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„Hicr Friedrich; mög' cS gut bekommen! sorge nicht um uns. Das Haus ist gut verwahrt, und wir gehen bald zur Ruhe." „Ich auch, Mütterchen, wenn es das Befinden meines guten Weibchens gestattet." Mntter und Sohn trennten sich nach herzlichem Kusse. Christine nahm Johanna« Stiefclcheu vom Korridor. „Den Friedrich sind wir nun glücklich los, Frän leinchen. Aber ich muß nun wirklich neue Schnür bänder einzichen; sonst fragt er morgen Abend danach." Die einsilbige Unterhaltung in Johannas Znw mer ward durch manche längere Pause gänzlich unter brochen. Endlich sagte Christine, nachdem sie wieder auf die Uhr gesehen: „ES ist drciviertel auf Zehn, Fräuleinchen . . . Wenn Sie denn doch noch fort müssen." Johanna erhob sich, legte ihre Arbeit aus der Hand und trat an einen Schrank. — Leuchte mir, gute Christine." — Sie nahm einen dunklen Mantel und ein eben solches Tuch aus dem Schrank. „Setzen Sie sich nun erst wieder, Fräuleinchen, daß ich Ihnen die Stiefclchcn anziehen kann." Es geschah. — Johanna hüllte sich in Mantel und Tuch, welches letztere auch ihren Kopf bedeckte. Christine reichte ihr die Handschuhe. „Gehe hinaus, gute Christine, und forsche, ob im Garten Niemand in der Nähe des Hauses ist. Horche auch ein wenig in die Alleen hinein." „Aber wer sollte denn da sein, Fräuleinchen?" „Willst Du mir diese Liebe erzeigen, gute Christine?" „O, warum denn nicht, Fräuleinchen; ich gehe schon." Nach Christinens Entfernung begab sich Johanna ohne Licht in das Zimmer des Rathshcrrn, auf dem Wege einen Korb mit sich nehmend. Dort nahm sie aus einem Schranke eine Pistole und untersuchte den Lauf der Waffe mit dem Ladcstocke und auch das Schloß. — „So viel ich davon verstehe, ist sie ge laden; und auch das Zündhütchen befindet sich an seiner Stelle. Gott möge meine Hand stärken und mein Auge schärfen, damit ich das Ziel nicht fehle, wenn es zum Aeußcrstcn kommt!" — Sic legte die Pistole in den Korb, bedeckte die erstere, in ihrem Zimmer wieder angelangt, mit einer Schürze und hüllte den letzteren in ein schwarzes Tuch. Christine kehrte zurück. „Ich bin bis zu Friedrichs Behausung gegangen, Fräuleinchen. Jin Garten ist nur der Hektor, und bei Friedrich ist Alles still und finster; da schlafen sie schon." „Ich danke Dir, gute Christine.... So laß mich denn gehen." „Aber was haben Sic denn in dem Korbe, Fräu- leinchcn?" „Etwas, dessen ich bei meinem Borhaben bedarf." Christine begleitete die junge Herrin bis zur Hausthür, welche sie öffnete. „Auf der Straße ist auch Niemand mehr zu sehen. Der liebe Gott möge Sie beschützen, Fräulein, und gesund wiederkommen lassen. Ich bleibe wach und gebe auf Ihr Kommen acht." Es war Neumond. Der Himmel war sternenhell, so daß man auf der von Laternen allerdings nur spärlich erleuchteten Straße die Gegenstände in mäßiger Entfernung erkennen konnte. Eiligen Schrittes wandte Johanna sich dem See- thorc zu. 'Noch außerhalb desselben blieb sie stehen und schaute nach allen Richtungen um sich. Kein Mensch war auf der Straße zu scheu oder zu hören. Darauf schlug sie den Weg durch die Anlagen ein, der eben nur zu erkennen war, und wandte sich dann dem alten Begräbnißplatzc zu. An dessen Eingang hielt sie abermals inne und lauschte. Auch bier ließ sich kein menschliches Wesen vernehmen. Uebcr die Gebüsche der Anlagen ragte das dunkle Gemäuer des Gerichtsthurmcs empor; kein Lichtschimmer zeigte sich an seinen Fenstern. Bon der Stadtkirche hallten zehn Glockenschläge herüber. Zögernden Schrittes, doch muthig einen Anfall von Schauer überwindend, betrat Johanna die Ruhestätte früherer Generationen; die Dunkelheit gebot ihr Borsicht, nm nicht gegen Leichcnsteine und Grabkreuze zu stoßen oder den Mantel von dem Gezweige zerreißen zu lassen. Bald stand sie vor