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Amts- Md Anzeigeblatt für den Lezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung 18SS Abonnement viertelj. 1M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Untcrhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. «»scheint »vchrntlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- srrtionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 40. : Sonnabend, den 23. September Bekamtimchimg, Cemcntbctmübcrdcikiiiig bctrcfskiid. HanS. ES ist Beschwerde darüber geführt worden, daß die Cementbetonüberdeckung über den Dorfbach vor vollständiger Erhärtung trotz der ausgestellten Sperr böcke begangen wird. Wir sehen uns daher veranlaßt, das Betreten dieser Cementbetonüberdeckunst vor Freigabe des Verkehrs bei Vermeidung von S Mt. Geldstrafe bez. 2 Tagen Haft für jeden Zuwiderhandlungsfall hiermit ,u untersagen. Nach Befinden würde übrigens wegen Beschädigung öffentlicher Anlagen Bestrafung nach 8 305 ves Strafgesetzbuches mit Gefängniß nicht unter einen Monat einzutreten haben. Eibenstock, den 22. September 1893. 3l0tt) d^l Stadt Di-. Körner Hagesgeschichte. — Deutschland. Nach den dem Kaiserlichen Gesundheitsamt zugegangenen Meldungen wurden in Hamburg vom 20. bis 2l. d. M. Morgens 12 Neuerkrankungen an Cholera, darunter 2 mit tödtlichem Ausgange, ferner 1 Sterbefall unter den früher Erkrankten festgestellt. In Altona 1 Er krankung«- und 1 Todesfall. In Berlin ist eben falls Cholera bei einem Schiffer festgestellt. Außer dem sind bei zwei Verwandten des in Wanheim ver storbenen Arbeiters Cholerabazillen festgestellt worden. — WaS Berlin betrifft, so sind bis Donnerstag Vormittag 11'/, Uhr wieder im Rathhause aus dem Krankenhause Moabit drei Fälle von Choleraverdäch tigen zur Beobachtung eingeliefert gemeldet worven. Dieselben betreffen einen Schiffer nebst Frau und einen Bootsmann, deren Fahrzeug am Potsdamer Hafenbecken liegt. — Berlin. Mit einer Botschaft, die in alle patriotischen Herzen freudige Bewegung trägt, dürfen wir heute beginnen: Kaiser Wilhelm und Fürst Bismarck haben Worte freundlicher Theilnahmc ge wechselt. Der offizielle Draht bringt die frohe Kunde in folgender Darstellung : Güns, 20. September. Dem Vernehmen nach hat der Kaiser Wilhelm, welcher erst nachträglich von der schweren Erkrankung des Fürsten v. Bismarck Kenntniß erhalten hatte, demselben von hier aus telegraphisch seine Theilnahme ausgesprochen und mit Rücksicht auf die ungünstigen klimatischen Verhältnisse in FriedrichSruh ihm in einem der kaiser lichen Schlösser Wohnung angeboten. Fürst v. Bis marck hat Sr. Majestät noch an demselben Tage in ausführlichem Telegramme seinen lebhaften Dank aus gesprochen, jedoch auf Annahme des kaiserlichen An erbieten« verzichtet auf den Rath von Professor Schwe- ninger, welcher sich gegen Aenderung de« gewohnten Aufenthaltes ausgesprochen hat. — Wäre zwischen dem 20. März 1890 und heute nichts geschehen, was an der Empfindung so vieler Deutschen recht hart und schmerzlich gerüttelt hat, man brauchte in dem Briefwechsel von Kaiser und Kanzler nur eine durch aus normale Bethätigung eines natürlichen Interesses zu erkennen. Aber nach all den herben Deutlichkeiten, die das Verhältniß de« greisen Paladins zu dem Throne, den er so glänzend geschmückt und erhoben hat, immer wieder dem bangen Blick de« VaterlandS- freundeS vorrückten, thut man nicht zu viel, wenn man in dem heute bekannt gewordenen Ereignisse einen Vorgang von großer politischer Tragweite erkennt. Gewiß ist au« dieser Anknüpfung eine» jäh gerissenen Seil« noch keine Berechtigung zu schöpfen für die Annahme, daß de« großen Staatsmannes vorzeitig in Rast