Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt «»scheint Wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertion»pretS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Amgeöung. Abonnement viertelj. 1M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reich«- Postanstalten. SV. verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. eo. I«yr«««e. Sonnabend, den 19. August 18S3. Wegespeeritttg. Wegen vorzunehmender CorrectionSarbeiten auf dem von Tos« nach Wildenthat und den Auersberger Häuser« führenden Communications- wege wird der gedachte Weg auf die Zett vom 21. öis mit 28. dieses Monats gesperrt und der Verkehr auf die fiscalische Eibenstock-Johanngeorgenstädter bez. Schwarzenberg-Eibenstocker Straße verwiesen. Schwarzenberg, am 17. August 1893. Königliche Amtshauptmannschast. I. B.: »I». Anger, Bez.-Ass. W. Belau ntmach««g. Für mehrere vom letzten Brande betroffene arme Familien, die nicht ver sichert haben, und von denen die eine ihre ganze bewegliche Habe durch den Brand verloren hat, werden vom unterzeichneten Stabtrath milde Gaben erbeten und durch die Expedition dieses Blatte«, sowie in der RathSregistratur 17. ES. Der Rath dcr Stadt. I»n Körner. Die noch rückständige» Schulgelder, Schul- und Gemeindeanlagen -c. werden aut da« dringendste zur sofortigen Abführung event. Einzahlung erinnert. Bei Nichtzahlung müssen solche executivisch eingehoben werden. Schönheiderhammer, den 14. August 1893. Der Gemeindcrath. Poller. Hagesgeschichte. — Deutschland. Wiederholt ist in letzter Zeit das Gerücht von einer bevorstehenden Zusam menkunft des deutschen Kaisers mit dem Zaren aufgetaucht. Unbedingten Glauben fand aber diese Nachricht schon mit Rücksicht auf den Zollkrieg und die russisch-französische Entente nicht. Nun be hauptet plötzlich wieder ein Kopenhagener Blatt, der „Danebrog-, mit aller Bestimmtheit, es sei ausge macht, daß der deutsche Kaiser während des Aufent halts de« russischen Kaisers dem dänischen Königshofe «inen kurzen Besuch machen und so mit dem Zaren Zusammentreffen werde. Es ist anzunehmen, daß ein ernsthaftes Blatt wie der „Danebrog" diese Meldung nicht ohne den Rückhalt einer guten Quelle bringen würde. Der Besuch Kaiser Wilhelms in Kopenhagen und seine Begegnung mit dem Zaren sind somit mindestens wahrscheinlich geworden. Als politisches Ereigniß ersten Ranges würde die letztere aber eben sowenig zu bezeichnen sein, als es die früheren waren. In dem Verhältniß beider Reiche würde voraussicht lich eine Entrevue beider Herrscher wenig oder nicht« ändern. — Berlin. Mit anerkennenSwerther Schnellig keit und Offenheit werden drei glücklicherweise bisher ganz vereinzelte Berliner Cholerafälle im „Reichs anzeiger' bekannt gemacht. Das Vertuschungsver fahren, das vor einem Jahre in Hamburg eine Zeit lang beobachtet wurde und das so entsetzliche Folgen hatte, wird hoffentlich auf deutschem Boden nicht wieder Platz greifen. In Berlin liegen die Verhält nisse im Allgemeinen so günstig, daß ernstere Be sorgnisse vorläufig unbegründet erscheinen. Da die Behörde sofort alle von der Wissenschaft bisher als wirksam erprobten Maßregeln getroffen hat, so ist die Erwartung berechtigt, daß eS gelingen werde, den Ausbruch einer Choleraseuche zu verhindern. Sollte sich die Vermuthung bestätigen, daß eine Einschleppung aus Russisch-Polen vorliegt, so werden die diesseitigen Behörden an der deutsch russischen Grenze daraus sicher die Veranlassung entnehmen, ihre Wachsamkeit zu erhöhen. Bei dem in Folge des Zollkriege« stark zusammengeschrumpftcn Verkehr nach und von Ruß land wird es nicht allzu schwer sein können, die Seuche von unseren Grenzen fernzuhalten. Die Hauptgefahr liegt freilich