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LOS 18SS Abonnement viertelt. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs» Postanstalten. «»scheint wöchentlich drei Mal und jwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertion-preiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 1«. Jayr«,»,. Donnerstag, den 7. September Amts- und Anzeigeblatt sür den LeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Wegen Reinigung der Dicnstlokalitäten kann bei der unterzeichneten König lichen Amtshauptmannschast Irettag und Sonnabend, den 8. und 9. dieses Wonais nur in dringlichen Angelegenheiten expedirt werden. Schwarzenberg, am 5. September 1893. Königliche Amtshauptmannschast. 3. V.: »i-. Anger, Bez.-Ass. Sonnabend, den 9. September 1893, Vormittags 11 Uhr sollen im hiesigen GerichlSgebäude ein ovaler Tisch, ein Spiegel und ei» Waschtisch gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 5. September 1893. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Aktuar Liebmann. Auf Folium 210 des Handelsregisters für die Stadt sind heute die Firma AIÜII«»- m Eibenstock und als deren Inhaber Herr Lrnsi frioä- rick ttüllsr dort eingetragen werden. Eibenstock, am 4. September 1893. Das Königliche Amtsgericht. In Stellvertretung: Siebdrat, Ass. I. Bekanntmachung. Durch Verordnung der Königlichen Ministerien der Finanzen und des Innern vom 18. August dss. I«. ist die Benutzung roch oder grün geblendeter Laternen an Fahrrädern und anderen Fahrzeugen auf öffentlichen Wegen untersagt. Zuwiderhandlungen gegen diese» Verbot sind mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Hafk bis zu 14 Tagen bedroht. Eibenstock, den 4. September 1893. Der Rath der Stadt. KSrner. Hagesgeschichle. — Deutschland. Metz, die uralte deutsche Stadt, sah dieser Tage den Kaiser Wilhelm in Begleitung des Königs von Sachsen und des Kron prinzen von Italien in seinen Mauern, der gekommen war, um die Heerschaaren zu besichtigen, die am Wasgau Wacht halten. Seit der Theilung der karo lingischen Herrschaft eine freie deutsche Reichsstadt, kam Metz 1S52 durch schmählichen Verralh an den Franzosenkönig Heinrich den Zweiten und wurde im Westfälischen Frieden 1648 förmlich an Frankreich abgelreten; dreiunddreißig Jahre später fiel auch Straßburg durch elenden Verrath in der Franzosen Hände und blieb in Frankreichs Besitz bis 1870, welches Jahr den Rhein wiederum zu „Deutschlands Fluß, nicht Deutschlands Grenze" machte. — Kaiser Wilhelm hat sich bekanntlich in der Nähe von Metz ««gekauft; das herrlich gelegene Schloß Urville em pfing dieser Tage den kurzen Besuch seines neuen kaiserlichen Besitzers, der mit dem Ankauf wohl nur von Neuem zeigen wollte, daß die Zugehörigkeit Elsaß- Lothringens zu Deutschland eine historische, nicht mehr rückgängig zu machende Thatsache sei. Die Bevöl kerung der Reichslande söhnt sich mit den Zuständen mit jedem Jahre mehr aus und wenn keine neuen Mißgriffe gemacht werden, dürfte der Zeitpunkt nicht mehr fern sein, in dem die Elsaß-Lothringer in ihrer Allgemeinheit sich wieder voll und ganz als Deutsche fühlen und wo die Trauerdemonstrationen der in Pari weilenden GeschäftS-Elsaß-Lolhringcr die letzte Spur ihrer Bedeutung verlieren. — Die Gegenwart de» italienischen Kronprinzen bei den Kaisermanövern gerade im Elsaß ist wohl auch als eine politische Gegenaufmerkjamkeit für den zweimaligen Besuch Kaiser Wilhelm« in Rom auszufassen, wenngleich diesem kronprinzlichen Besuche von seilen der italiemschen Presse jede politische Bedeutung abgesprochen wird. Herzlich, aber politisch farblos waren denn