der alten Kapelle. Sie schöpfte tief Athem, blickte einige Sekunden lang zum Sternen himmel empor, stieg dann entschlossen die Stufen hinan, öffnete die Thür und trat ein, die letztere hinter sich wieder schließend. In der Kapelle herrschte die tiefste Dunkelheit; die schmalen Fensteröffnungen gewährten nur so viel Licht, daß man dieselben gewahren konnte. Johanna wandte sich der hölzernen Treppe zu, ließ sich auf eine der unteren Stufen derselben nieder und stellte den Korb vor sich zu ihren Füßen. Es war so still hier, daß sie das Nagen des Bohr- wurmeS in dem Holzwerk der alten Treppe zu hören glaubte; deutlich vernahm sie das Pochen des eigenen Herzen«. Ein Frösteln überkam sie; fester zog sie den Mantel um sich. - Plötzlich ward ein unbestimmtes Geräusch hörbar, welche- aus dem Fußboden hervorzudringen schien. — Johanna erschrak nicht; ruhig verharrte sie auf ihrem Platze. Da« Geräusch verstummte wieder. Nach kurzer Zeit aber ließ sich ein anderes Geräusch vernehmen, aus knarrenden und rasselnden Tönen zusammengesetzt, welche« offenbar unter den Altarstufcn stattfand. — Auch dabei blieb Johanna bewegungslos. Es ward abermals still; doch nur auf wcnige Sekunden. Ein kurzer Schall erfolgte, als wenn ein schwerer und fester «Gegenstand heftig gegen Erdreich schlägt. Dumpfige Luft zog durch den Raum. Matter- Lichtschimmer stieg empor aus der Oessnnng, welche sich durch das Niederklappen der scheinbar von den Altarstufen getragenen, jetzt nur noch auf einer Seite befestigten Steiuptaltc gebildet hatte. Jetzt erhob sich Johanna und wandte den Blick der plötzlich entstandenen Oefsnung zn. Aus der letzteren wand sich mühsam ein Alaun empor. Als er jedoch erst ein Knie auf eure der oberen Stufen gesetzt, schwang er sich mit großer Gewandtheit vollends ans der Oessnnng. Der Licht schein von unten ließ eine hochgewachsene, wohlgebil- detc Gestalt erkennen. Johanna kannte den lNtnm, obgleich dessen Gesicht, wie das ihrige, iin Dunkel blieb. Es war Theodor Werner. Höflich verbeugte er sich gegen jene, die den Gruß unerwidert ließ. Der aus der Oefsnung kommende Lichtschein ver mochte nicht bis zur Höhe der Fenster zu dringen. „Verzeihen Sie, mein Fräulein, daß ich Sie wieder hierher bemüht; die Umstände müssen mir zur Entschuldigung gereichen," so begann Werner mit gedämpfter Stimme. „Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre heutige Pünktlichkeit. Doch haben Sie dieselbe nicht bewährt hinsichtlich des Briefes, den ich Ihnen bei unserer letzten Zusammenkunft an diesem Orte diktirtc, wenigstens habe ich dessen Wirkung auf Ihren Herrn Kousin, den Justitiar »och nicht wahrnehmcn können. Deshalb beschicd ich Sie heute wieder hier her. Sie haben den Brief mit verstellter Hand schrift abgeschrieben und ihn auf dem von inir ange gebenen Wege an seine Bestimmung gelangen lassen?" „'Nein, mein Herr," erwiderte Johanna, zwar ebenfalls mit gedämpfter Stimme, aber in festem Tone. „Ich schrieb, was Sie diktirtc», weil ich mich in Ihrer Gewalt befand; aber ich verbrannte das Pavier sogleich, als ich mein Zimmer erreicht hatte." „Ha, Sie wähnen mir jetzt trotzen zu können?! Sind Sie nicht auch in diesem Angcnblickc in meiner Gewalt?! Kan» ich Sic nicht physisch hier znr Stelle oder moralisch schon morgen vernichten, wie es mir gefällt?" Mit zwei schnellen Sprüngen war Theodor zwischen Johanna und die Thür gelangt, so daß er ihr den Ansgang ans der Kapelle versperrte, da die Fenster zu hoch waren, um ihr das Entkommen durch eines derselben zu gestatten. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Sommer schnitt der Rosen. Von einem sachgemäß, zur rechten Zeit ausgeführten Sommerschnitt hängt nicht minder die Erzielung eines reichen und vollkommenen FloreS ab, als von den sonstigen zum guten Gedeihen der Rosen erfor derlichen Bedingungen. Derselbe wird sogleich nach Beendigung des ersten Flor« vorgenommen und be steht nicht nur darin, daß man die abgeblühtcn Zweige bis auf das nächste, am kräftigsten entwickelte Auge, welches mindestens das zweite von oben zu sein pflegt, zurücksckneidet, sondern auch Alle zu dünnen und fchwächlichcn, sowie auch stärkeren, sobald sie sich mit einander kreuzen oder sonst eine unvortheilhafte Stellung haben, auSschneidek. Dadurch entwickeln sich die stehengebliebenen Triebe ungemein kräftig, die Augen der öfterblühenden Rosen treiben danach der ganzen Länge nach aus und entwickeln einen reichen Herbst- flor. Die nur einmal blühenden sogen. Sommer rosen setzen gewöhnlich ihren Wuchs durch die Ver längerung der Haupttricbe fort und ihre Augen bleiben schlafend. Bei den oftmals sehr kräftige, lange Triebe entwickelnden Noisette» und auch mancher Theerose (z. B. Marechal Niel u. a.) zwicke man während des Sommers, wenn die Triebe 12 bis 1L Blätter entwickelt haben, die krautartigen Spitzen derselben ab, wonach sich die Augen bald zn kurzen, reichblühenden Trieben entwickeln werden. Diese Manipulation darf jedoch nur bis Ende August an gewendet werden, da später die neuen Triebe nicht mehr auSreifen und über Winter zu Grunde gehen. — Große Thurmuhren. Der „Neuen Züricher Zeitung" schreibt ein Züricher Lokalpatriot: Vor einiger Zeit la« ich in einem Hamburger Blatte eine Notiz über die große Thurmuhr der St. Michaelis kirche in Hamburg und deren Dimensionen. Da» Hamburger Blatt schreibt: „Der Durchmesser der Michaeli» - Thurmuhrfcheibe beträgt 24 Fuß oder 7 Meter 60 Centi Meter ; sie ist nächst der großen Uhr der St. PaulSkirche in London die größte Uhr in Europa." Die Zahlen dieser Uhr sind 1,68 Meter hoch; der große Zeichcr hat eine Länge von 3,38 Metern, der kleine eine solche von 3 Metern. Da scheint man aber die große Uhr am St. PelerSthurm in Zürich ganz und gar vergessen oder übersehen zu haben. DaS Ziffcrblatt der letzteren hat nämlich einen Durchmesser von 8 Metern 70 Cenlimetern, ist also überfeinen Meter größer al» da» der obengenannten Uhr; die Zahlen haben allerdings nur eine Höhe von 0,90 Mtr., wohingegen der große Zeiger 4,3b Meter und der kleine 3,82 Meter mißt; die Spitze de» großen Zeiger» springt nach Ablauf einer Minute 0,4b Meter weiter und ist somit Minutenzeiger. Nach diesen Ziffern wäre also die Züricher PeterS-Thurmuhr die größte Uhr in Europa, da selbst die Londoner Uhr diese Zahlen nicht ganz erreicht. — Ueber eine folgenschwere Unsitte der Kindermädchen schreibt ein Berliner Arzt: ES geschieht recht oft, daß der Arzt an das Krankenbett von Kindern im Alter von einem halben bi» zwei Jahren gerufen wird, die plötzlich von heftigen Kräm pfen befallen sind, ohne daß die Mutter die Ursachen zu nennen vermag. Den sorgfältigen Fragen de» Arztes gelingt es aber bald, festzustellen, daß da- mit der Aussicht betraute Kindermädchen durch rotirende häufige Bewegungen des Kindes die Krankheit herbei geführt hat. Der Leierkasten, der kurz vorher in der Nähe gewesen, hat die Wärterin veranlaßt, sich nach dem Takte der Musik zu drehen und das kleine Kind an jener Bewegung theilnehmen zu lassen. Daß nach Beendigung des Tanzes da- kleine Wesen da- Köpf chen hängen läßt, hat sie nicht bemerkt, bis bald da rauf die Krämpfe eintreten, welche das Leben des Kindes, wie stets bei Krämpfen in diesem zarten Alter, auf das Aeußerste gefährden. Ebenso verwerflich ist das Schaukeln mit kleinen Kindern im Arme. Auch hier treten ähnliche Symptome auf. — Auch eine Wette. „Wetten Sie, meine Herren", sagte ein Aankee an der GakthofStafel, „daß ich Ihnen etwas zeigen kann, was niemals vorher gesehen wurde und keine lebende Kreatur jemals wie der sehen wird?" Die Wetten wurden gesetzt. Der Dankee nahm eine Nuß von