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30 - es, er ließ das Holz fallen. "Interessant.” "Interessant. Du hättest es fertiggebracht, mir jetzt deinen heu tigen Erfolg auszumalen. Undjin diesen vier Wänden hätte es sicher erheblich nach Künstler gerochen. Du kannst gut spinnen, du solltest Schriftsteller werden." "Bin ich schon. Paßt es dir nicht?" schrie er zurück. "Ja," sagte sie, "im Kabarett willst du ein guter Schauspieler sein und in der Schule ein brauchbarer -^ehrer und nun auch noch ein an erkannter Schriftsteller, und du bleibst nichts weiter als ein mittelmäßiger Unterstufenlehrer, solange du deine Talente tatenlos vergammeln läßt!" Sie hielt sich erschreckt die Hand vor den Mund und schwieg, und auch er schwieg und wagte sie nicht anzusehen. "Noch was? " sagte er, nicht angreifend, sondern resignierend. Sie kauerte sich und legte ihren Kopf in seinen Schoß. "Rolf, ich glaub doch an dich, aber tue etwas, bitte, du darfst nicht weiter so selbstgefällig dahinleben." Mittelmäßig, dachte Rüßler, ich werds euch beweisen, ich werds euch allen beweisen. In den nächsten Tagen glaubte er zu bemerken, daß ihn seine Kolle gen mieden. Und dann war noch diese Zeitungsrezension, zwei Spal ten mit drei lakonischen Worten: Rößler überzeugte nicht. In ihm speicherte sich eine große Wut gegen alle und gegen niemanden, er wußte nicht wohin mit der Wut, und da setzte er sich nächtelang in Schreibtischlampenlicht und begann, eine Erzählung zu basteln. Euch werd ichs beweisen, euch allen! Entwarf, verwarf, strich, er- gänzte: Die Geschichte eines jungen Lehrers, der da an seiner Schu le eine Schlacht unterwegs schlägt, und er schlägt wild um sich, gegen alle, die hinter dem Heiligenschein des Direktors hermar-