Volltext Seite (XML)
Amts- md Anzeigeblatt für den Erscheint _ « Abonnement -3LLS-- Wik des Lmlsgmchts Lidenflock SSZZ sertionSprei«: die kleinsp. . . ten, sowie bei allen Reich». Zeile 10 Pf und deffm Zlmgebung. P°st°nst-l en Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 4». z«yr,«««. SS. Donnerstag, den 24. August L8S3. Die in Gemäßheit von Art. II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt Seite 24b flg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des HauptmarktorteS Zwickau im Monat Juli c. fest gesetzte und um Fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Ge meinden resp. Ouartierwirthen im Monat August c. an Militärpferde zur Ver abreichung gelangende Marschsourage beträgt: 1t M. 03 Pf. für 50 Ko. Safer, 8 „ 40 „ „ 50 „ He« und 4 „ 20 ,, ,, 50 „ Stroh. Schwarzenberg, am 21. August 1893. Königliche Amtshauptmannschast. I. V.: »r. Anger, Bez-Ass. St. Bckaiiiitmachltng. Am 15. August ds. Js. ist der 3. Termin der diesjährigen städtischen Anlagen fällig gewesen. Zu dessen Entrichtung ist eine 3wöchige Frist nachgelassen, was mit dem Bemerken bekannt gegeben wird, daß nach Ab- lauf dieser Frist ohne vorhergegangene perfSnlich« Erinnerung da» Zwangsverfahren eingeleitet werden wird. Eibenstock, den 15. August 1893. Der Rath der Stadt. »i-. Körner. Beger. Bekaontmalkilng. Da« Ausschreiben vom 23. Juni d. IS., betreffend den Maschinensticker Wilhelm Anger hier, hat sich durch Auffinden des Leichnams erledigt. Eibenstock, den 21. August 1893. Der Rath der Stadt. KSrner. Hans. Hagesgeschichle. — Deutschland. Der vom vorigen Reichs tage nicht mehr erledigte Gesetzentwurf über das Auswanderungswesen soll in veränderter Ge stalt dem jetzigen Reichstage wieder vorgelegt werden. Böi der Umarbeitung sollen namentlich die von der polizeilichen Erschwerung der Auswanderung han delnden Bestimmungen, die bei den meisten Parteien schwere Bedenken erregt haben, berücksichtigt werden. Dies gilt namentlich von 8 21 des früheren Ent wurf», wonach jeder Auswanderungslustige von seiner Absicht, das deutsche Reichsgebiet zu verlassen, der Ortspolizeibehörde seines Wohnsitzes bezw. seines gewöhnlichen Aufenthaltsortes für sich und seine Familien-Angehörigen Anzeige zu machen hat. Die Behörde hat dann die bevorstehende Auswanderung öffentlich bekannt zu machen und erst nach Ablauf einer Frist von vier Wochen seit dem letzten Tage der Bekanntmachung ist dem AuSwandernden über letztere eine Bescheinigung zu ertheilen. Gegen diese Bestimmung ist von kundiger Seite eingcwendet worden, daß sie nur dahin führen würde, AuSwande- rungSlustige zu veranlassen, sich überhaupt nicht zur Auswanderung zu melden, sondern über den nächsten ausländischen Auswanderung-Hafen in See zu gehen. Ob man sich aber regierungsseitig dazu verstehen kann, den 8 21 gänzlich au» dem neuen Entwurf fortzulasscn, oder ob man eine Milderung der darin enthaltenen Vorschriften eintrelen lassen soll, unter liegt gegenwärtig noch der Erwägung. — Bezüglich neuer Marineforderungen be richtet die „Köln. Volkszeitung", daß der preußische Kinanzminister Miquel bei seiner Steuerreform 40 Mill. Mark über da» gegenwärtig vorliegende Be- dürfniß hinaus verlange; und zwar geschehe die», weil eine starke Vermehrung der Marine beabsichtigt werde. Die Marine soll so stark gemacht werden, daß sie die Ostsee beherrsche und auf der Nordsee die Offen sive gegen die französischen Schiffe ergreifen könne. Wenn dieser Plan thatsächlich unserer Marinever- waltung vorschwebt, würden auf viele Jahre hinaus außerordentliche Marineforderungen zu erwarten sein. — Die