der Fruchtschüssel, knackte sie auf und faßte den Kern zwischen Daumen und Zeigefinger. „Nun", rief er, „ich denke, Niemand von Ihnen hat diesen Kern vorher gesehen und ich denke", — dabei aß er den Kern auf — „Niemand wird ihn wieder sehen! Bitte, laden Sie ab!" — Unverbesserlich. Bei einem Souper hat eine lebhafte Dame einen sehr schüchternen Herrn zum Tischnachbarn. Nachdem ihr alle Versuche, aus ihm etwas mehr wie „ja", „nein" und „ich weiß nicht" herauSzubringen, mißlungen sind, fragt sie schließlich, als Klaviertöne aus einem Nebenzimmer erklingen: „Spielen Sie Klavier?" — „Nein, ich nicht," antwortet er — „das ist Jemand im Nebenzimmer!" — Motivirt. „Aber Lili, vor einer Stunde hast Du doch erst den Brief von Eduard bekommen, und nun beantwortest Du ihn schon wieder! Warum eilt denn das immer gar so sehr?" — „O, Emma, Du weißt eben nicht, wie leidenschaftlich er mich liebt! Er erschießt sich ja immer gleich, wenn ich ihm nicht sofort antworte!" Billig und schlecht sind die bekannten Worte, welche auf unsere heutigen Verhältnisse recht ost angewandt werde» können und ganz besonder« aus den, Gebiete der nothwendig- sten Bedarfsartikel hat man in unserer Zeit leider zu oft Gelegenheit, die Wahrheit dieses Ausspruches beobachten zu müssen. Der weit größere Theil des Publikums will billig und immer wieder billiger kaufe», ohne zn bedenken, daß mit diesem Verlangen auch die Qualität der Maaren geringer werden muß und oft schon hat man die Wahrnehmung ge macht, daß für solche minderwerthige Artikel auch der billige Preis noch viel zu hoch ist. Es hat unbedingt seine Berechtigung, bei den heutigen bewegten Zeitverhältnissen in jeder Beziehung sparsam zu wirthschasten, aber nicht in der Billigkeit des Einkaufes liegt der erhoffte Vortheil, im Gegentheil, man hat stets beobachtet, daß alle solche Maaren, die durch unglaubliche Billigkeit in's Auge fallen, sehr schnell vom Markt verschwinde», während gute und reelle Artikel immer wieder von« Publikum veriangt werden und dadurch die verdiente Anerkennung finden. So ging auch die Firma Günther L Havtzner in Lhemnih von dem Prinzip aus, eine Hausseife von höchster Ergiebigkeit, sowie Reinheit zu sabriziren und die bedeutenden Erfolge, die genannte Firma mit ihrer Llt'«iil»dil»->»»lt'«, Schutzmarke „LlSldsnt", überall erzielt, ist jedenfalls ein neuer Beweis dafür, daß nur das Beste die größten Vortheile bietet. Welche hervorragende Stellung übrigens die „Elfenbein-Seife" unter den Haushaltseifen einnimmt, kann man aus den vielen Nachahmungen schließen, die überall auftauchen. Ein großer Theil dieser Nachahmungen ist von ganz mindertverthiger Qualität und damit das Publikum beim Einkauf nicht mit solchen Nachahmungen bedient wird, ist es sehr zu empfehlen, aus die Schutzmarke „Elefant" zu achten, welche jede« Stückchen trägt und außerdem verlange man ganz ausdrücklich die echte EkfenSeln-Keife von Hüniher L Lautzner in Ehemuih. Vogelsreunde! Tausende Eanarienvögel und andere Sing- und Ziervögel sterben alljährlich infolge unrichtiger Pflege. Wer seine Vögel lieb hat, versuche Schisfer'S unübertroffenes Vogelfutter, als: Singsutt« für Canarien- und Waldvögel, Drosselfutter, Papageienfutter ä Packet S5 Psg., Fischkutter (keine Amiiseneier od. dgl.) » Dose lk Psg. u. s. w. — Schiffer'« Vogelsutter, nur echt in versiegelten Palleten „mit dem Vogel nest«" (eingetr. Schutzmarke) ist überall mit großem Erfolg eingeführt. Zu Originalpreisen käuflich bei: H. Lohmann, Eibenstock. Daselbst ausführliche Schrift über Vogelpflege «»faust. Vogelliebhaber erhalten auf Wunsch direkt von Schiffer L Eo., Vogel-JmporthauS, Cöln a. Rhein gratis und postsrei die neueste VorrathSlistc über ausländische Vögel, Papageien, sowie Gesundheitskäfige >c. Druck und «srlag von S. Hannetahn in Eibenstock.