gelegte Kraft wieder in die Werkstatt der deutschen Geschichte trete, aber die Gewißheit, daß eS bald möglich werden könnte, den bewährtesten Rath und die treueste Empfindung für deutsches Wollen und Können wieder zu besitzen und zu nützen, ist schon einer reinen Freude segenbarer Quell. Wer die unüberwindliche Macht der Thatsachen begreift, wird nichts anderes mehr ersehnen, denn einen zu freundschaftlicher Huld abgeklärten Verkehr des Haupte« der deutschen Nation mit dem großen Greise, der mit ungebrochener Kraft noch in die Tage des Enkelge schlecht« ragt. Möge der Keim zu solchen Hoffnungen, der aus der heutigen Botschaft tröstend und verheißend sichtbar wird, bald der Erfüllung entgegen reifen ... — Kiel, 21. Septdr. Die wegen Verdachts der Spionage verhafteten beiden Franzosen sind heute nach Berlin überführt worden, wo die Voruntersuch ung stattfindet. — Wie sehr eine rcichsgesetzliche Regelung des Auswanderungswesens geboten ist dafür spricht die stetige Zunahme der deutschen Auswanderung nach überseeischen Ländern. Vor uns liegt eine Zu sammenstellung, je zehn Jahre umfassend, seit dem Jahre 1821. Es ist dabei noch in Betracht zu ziehen, daß sie sich ausschließlich auf die über deutsche Häfen reisenden deutschen Auswanderer bezieht, von denen auch ein beträchtlicher Theil über ausländische Häfen zu gehen pflegt. 8000 Personen wanderten in dem Zeitraum von l82l bis 1830 aus, von 1831 bis 1840 war deren Zahl bereits auf 177,000 gestiegen, 1841 bis 1850 auf 485,000, 1851 bis 1860, in welchem Jahrzehnt ein wirthschaftlicher Nothstand Deutschland heimsuchte, gar auf 1,130,000, um 1861 bis 1870 auf 970,000, nach dem Kriege 1871 bis 1880 auf 595,151 zurückzugehen, aber sich 1881 bis 1890 wieder auf 1,281,645 zu heben. In den 70 Jahren von 1821 bis 1890 sind demnach 4,646,796 Personen über deutsche Häsen aus Deutschland aus gewandert, was etwa der Einwohnerzahl deS König reichs Sachsen und des Großherzogthums Baden zusammen gleichkommt. Wenn auch seit einiger Zeit eine Abnahme der Auswanderung eingetreten zu sein scheint, ja sogar hie und da eine Rückwanderung na mentlich aus den Vereinigten Staaten stattfindet, so dürfte dies doch nur eine sehr vorübergehende Er scheinung sein. Jedenfalls hat das deutsche Reich mehr als jedes andere Land alle Veranlassung, das Auswanderungswesen gründlich zu prüfen und gesetz lich zu regeln. — Oesterreich-Ungarn. Am Mittwoch bot das Manöver inGünS, bei welchem 12 Divisionen Infanterie und die beiden Divisionen Kavallerie zum Kampfe gelangten, ein vollständiges Bild eines großen Treffens, in welchem die Slldpartei durch Umgehung des linken Flügels von der Nordpartei geschlagen und zum Rückzüge genöthigt wurde. Das Manöver endete nach 1 Uhr. — Da« Manöver am Donners tag war nach einem glänzenden Angriff des zweiten Armeecorps auf das dritte Mittags 12 Uhr 15 Min. beendet. Damit hat die Manöverperiode ihren Ab schluß gefunden. — Nordamerika. Die nordamerikanischen Arbe itS- und Erwerbsverhältnisse liegen mehr darnieder als stit Menschengedenkcn der Fall gewesen. Lohnreduktionen um die Hälfte und mehr sind an der Tagesordnung. Von den großen Eisenbahngcsell- schaften werden Arbeiterentlassungen en mässe vor genommen; man behält nur eben so viel Leute, als zur Bewältigung der Arbeiten unbedingt erfordert werden. Auch die Fabriken schränken ihren Personen bedarf auf ein Minimum ein. Eine große Chicagoer Uhrenfabrik entließ vor Kurzem 1500 Mann, gerade die Hälfte ihre» Personal». Aus Milwaukee und mehreren anderen westlichen Industriezentren werden umfassende Arbeiterentlassungen signalisirt. Kein Wunder, daß die Rückwanderung nach Europa täglich Fortschritte