In diesem Jahre werden, so hören wir weiter, überhaupt keine Zwei markstücke mehr fcrtiggestellt werden, dafür aber soll in den nächsten Tagen in der Reichsmünze mit der Prägung von Gold begonnen werden, von welchem 13 Millionen und zwar 8 Millionen in Doppelkronen und 5 Millionen in Zehnmarkstücken auszuführen sind. Halbe Kronen (5 Mark-Goldstücke) werden überhaupt nicht mehr geprägt. Die Aufträge aus wärtiger Regierungen in der ReichSmünze sind sämmt- lich beendet. — Eine anderweite Meldung bezüglich der Zweimarkstücke besagt, daß neugeprägte Exemplare jetzt zur Ausgabe gelangt sind. Dieselben unter scheiden sich von den allen Zweimarkstücken dadurch, daß der flache Grund in Glanzprägung hergestellt ist. Durch diese Neuerung soll den Falschmünzern, auch denen, die etwa beabsichtigen, Falsifikate aus echtem Silber herzustellen, das bekanntlich bedeutend billiger ist als der Nennwerth unserer Münzen, die Aus übung ihres unsauberen Handwerks erschwert werden. Die neuen Zweimarkstücke sehen sehr gut aus; die Prägung tritt ungemein scharf hervor. Local« und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die am Montag und Dienstag vor. Woche abgehaltenen Concerte des Kreuz chores aus Dresden haben in jeder Beziehung einen glänzenden Erfolg gehabt, und so auch in materieller Beziehung, denn die Gesammtcinnahme bezifferte sich auf nahezu 550 Mk. Natürlich erwachsen einem solchen Unternehmen auch große Unkosten, man darf dabei nur allein den Eisenbahnfahrpreis für so viele Personen ins Auge fassen. Dessen ungeachtet konnten aus dem Reinerträge dem Fond für Beschaffung der Kirchcnheizung 100 Mk. überwiesen werden. Auch ist es als recht und billig erachtet worden, den freund lichen Sängern für ihre gemeinschaftliche Kaffe den Betrag von 90 Mk. zu stiften. — Eibenstock. Die Ausfuhr von Maaren nach den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika au« dem Cosular-District Eibenstock betrug in dem Viertcljabr (Juli, August, September) 1893: Mk. 814,312,8». In dem entsprechenden Vierteljahr 1892: Mk. 1,O79,73O,o«. ES hat demnach eine Abnahme von Mk. 265,417,17 stattgefunden. — Die hiesige Cosular- Agentur ist seit Abgang de« Hrn. Nason durch Hrn. C. Borngracber vertreten. — Schönheide. (Eingesandt.) Am Sonntag, den 24. Septbr. feierten der Maurer Herr Christian Friedrich Baumann nebst Ehefrau b»t bester Gesundheit und im Kreise ihrer zahlreichen Familie ihre goldene Hochzeit. Dem Jubelpaare sind au« Anlaß dessen außerordentlich zahlreiche Geschenke und Gratulationen zu Theil geworden, die beredte« Zeug- niß ablegen von der allgemeinen Beliebtheit, dessen sich da» Ehepaar erfreut. Die Einsegnung de« ehr würdigen Paare« nahm nach einer feierlichen Ansprache Herr Pastor Hartenstein Nachmittag« 3 Uhr in der Baumann'schen Wohnung vor. In Behinderung des Herrn Gemcindevorstandes überbrachte Namens der Gemeinde der Gemcindeälteste und Fabrikbesitzer Herr Friedrich Oschatz die herzlichsten Glück- und Segens wünsche. Der Jubilar ist 75 und seine Gattin 72 Jahre alt. Wir wünschen dem Jubelpaare auch an dieser Stelle, daß sich dessen Lebensabend froh und traulich gestalten möge. — Dresden. „Ich bin das Muster aller Bar biere" darf mit „Figaro" der Hausbarbier eines hiesigen Commerzienrathes singen. Während 20 Jahren bei Kälte und Hitze, bei Sturm und Regen trat dieser deutsche Kollege des Musterbarbiers von Sevilla pünktlich an, um bei seinem Kunden auch die kleinste der Bartstoppeln nicht zu schonen. Bor einigen Tagen, al« der Dresdner Figaro diese treuen Dienste genau 20 Jahre lang gewissenhaft versehen hatte, erhielt er von dem Herrn eine goldene Uhr sammt Kette zum Geschenk mit der Inschrift: „Zeit ist Geld — für geleistete 20jährige treue Dienste." Vor lauter Freude über dieses unerwartete und werth volle Geschenk soll der treue Figaro am Tage der Ueberraschung seinen Herrn zum ersten Male — geschnitten haben. — Frankenberg. Nach dem Vorgänge anderer sächsischer Mittelstädte, wie Burgstävt, treten jetzt auch hier Bestrebungen zu Tage, welche sich gegen die Gepflogenheit in vielen mittleren Provinzstädten rich ten, beim Bezug von Maaren aller Art den eigenen Wohnort hintenan zu setzen und dem Einkäufe au« Großstädten den Vorzug zu geben. Seiten« der In haber fast aller hiesigen offenen Geschäfte werden in dieser Hinsicht lebhafte Klagen laut. Kleider, Wäsche und sonstige Artikel für Mann, Frau und Kind wer den au« der Großstadt bezogen und nicht nur die sogenannten „höheren Kreise", auch der „kleinere Mann" thut mit. Außerdem werden den Privat konsumenten tagtäglich Angebote durch mehr oder weniger lästig werbende Reisende gemacht, ganz ab gesehen von den eigentlichen Hausirern. Alles, was cs für den häuslichen und geschäftlichen Bedarf geben mag, wird angeboten und leider zumeist auch bestellt, unbekümmert darum, daß es am Orte berufene und leistungsfähige Lieferanten dafür giebt. Ueberau« reichlich ist aber da« Angebot von Lebensmitteln der verschiedensten Art. Letztere Maaren werden nicht nur durch Reisende massenhaft an das konsumirende Publikum gebracht, sondern auch durch Offerten der Versandgeschiifte und durch solche fremde Genossen schaften, welche ihren Mitgliedern aus dem gemein samen Bezug von Lebensmitteln einen kleinen Vor- theil verschaffen wollen. Man erzählt sich, daß ein zelne Private so viel solche Maaren, von der theuer- sten Chokolade an bis herab zur billigsten Soda, in unsere Stadt hereinschaffen, wie manches Geschäft kaum absctzen kann. Die Schnittwaarenbranche klagt, daß vielfach al« Nebenverdienst — lediglich um ein Taschengeld zu erlangen — Schnitt- und Modewaaren von solchen Familien verkauft werden, welche auf diese Art von Handel keinen Pfennig Steuer zahlen, während man den Ladenbesitzer ordentlich mit Steuern trifft und selbst der gewöhnliche Hausirer seinen Wandergewerbeschein anständig bezahlen muß. Man beabsichtigt nun hier, ebenso wie in Burgstädt ge schehen, einen Vvrein zur Wahrung der Inter essen einheimischer Geschäftsleute zu bilden, der sich die Hebung der hiesigen geschäftlichen Ver hältnisse in oben geschilderter Richtung zur Aufgabe stellen wird.