russische Grenze ist auf deutscher Seite der Choleragefahr wegen vollständig a b g e- sperrt worden. Nur an vier Stellen ist der Ueder- gang und auch dort erst nach ärztlicher Untersuchung gestattet. Indessen sind noch weitere Kontrolstationen in Aussicht genommen. — In der „Köln. Ztg." liest man: „Abermals läuft eine Geschichte von Soldatenmißhand lung, die den Betreffenden zum Selbstmord getrieben haben soll, durch die Zeitungen und wird von den radikalen Blättern benutzt, um gegen den „Militaris mus" aufzutreten. Wa» den Fall an sich anlangt, so gehört er noch nicht zu den schlimmsten, namentlich insofern, als die Mißbandlungen nicht von Vorgesetzten ausgegangen zu sein scheinen; in einzelnen Punkten werden auch offenbare Unrichtigkeiten erzählt, z. B. daß der Soldat wegen einer fehlenden Hosenschnallc mit fieben Tagen strengen Arreste« bestraft worden sein soll. Wer einigermaßen die militärischen Verhältnisse kennt, muß auch wissen, daß eine Strafe in solcher Höhe nur von den höheren Vorgesetzten verhängt werden darf und daß es bei diesen vollständig auS- schlossen ist, daß sie wegen einer fehlenden Hosen schnalle sieben Tage strengen Arrest geben. Wie dem aber auch sei, die Erzählung und manchmal mit unterlaufende Ucbertreibung solcher Vorgänge macht immer viel böse» Blut. Dieser, für die Militärver waltung recht unangenehmen Lage könnte am Besten vorgebeugt werden, wenn man sich endlich entschlösse, durch eine Aenderung des Militärgerichtsverfahrens das Dunkel zu heben, das nun einmal auf militär ischen Strafen und allem, was damit zusammenhängt, liegt. Man würde dann sehen, daß die Militär verwaltung im Grunde gar nichts zu verbergen hat, und man würde erkennen, daß eS mit dem Popanz, den man Militarismus nennt, gar nicht so schlimm ist. Gerade der Schleier, mit. dem sich unser Mili tärgerichtsverfahren umgiebk, dient dazu, die Phantasie aufzuregen und Dinge vcrmuthen zu lassen, die in Wahrheit gar nicht vorhanden sind. Und wenn man sich erst einmal zu dem Entschlüsse einer Aenderung aufraffte, würde man sehen, daß eS auch so nicht nur geht, sondern sogar viel besser geht." — Oesterreich-Ungarn. In Wien hat am Sonntag unter freiem Himmel eine Versammlung von 30,000 bi» 40,000 Arbeitern stattgefunden, die eine Resolution zu Gunsten de« allgemeinen Wahlrechts angenommen hat. ES ereignete sich dabei kein Zwischenfall. — In Brünn haben die Tschechen, gleich wie in Prag, ihren Feldzug gegen die deutschen Straßenschilder begonnen. Wie die tschechischen Blätter melden, hat der Landtagsabg. Or. Ottokar Prazak als Obmann der Beseda in Brünn von dem Hause der letzteren die deutschen Tafeln mit der Straßenbezeichnung abnehmen und durch tschechische ersetzen lassen. In gleicher Weise geschah diese Aus wechslung am tschechischen Theatergebäude in Brünn. — Schweiz. Bei der Volksabstimmung über da» Schächten (Schlachten der Thiere durch Blut entziehung ohne vorherige Betäubung) ist die An nahme des Schächtverbots mit 187,000 gegen 112,000 Stimmen und mit 12'/^ gegen ll'/, Kan- tonSstimmen erfolgt. — Frankreich. Das grauenhafte Blutbad von AigueS-MorteS spricht eine beredte Sprache! Bei dem letzten sozialdemokratischen Kongreß betonten alle Redner mit großem Nachdruck die Solidarität der Arbeiter, die brüderlichen Bande, welche sie, aller Unterschiede der Abstammung und Sprache zum Trotz, umschlössen. Die vielgepriesene Brüderlichkeit der Arbeiter hat sich wieder einmal al» eine leere Phrase erwiesen. Sobald die Lohnsrage nicht zwischen Arbeit geber und Arbeitnehmer, sondern zwischen den Ar beitern selbst spielt, hört die