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/ 117 er sein Gewissen, hatte sieh in diesem Traum die lotste, tief steckende Aversion gegen Lohmann gelöst, auf der Fbme des Irrealen, weil man Lohmann in der Realität nichts mehr anhaben konnte. Kurt hatte sich bereits in einen Sessel gesetzt, eine Zi garette angebrannt, hflrte auf das Vivace des ersten Satzes: Wie also spielte diese Hildne Boschi? was machte Fee anders? Da unterbrach sie seine Gedanken. "Kurt,” sagte sie, "sei so lieb, setz den Tonarm zurück und spiel mir die Stelle noch mal vcr." Gehorsam nahm er Zigarette und Aschenbecher mit an den Plattenspieler, hockte sich auf den Fußboden und setzte den Tonarm zurück« "Warte!" rief sie. "Jetzt will ich es mal versuchen!" Sie griff in die Tasten und spielte die Stelle nach. "Koch einmal," bat sie. "Spiel mir das c tück noch mal vor." Sie kniete sich neben ihn, dicht über das Gerät gebeugt, Fin ger in den zünd gesteckt, als ob sie auf diese Weise besser hören konnte. "Stell ab," sagte sie, "schnell, stell ab" und lief wieder zum Klavier, spielte ein paer Takte. Auf einmal schlug sie mit beiden Handflächen auf die Tasten, ein schriller iißton er- klaog, sie preßte die Stirn an das glänzende, schwarze Holz. Ihr Haar fiel herunter und bedeckte einen Teil der Klaviatur, sie schüttelte energisch den Kopf, ihre Haare strichen über die fasten. "Ein 1 ist ist das, ein verflixter list," sagte sie. "Was denn?" fragte Kurt und wunderte sich Über ihren plötz lichen Tenperamentausbruch. / 9 "Ach, nichts. Nichts," sagte sie. Dann: "Nimm mir^s nicht Übel, Kurt. Ich bin dir sehr dankbar. Ohne dich ginge das alles nicht. Ich meine, ohne dich hätte ich schon längst alles hin geschmissen. Doch nimm es mir nicht übel: Ich brauchte ein paar Leute, die was davon verstehen, mit denen ich reden kann. Die mir sagen, wie weit ich bin und was ich noch zu tun habe. Ein paar Leute mehr als? meinen einen Betreuer. Ich glaube, der ist zu nachsichtig mit mir. Immer lobt er mich. Aber wenn ich jetzt die Boschi spielen höre, dann... Kurt, es müßte doch möglich sein, daß man sich trifft, abends irgendwo trifft un ter Llusikern, unter Kunststudenten, unter Künstlern überhaupt.