auch die Trinksprüche, die abwechselnd der Kaiser und sein hoher Gast bei der Prunktafel ausbrachlcn; aber wer zwischen den Zeilen zu lesen versteht, der wird auch den Kaiser verstehen, wenn er sagte, da« in (Elsaß-Lothringen stehende) 16. Armeekorps und Metz seien die Eckpfeiler in der militärischen Macht Deutschlands. Daß diese Worte keine Drohung, höchstens eine über den Vo gesenkamm gerichtete Warnung enthalten, zeigt der erklärende Zusatz, daß die Macht Deutschland« dazu bestimmt ist, den europäischen Frieten zu schützen, dessen Aufrechterhaltung de« Kaiser« fester Wille ist. — Zur Sache der beiden wegen Verdachtes der Spionage in Kiel verhafteten Franzosen Du bois und Daguet wird bekannt, daß das vom Staats anwalt angestellte längere Verhör ergab, Herr Dubois sei der Sohn de« berühmten Astronomen und Heraus gebers der besten Kartenwerke, Dubois, und setze das Werk seines Vater« fort. Dieser Umstand läßt viel leicht die ganze Affäre in verändertem Lichte erscheinen. — Wie man ferner au» Kiel meldet, ist in Sachen der Spionen« ffaire der Reichsanwalt Treplin au« Leipzig dort eingetroffen. — Die Gesundheit-Verhältnisse des Fürsten Bismarck sind, wie der „Fränkische Kurier" auS Kissing en erfährt, gar nicht gut. Der Fürst sei viel kränker, als er selbst glaube. — Thalsache ist, daß die seit einer Anzahl von Tagen festgesetzte Rückreise des Fürsten Bismarck über Berlin noch nicht zur Ausführung gekommen ist. — Eine andere Meldung aus Kissingen, 4. Septbr. besagt: Das Be finden de« Fürsten Bismarck hat sich, gutem Ver nehmen nach, in den letzten Tagen wieder gebessert, so raß, wie man erwartet, in den nächsten Tagen vielleicht die Abreise erfolgen kann. Die am hiesigen Platze verbreiteten Gerüchte über den Gesundheits zustand des Fürsten waren übertrieben. Es handelte sich nur um Ischias, das allerdings mit sehr hef tigen Schmerzen verbunden war. — Der „Kreuz-Ztg." wird geschrieben: Seitens ter russischen Grenzwach-Kommandos ist neuerdings eine Verfügung erlassen worden, welche den an der Grenze wohnenden Besitzern und Arbeitern das Passiren der Grenze nach Preußen wesentlich er leichtert. Jeder Grenzbewohner, der einigermaßen bekannt ist, erhält von dem Grenzosfizier eine gelbe Marke, welche ihm gestattet, die Grenze zu über schreiten, und gleichzeitig als Ausweis den Grenz soldaten gegenüber bient. Durch diese, bei der son stigen russischen Neigung, sich abzusperren, ganz un gewöhnliche Maßnahme ist eS den russischen Grenz bewohnern sehr leicht gemacht, ihre Produkte mit Umgehung des deutschen Zolles über die Grenze zu schaffen. Früher war außerdem der Grenzübergang von Rußland nach Deutschland rus- sischerscitS bei Sonnenuntergang geschlossen; jetzt ist dies nicht mehr der Fall. Die ganzen Maßnahmen scheinen nur den Zweck zu haben, den Schmuggel von Rußland nach Deutschland zu erleichtern. Als fernere befremdliche Grenzmaßnahme sind in diesem Jahre zum ersten Male die Grenzwachen, welche überall zu Manöverübungen zusammengezogen worben sind, durch Dragonerschwadroncn ersetzt worden. So sind zur Zeit die Genzorte Kibacki, Wffchaini, WladiS- lawow u. s. w. durch Dragonerschwabronen besetzt, und die russische Kavallerie die sonst doch 1 di» 1'/, Meilen von der Grenze entfernt garnisonirte, stehl damit hart an der Grenze. Kibacki beispielsweise bildet mit dem preußischen Ehdtkuhnen eine gemein same Ortschaft und ist von demselben nur durch das schmale Grenzflüßchen Lepohne getrennt. Auf die Gefahr, die militärisch darin liegt, daß Rußland in einer „Grenzwache" 30,000 Mann schlagfertige Truppen zu sofortiger Versügung