vielgepriesene Brüder lichkeit der Letzteren so vollständig auf, daß sie zur Mordwaffe greifen, um die Unterbietenden zu be seitigen. So geschah eS auch in AigueS - Morte«. Die Blutgier der französischen Arbeiter gegen ihre italienischen Genoffen findet eine beschämend einfache Erklärung: die Italiener sind billiger, sie arbeiten um geringeren Lohn und thun daher, überall, wohin sic kommen, den Einheimischen empfindlichen Abbruch. Sie können die« vermöge ihrer großen Mäßigkeit, ihrer Enthaltung von geistigen Getränken. Dabei sind sie fleißig, pünktlich, anspruchslos; sie kosten weniger und leisten mehr als Andere. Sie sind daher den anspruchsvolleren französischen Arbeitern eine unbequeme Konkurrenz, die beseitigt werden muß. Die französischen Arbeiter bedienten sich dazu eine» nicht« weniger al« brüderlichen Mittel«, denn sie schlugen ihre italienischen Konkurrenten einfach todt! In diesem brutalen Vorgänge zeigt e« sich wieder, daß die Franzosen, trotz ihre« äußerlichen Schliffe«, im Grunde eine gesühlSrohe, unverträgliche Nation sind, weil ihre nationale Eitelkeit und Selbstüber schätzung sie neidisch und rücksichtslos gegen alle ande ren Nationen macht. E« fehlt ihnen die wirkliche HerzenSgllte und selbst die Gutmüthigkcit, und an ihre Stelle tritt eine nervöse, hochfahrende Reizbarkeit und Alle« niederdrückcnde Selbstsucht. An dieser Untugend nimmt auch die französische Arbeiterklasse trotz aller internationalen Phrasen »heil und nirgends wird wohl dem fremden Arbeiter das Leben saurer gemacht, al« unter den angeblich an der Spitze der Civilisation marschirenden, für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit schwärmenden Franzosen. Das haben bisher die deutschen, belgischen und italienischen Arbeiter spüren müssen. Geradezu empörend ist eS, daß sich im vorliegenden Falle die französischen Be hörden die schwersten Unterlassungssünden zu Schulden' kommen ließen nnd dadurch das Gemetzel möglich machten. — Italien. Die Aufregung, welche durch das Blutbad in den Meersalinen von Aigues-Mor- tes hervorgerufen wurde, hat in ganz Italien einen außerordentlichen Umfang angenommen. Das in den Salzsümpfen de« Departement Gard vergossene Blut stachelt in den heißblütigen Bewohnern der apennini- schen Halbinsel da« Rachegefühl und nationale Be wußtsein zur heftigsten Leidenschaft an. Bis in die kleinsten Dörfer hinein herrscht allgemeine Wuth und Erbitterung. In Rom und in einigen Provinz städten kam e« zu lebhaften Kundgebungen, die sich gegen Frankreich richteten. Die Manifestanten ließen sich leider zu Ausschreitungen hinreißen; sie warfen mit Steinen gegen da« französische Botfchaftcrpalai» auf der Piazza Farnese und rissen vom französischen Priesterseminar Santa Chiarra da« päpstliche und doS Kardinalswappen herab. In Rom herrscht all gemeine Trauer über die Vorfälle in AigueS-MorteS und sind al« äußere« Zeichen derselben viele umflorte Fahnen ausgehängt. — Au» anderen Orten liegen folgende Drahtnachrichten vor: In Messina zog eine Volksmenge unter Verwünschungen gegen Frank reich vor da« französische Konsulat, riß da» franzö sische Wappenschild herab und verbrannte dasselbe. Die Demonstranten zogen daraus lärmend zum Thea ter und zerstreuten sich später. Da« französische Kon sulat wird durch Gendarmerie bewacht. In Genua verbrannte eine Volksmenge 12 einer französischen Pscrdcbahn-Gesellschafl gehörende Wagen. 2 Polizei soldaten wurden verwundet und mehrere Personen verhaftet. In Turin wurde während de« Concert» im königlichen Garten die königliche und die deutsche Hymne verlangt und unter großem Beifall gespielt.