in dem zunehmenden Schmuggel, gegen den e« vielleicht schließlich kein anderes wirksame« Mittel geben wird al« die Ziehung eine- militärischen GrenzkordonS, wovon vorüber gehend schon im vorigen Jahre die Rede gewesen ist. — In Folge Auftretens der Cholera auch in Deutschland ist die Frage einer Medizinalreform endlich in lebhafteren Fluß gekommen. Ueber die Nothwendigkeit einer solchen herrscht auch in Re gierungskreisen kein Zweifel mehr. Die jetzigen Zu stände, welche die wirksame Bekämpfung von Epide mien vielfach geradezu vereiteln, Haden sich al« ganz unhaltbar herauSgestellt. Und da handelt eS sich nicht nur um die Cholera allein, eS handelt sich um die Bekämpfung auch aller übrigen Epidemien, die in Wirklichkeit sogar gefährlicher al» die Cholera sind, obwohl die Bevölkerung sich ihnen gegenüber weil ruhiger zu verhalten pflegt. Denn der Cholera kann man durch normale und rationelle Lebensweise wirksam vorbeugen, den meisten anderen Seuchen aber nicht. Nach Kochs Berechnung sterben in Europa, speziell im Westen, jährlich weit mehr Leute an der Tuberkulose als an der Cholera. Diese letztere erforderte im verflossenen Jahre 8000 Opfer, während die Diphtherie allein in Preußen jährlich 20,000 Menschen leben vernichtet und die Tuberkulose gar 40,000. Um den Kampf gegen diese verheerenden Krankheiten inSgesammt mit größerem Erfolg führen zu können, bedarf es einer Medizinalreform, die vor Allem auch das unmittelbare Zugreifen der Kreisphysiker ermög licht, überhaupt den Medizinalbehörden gegenüber den Verwaltungsbehörden eine zweckmäßige Stellung ver leiht. Die Medizinalreform sollte aber auch von Reichs wegen erfolgen! — Dem Fürsten Bismarck werden in Bad Kissingen, so oft er sich öffentlich zeigt, fort gesetzt die größten Huldigungen dargebracht. Wenn er Mittags gegen halb 12 Uhr am königl. Salinen bade vorsährt, um daS übliche Bad zu nehmen, hat sich lange vorher ein größeres Publikum angesammelt, uw ihn mit Hoch- und Hurrahrufen, und mit Hüte- und Tücherschwenken zu begrüßen. Er schwingt den charakteristischen Schlapphut und dankt nach allen Seiten. Diese Kundgebungen wiederholen sich, sobald der Fürst das Bad verläßt. Er bewegt sich dann gewöhnlich einige Zeit unter der Menge, hie und da Jemanden mit einer kurzen Ansprache auszeichnend und die Blumenspenden aller Art au» Damen- und Kinderhänden in Empfang nehmend, die oft in solcher Fülle geboten werden, daß der Fürst zu ihrer Be wältigung die Hilfe seines Sohnes Herbert und des Dr. Schwenninger in Anspruch nehmen muß. Manch' reizende Scene läßt sich da beobachten. Nach dem Bade unternimmt der Fürst fast regelmäßig einen kurzen Spaziergang auf schattigem Waldwege nach dem beliebten Restaurant „Altenburger Hau«', begleitet von zwei treuen Hunden. Ein Wächter der Ordnung schreitet in angemessener Entfernung vor, ein anderer hinter ihm. Auf diesen Spaziergängen batte ein DreSoner Lehrer, der in Bad Kissingen zur Kur weilte, Gelegenheit, den Fürsten Bismarck fast täglich in nächster Nähe zu grüßen und zu sehen, wie der Fürst, auf einen kräftigen, derben Stock ge stützt, festen Schrittes in aufrechter und ungebeugter Haltung dahinwandert, mitunter stehen bleibt, oder auf einer zum Rasten einladenden Bank für kurze Zeit sich niederläßt. Die ganze Erscheinung verräth den bedeutenden Menschen. Der frühere Ernst der Züge ist einer sanften Milde gewichen. Die großen Augen schauen fest und freundlich unter den buschigen Brauen hervor. Eine kleine Scene möge hier Er wähnung finden. Al« der Fürst auf einem seiner Spaziergänge ohne alle Begleitung dem „Altenburger Hause" sich nahte, traten ihm drei junge Damen entgegen, deren eine, ehrfurchtsvoll knixend, einen