an der Grenze hat, sei hierbei noch besonder« hingewiescn.. Diese Trup pen kennen Weg und Steg an der Grenze und sind beständig mit Kriegsmunition und eisernen Verpfleg- ungSrationen ausgerüstet. — Frankreich. Gegen die Fremden in Frank reich gehl nun auch die Pariser Regierung vor. E« sollen alle Ausländer zwangsweise ausgewiesen wer ben, welche vom Zuchtpolizeigericht, da« die leichten Vergehen unter sich hat, bestraft sind. Wer also ein mal ein Gla« über den Durst getrunken hat und da bei laut gewesen ist, kann au» Frankreich auSgewiesen werden. Und da» nennt der Mensch nun „republi kanische Freiheit." Die Arbeiter treiben die Hetze gegen ihre Konkurrenten tapfer fort, und nehmen zur Abwechselung nach den Italienern nun auch Deutsche und Belgier auf'« Korn. Ein Pariser Bauunter nehmer hatte Deutsche und Belgier zu Abbruchsarbeiten angenommen, flugs fordert ein Franzose seine Kame raden auf, die Deutschen und Belgier fortzujagen. Einstweilen sind die Arbeiten eingestellt und der Unter nehmer wird sich wohl bald in's Bockshorn jagen lassen. Pariser Zeitungen geben die Zahl der in ganz Frankreich lebenden Deutschen auf etwa» über 80,000 an. Darunter befinden sich aber auch die definitiv aus dem Reichslande ausgewanderten Elsaß- Lothringer, Deutsch-Oesterreicher u. Deutsch-Schweizer. Wirkliche Reichsdeutsche gicbt eS in Frankreich kaum noch 30,000, die andern hat man hinausgegrault. Die in Französisch-Lothringen thätigen Italiener reisen jetzt fast ausnahmslos in ihre Heimath zurück. Sie werden dermaßen von den Franzosen belästigt und chlkanirt, daß sie eS nicht mehr ertragen können. — Paris, b. Septbr. Gerade am Tage der Kaiser parade in Metz, am Montag, ist bei der französischen Regierung die amtliche Meldung aus Petersburg eingelrofsen, daß das russische Geschwader am 13. d. den Hafen von Toulon besuchen werde. In Frankreich herrscht darob Heller Jubel. — Dänemark. Wie da» Kopenhagener Blatt „Politiken" meldet, ist bei der Tafel in FredenSdorg am 31. v. von der dänischen Gardekapelle u. A. auf Wunsch de« russischen Kaisers da« Lied „O Schleswig, geliebtes, umstrittenes Land" gespielt worden. Locale unv sächsische Nachrichten. — Leipzig. Die zur Beobachtung der Ber liner Messe nach dort gegangenen Mitglieder der Leipziger Handelskammern, Stavtrath Dodel, Herr mann und Oi. Pohle, veröffentlichen heute in der Presse einen Bericht über „Die Berliner Messe", dessen Inhalt zwar den diesmaligen vollständigen Mißerfolg der Berliner bestätigt, eine wesentliche Ge fahr aber in der Zukunft erblickt. Der Bericht fordert in beredter Sprache die Betheiligten auf. Alle« zur Beseitigung berechtigter Beschwerden der Meßbe sucher zu thun, und konstatirt, daß diese in Berlin thaisächlich erheblich weniger Spesen haben, al- hier. Der Appell schließt: „Nur durch schnelle» und weit gehendes Entgegenkommen gegenüber den Wünschen der Meßbesucher kann die drohende Gefahr beseitigt werden. Und diese« Entgegenkommen ist eine dringende unabweisbare Nothwenvigkeit; wohin wir auch hören mochten, überall mußten wir in Berlin Klagen und Vorwürfe über Leipzig vernehmen, deren Berechtigung und Wahrheit leider zum größten Theile nicht zu bestreiten waren." — „Wa« zu geschehen hat, muß schnell geschehen, wenn nicht alle Arbeit verlorene Liebesmüh' sein soll!" — „Entweder begnügen sich die Interessenten jetzt mit etwa« bescheideneren Erträg nissen au« Meßlokalen rc., oder sie werden sich nach einigen Jahren sagen müssen, daß durch Einsichts losigkeit die Henne, die die goldenen Eier legte, ge- tödtet worden ist." — Scharf geißelt der Artikel,