Kindheit könnte ich dreißig Seiten schreiben« Über mich und meine verschiedenen theatralischen Sendun gen von der Schmierenbühne Uber die Zeitungsarbeit bis zur Leitungsarbeit im DDR-Fernsehen könnte ich dreißig Seiten schreiben, über mich und die Frauen, von den männerbarmherzigen Nur-Beischläferinnen bis zu der geringen Anzahl von Mädchen, in denen ich mich und meine guten Möglichkeiten neu entdeckt habe, dreißig Seiten, über mich und die (freilich damals kindlich unbewußte) Begeisterung für faschistische Ideale wie Zucht, Ordnung, Kraft-aus-innerster-Einsamkeit, In- Treue-heil, bis ich begriff, daß Sozialismus zuerst Menschlichkeit heißt, dreißig Seiten könnte ich darüber schreiben. Aber ich hebe die Hände hoch vor der Menge an Stoff, Denn was von alledem habe ich konsequent, wirklich bis zu Ende durchlebt und durchdacht? In allen Begegnungen dieses, je nun, erst dreißigjährigen Lebens, blieb ich doch in beinahe allem ein Torso, Ich frage mich manch mal, ob hierin nicht gerade einer meiner Antriebe zum Schreiben liegt» Weil ich selbst so vieles halb erlebt, halb gewußt hebe, drängt es mich, vollkommene Handlungen zu erfinden, ganze Menschen zu erschaffen und seien es eben nur Figuren, die auf dem Papier leben. Noch ein mal« Ich kann Uber mich nicht schreiben. Und zwar des halb, weil ich immer besser sein möchte, als ich, Krüp-