macht. Locale unv sSchstsche Nachricht«». — Eibenstock. Ein Genuß außergewöhnlicher Art steht für die nächsten Tage den Einwohnern hie siger Stadt bevor. Am nächsten Montag Abend wird in unserer Kirche vom Kreuzchor aus Dresden ein geistliche« und am Dienstag Abend im Saale de« Feldschlößchen ein weltliche« Concert abgehalten werden. welche beiderseits auf gesanglichem Gebiete besonders Hervorragendes versprechen. Wir versetzten daher nicht, auch an dieser Stelle darauf aufmerksam zu machen und empfehlen den Besuch dieser Concerte auf das Wärmste, zumal der Kreuzchor schon seit langer Zeit im ganzen Sachsenlante eine große Be rühmtheit erlangt hat. — Eibenstock. Aus kein Wege von Blauenthal nach Eibenstock ist eine Silbermünze gefunden worden. Der Finder bat dieses Geldstück an den Stadt rath abgegeben, woselbst eS der Verlierer gegen gehöri gen Ausweis in Empfang nehmen kann. Sofern sich innerhalb Jahresfrist Niemand melvet, wirv gemäß den bestehenden Gesetzen anderweit darüber verfügt. — Leipzig, 19. Septbr. Das Reichsgericht verhandelte heute die Revision Ahlwards im Juven- flin ten Prozeß, in welchem Ahlwardt zu fünf Monaten Gefängniß verurtheilt worven war. In dreistündiger Verhandlung beantragte der Reichsan walt Verwerfung ver Revision, weil dieselbe prozessual und materiell unbegründet sei. Ahlwardt wohnte der Verhandlung bei. Er versuchte in längerer Rede auszuführen, daß er gar nicht habe beleidigen, sondern nur dem Vaterlande habe dienen wollen. Da« Reichs gericht hat jedoch die Revision entsprechend dem An träge des Reichsanwalts verworfen. Der Verhand lung wohnte ein zahlreiches Publikum bei. — Leipzig, 20. Sept. Bekanntlich wurde vor einiger Zeit in Halle a. S. ein äußerst verwegener großer Einbruchsdiebstahl verübt, wobei den Dieben Goldwaaren im Gesammtwerthe von über 12,000 Mk. in die Hände sielen. Alle bisherigen Er örterungen nach den Einbrechern blieben erfolglos. Am vorgestrigen Tage erschien nun beim hiesigen Lcihhause ein anscheinend dem Arbeiterstanvc angehöriger Mann und bot eine goldene Kette zum Versatz an. Ein Kriminalbeamter examinirte den Betreffenden näher, stellte fest, daß es ein wegen Diebstahls bereits mit 2 Jahren Gefängniß vorbestrafter Handarbeiter aus Brachstädt war und veranlaßte nunmehr dessen Ver haftung, nachdem weiter ermittelt war, daß fragliche Kette von dem Halle'schen Diebstahle herrührte. Der Festgcnommene behauptete, die Kette in Halle ge sunden zu haben, eine Angabe, die schwerlich der Wahrheit entsprechen dürfte. Der Verhaftete ist nach Halle überführt worben und hat man auch dort bereits einen Genossen des hier Erwischten fest genommen. Ueber den Verbleib der übrigen Beute fehlt eS noch an einem Anhalt; vielleicht ist diese aber irgendwo in der benachbarten Haide, wo die beiden Verhafteten in den letzten Tagen mehrfach beobachtet sein sollen, versteckt. Der eine der Ver hafteten hat bei seiner polizeilichen Vernehmung nach anfänglichem Leugnen schließlich unumwunden ein vollständiges Geständniß abgelegt. — Zwickau, 20. Septbr. Auf dem hiesigen Friedhöfe vollzog sich heute früh ein tragische« Ereigniß. Ein hochbegabter Künstler, Bildhauer au- Wien, welcher bi« vor Jahresfrist hier gewohnt und zuletzt wieder in Wien sich aufgehalten hat, heule Morgen aber von dort hierher zurückgekehrt ist, Hal sich heute am Todestage seiner hier vor zwei Jahren ver storbenen und beerdigten Gattin auf deren Grabe erschossen, nachdem er vorher noch knieend ein Gebet am Grabe verrichtet hatte. Aus hinterlassenen Briefen ergiebt sich die große Sehnsucht nach der Heimgegangenen Gattin, mit der er an einem Platze beerdigt sein wollte. Der Entseelte hinterläßt er-