Rosenstrauß überreichte, welcher freundlich entgegen genommen wurde. Dcr Fürst ließ sich auf einer nahen Ruhebank nieder, winkte die Damen zu sich heran, unterhielt sich dann längere Zeit mit ihnen, stand envlich auf, beugte sich zu der hübschen Rosen spenderin nieder und verabreichte ihr einen herz haften Kuß auf den Mund, während die anderen Beiden, sichtlich betrübt, leer «»«gingen. — Damit die höheren Truppenführer und Gene- ralstabSosfiziere für die Anlage, Leitung und Durch führung der großen Nachtkämpfe, wie sie im nächsten Kriege in die Erscheinung treten werden, ein erhöhtes Berständniß gewinnen, werden, wie aus militärischen Kreise» verlautet, während der dies jährigen Herbstübungen Nacht-Unternehm ungen größeren Stil«, wie sich dieselben in Deutschland noch nicht ereignet haben, stattfinden. Diese großen Nachtkämpfe, welche sich sowohl für den Militär als auch für den Zuschauer höchst interessant gestalten werden, werden bei den Kaisermanövern in Lothringen, bei der großen BelagcrungSllbung bei Thorn und bei der großen Pionierübung bei Straß burg in großartigster Weise zur Durchführung ge langen. Während da« russische Heer in nächtlichen Unternehmungen am vollkommensten ausgebildet ist und auch in Frankreich neuerdings nächtliche Uebungen, deren Anlage und Leitung bedeutende Schwierigkeiten ergiebt und Bcquemlichkeitsrücksichten außer Acht läßt, große Aufmerksamkeit zugewendet wird, gingen bei uns die Manövernächte im Allgemeinen ruhig vor über und zu Angriffen und Ueberfüllen kommt es selten. Das soll aber jetzt anders werden und in der That bietet da« Nachtgefecht große Vortheile, denn bei nächtlichen Angriffen hat die betreffende Truppe im Feldkriege Artilleriefeuer überhaupt nicht und Jnfanteriefeuer zu erwarten erst dann, wenn die Infanterie schon dicht heran ist und bei der herr schenden Dunkelheit sind die Verluste bei den Angriffs truppen recht gering. Wenn wir die Kriegsgeschichte, die ja die beste Lehrmeisterin der Kriegskunst ist, durchforschen, so finden wir dort entscheidende und bedeutende Waffenthaten verzeichnet, die sich im Dunkel der Nacht abgespielt haben. Die Namen Hoch kirch, Tarutino, Podol, Noisseville, Villersexel, Belfort, Schipkaxaß, Kar« und Erzerum fordern geradezu auf, das Nachtgefecht in großem Maßstabe zu pflegen. Sogar die Kavallerie wird sich bei diesen nächtlichen Unternehmungen betheiligen, was um so bemerkenS- werther ist, da die bisherige Manöverpraxis diese Waffe am Nachtgefecht fast gänzlich unberücksichtigt gelassen hat, und doch wird der nächste Krieg auch Nachts an diese Waffe große Anforderungen stellen. Zwar ist die Möglichkeit, die Reiterei bei nächtliche» Unternehmungen zu verwenden, beschränkt, weil sie in hohem Maße von der Bodenbeschasfenheit und von dem Grade der Dunkelheit abhängig ist. Doch die Beispiele von Hochkirch, wo trotz starker Dunkelheit große Attaquen geritten wurden, von Laon, wo die Dorl'schen Reiter in Carribre attaquirten, und von Belgi Achmed (1877) zeigen un«, daß die Reiterei trotz Dunkelheit und Nebel bei entsprechender Führung erfolgreich verwendet werden kann. Namentlich wird da« Nachtgefecht auf solchen Kriegsfelder», die, wie da« französische, mit zahlreichen Festungen und Sperr fort» bedeckt sind, eine große Rolle spielen. E« muß daher in großen Verbänden durchgcsührt werden, um so auch dem höheren Truppensührer Gelegenheit zu geben, die taktische Seite desselben leichter zu erfassen, e« mit sicherer Hand durchzuführen und zu richtigen Entschlüssen zu gelangen. Wie sehr sich der Kaiser für den großen Nachtkamps interessirt, geht au« der Thatsache hervor, daß derselbe die große Nachtübung bei Metz selbst zu leiten gedenkt.