In dem liebevollen Aufsatz Ilja Ehrenburgs über Beyle-Sten - dhal 1 ) , in dem der Verfasser im wesentlichen erklärt, daß und weshalb Stendhal unserem Jahrhundert angehört, daß er mo derner wirke als viele, die ihn und seine Methode verurteil - ten ( Z.B.Flaubert ), in diesem Aufsatz stehen auch zwei Zei len, die mich geradezu verblüfften. Ehrenburg schreibt:"Leb - te er ( Stendhal, H.R.) heute, man hielte ihn wahrscheinlich, wie zu seiner ^eit, für einen begabten Dilettanten."g) Das verblüfft um so mehr, als nahezu alle Stendhal-Bilder jenen seltsam-seltenen Mann, als den Zu-früh-geborenen zeigen, der mit einer bewundernswürdigen Kraft den Mißdeutungen zeitgenös sischer Kritik die Stirn geboten habe und mit prophetischer Sicherheit einem fernen Publikum vertraute, das ihm Gerechtig keit widerfahren lassen würde. Eine nicht kleine Komponente der Faszination, die von ihm ausgeht, ist unbestreitbar die Tatsache, daß seine Voraussa - gen fast auf den Tag genau eintrafen. Und seit jenem denk - würdigen Jahr 1883, als sein Werk aus dem Staub der Grenobler Gemeindebibliothek geborgen wurde, wuchs der späte Ruhm ins Unermeßliche. Männer unterschiedlichsten Alters und ver - schiedenster Weltanschauung erklärten den toten Dichter zu ihrem Idol und interpretierten sein Leben und sein Werk ih - rem Standpunkt gemäß. Die einen sahen in ihm den größten Psychologen der Weltliteratur, andere feierten ihn als den großen Immoralisten und Egotisten, andere wieder - und dieser Rang wurde ihm immer ausschließlicher zuerkannt, sahen in