- 22 - An ihrem ersten Jahrestag kaufte er ohne Brits Wissen Anbaumöbel, transportierte sie mit geborgtem Leiterwagen, hängte die neuen von der Wirtin genähten Gardinen auf, und als Brit von der Klassenkon ferenz kam, konnte er ihr nicht einmal zum Glückwunsch die rechte Hand reichen, die war beim Möbelaufbau kaputtgegangen. Sie schickte ihn gleich zum Arzt, sind abends im Klubhaus mußte sie beim Tanzen im« mer lachen, wenn er ihr mit der Gipshand den Rücken entlangfuhr. Und da war ein schneematschiger Sonntag, der sollte ihr Verlobungs- r tag sein. Aber vorher verkündete ein Telegramm, ihr Vater läge im Krankenhaus, und Brit mußte sich Sonnabend in den Zug setzen. Sie kam wie vereinbart am späten Sonntagnachmittag zurück, und er sagte ihr auf dem Bahnhof mit einem dem Wetter angepaßten Gesicht, indem er auf die Uhr sah: "Jetzt noch verloben lohnt nicht." "Doch," bat sie, "doch, wir haben einen ganzen Abend für uns. Bitte doch." Er wollte ihr um den Hals fallen, besann sich aber rechtzeitig und setzte wieder sein altes Gesicht auf: "Nein, ich hab auch bloß billigen Weißwein gekriegt!" "Macht nichts, ich veredle ihn dir. Komm jetzt schnell." "Na gut," gab er sich geschlagen und sah Renel an der vereinbarten Stelle stehen und dann auf sie zukommen. "Hallo, schön euch zu treffen, kommt ihr mit zu mir? Ein kurzer Skat oder so was?" "Aber nur ein kurzer," sagte Rößler, und Brit schnappte nach Luft und suchte Worte. Die fand sie auch sehr schnell, ununterbrochen sprudelten sie aus ihrem Mund, leise, aber gefährlich in sein Ohr hinein: "Mit dir verlob ich mich nie! Niemals! Verlobung mit Skat! Ich pas se! Laß meine Hand los."