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- 4 - Renel antwortete, als hätte er hinter dem Mantel nur auf diese Fra ge gelauert: "Das ist so eine Konvektion, daß mich meine Frau abholt, das hat sich über sieben Jahre Ehe hinübergerettet wie nichts sonst.” "Wenn du willst, ich geb dir meine Kette, da könntest du sie über raschen." Er erschrak über sein Angebot, hatte in Gedanken die Kette schon zichmal über Brits Kopf gezogen, und er fühlte sich leichter, als Renel antwortete: "Freuen kann sie sich über den Kühlschrank, der kam unerwartet vor acht Wochen, eine Stange Geld." "Zu wenig, glaub ich," sagte Rößler. "Gut," sagte Renel, " ich leg ihr auch noch die Badewanne aus, mit Blattgold oder Mosaik, ein Thema aus der Bibel, Adam und Eva essen verbotene Früchte,und der Herr zürnt und setzt ewige Feindschaft zwischen Mann und Weib - ob das wirkt unter fichtennadelschäumenden Wasser?" Laß dir jetzt nichts kaputtmachen, Rößler, für dich ist nur Brit wichtig - die wird jetzt schlafen, weil Mitternacht der Tag beginnt mit Honigwein, dem Taschengeld abgespart, immerhin achtzig Zloty, und eine Kette und für Kathrin - "Robert, ob meine Tochter - sei jetzt nicht zynisch, wenigstens jetzt nicht - Honigwein darf sie heut trinken, mit zwei Jahren darf sie schon Honigwein trinken, du müßtest eine Tochter haben." Dann fügte er noch hinzu: "Und den starken Mann glaub ich dir nicht mehr," und dachte an die Gedichte in Renels Tagebuch - Renel hatte es offen liegenlassen, als er Teresa auf dem Hotelvorplatz stehen sah: Gedichte vom Sonnenstrahl, der in sterbenden Adern weint, lau ter Herbst - müde schließt sich der Sarg der Natur - Gedichte mit viel Nacht - Pfützen gähnen Sterne aus, und ich irr vom Weg - auch