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Amts- Md Anzeigeblatt für den «»scheint i e «bonnement öejirk des Amtsgerichts Libenltolti WML sertionSpreiS: die kleinsp. len, sowie bei allen Reich»- s <- >o« und dessm Umgebung. «-»,-1» Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 4». z«hr««««. — SS. Donnerstag, den 17. Augnst 18S3. Bekanntmachung. Am IS. August ds. Js. ist der 3. Termin der diesjährigen städtischen Antagen fällig gewesen. Zu dessen Entrichtung ist eine 3wöchige Frist nachgelassen, wa» mit dem Bemerken bekannt gegeben wird, daß nach Ablauf dieser Frist ohne vorhergegangene persönliche Erinnerung das Zwangsverfahren eingeleitet werben wird. Eibenstock, den 1b. August 1893. Dkl Rllth dkl Stlldt. »I-. Körner. Beger. Die noch rückständigen Schulgelder, Schul- und Gemeindeanlagen rc. werden auf da» dringendste zur sofortigen Abführung event. Einzahlung erinnert. Bei Nichtzahlung müssen solche executivisch eingehoben werden. Schönheiderhammcr, den 14. August 1893. A s Gtlsitisidcisi!!). Poller. Die Explosion auf der Polizeiwache in Spandau. Am 13. d. Mts. hat in Spandau eine Explosion stattgefunden, über deren Einzelheiten folgendes mit- getheilt wird: Sonntag gegen 10'/? Uhr Bormittags erschien auf der Polizeiwache am Markte der Schüler bergstraße 4 wohnhafte Arbeiter Schwark und ver langte den Polizeiinspektor Lindau zu sprechen. Er erzählte dann, daß er vor ca. Stunde ein Packet durch die Post erhalten habe, auS welchem feinkörniges Pulver riesele. Inspektor Lindau nahm das ungefähr 2b Ctm. lange und lb Ctm. breite Packet in die Hand aind stellte fest, daß eS laut Poststempel am Sonnabend, den 12. d. Mts., Morgens neun Uhr in Spandau auf die Post gegeben worden sei. Die Adresse lautete: An Here Schlosser Schwark Schüler bergstraße Nr. 4 1 Treppe hoch hier Spandau. Die Sendung war mit zwei Zwanzig-Pfennig-Marken frankirt. Der Polizeibeamte befühlte das Packet, wel ches, wie sich später ergab, aus dicker Pappe und weißem Papier zusammengesetzt war, und konstatirte, daß in demselben sich Pulver befand. AuS einer sehr kleinen Oeffnung, die sich in der Umhüllung befand, entnahm er ca. ein Viertelpfund Schießpulver. Um allem Unheil vorzubeugen, ließ Inspektor Lindau durch den Polizeisergeanten Grabow einen mit Wasser ge füllten Eimer in die Wache bringen und legte das verdächtige Packet in diesen hinein. Da die eine Seite des Packetes sich noch über Wasser befand, so nahm er einen Federhalter und stieß sie damit eben falls in das Wasser hinein. Kaum hatte der Polizei- Inspektor das Zimmer verlassen und war nebenan in sein Bureau gegangen, so erfolgte eine heftige Explosion, die da« Polizeigebäude erzittern machte. Das in dem Eimer befindliche Wasser wurde an die Decke geschleudert, während der Eimer selbst, seine« Inhaltes entleert, in der Richtung des L.'schen Bu reau« geworfen wurde. Die Feuersäule, die au« dem zerrissenen Packete schoß, war derartig intensiv, daß sie die etwa vier Meter hohe Decke völlig schwärzte. ES muß als ein Wunder betrachtet werden, daß der Polizeikommissar Klicm, der Polizei-Sergeant Gra bow und der Empfänger des Packet«, Schlosser Schwark, die sich in rem kritischen Moment im Zimmer befanden, unverletzt davon gekommen sind. Die so fort eingeleitete Untersuchung ergab folgende«: Auf einem Brette von Tannenholz war ein kleine« Pisto lenschloß angebracht. Der Hcch" diese« Schlosse« war gespannt und wurde durch eine Gummischnur in dieser Lage zurückgehalten. Zur Unterstützung der Schlagfeder im Schlosse war hinter dem Hahne eine L-Feder aus gelbem Messing-Draht ange bracht. Wäre nun das Packet geöffnet worden, so hätte die Schnur zerreißen müssen und der Hahn hätte mit bedeutender Kraft auf den Stift einer am Brette angebrachten Lefaucheux-Patrone geschlagen. Durch die Entzündung dieser Patrone mußte dann da« sie umgebende Pulver cxplodiren. Wahrscheinlich durch den Stoß, den der Polizei-Inspektor Lindau gegen da« Packet ausführte, oder aber durch ein los gelöste« Stückchen Holz ist die Schnur au« ihrer Lage gewichen, wodurch alsdann die Explosion erfolgt ist. Die erste Frage der Polizeibeamten an den Schlaffer Schwark, den Empfänger des Packet-, war nun die, ob er einen Menschen kenne, der Ursache hätte, seinem Leben nachzustellen. Schwark gab eine verneinende Antwort. Dem Inspektor Lindau fiel nun auf der Adresse da« Wort .Here," anstatt „Herrn" auf und der Beamte ließ die Worte fallen: „Na, das muß kein Deutscher gewesen sein, der die Adresse geschrieben hat." Jetzt erinnerte sich der Schlosser Schwark plötzlich daran, daß er vor längerer Zeit wegen rückständiger Miethe einen Streit mit seinem früheren Schlafburschen, dem etwa 28 Jahre alten Arbeiter Pikoczki, gehabt, daß dieser Spandau ver lassen habe und nach Kiel gegangen sei. Schwark aber glaubte nun, daß er Pikoczki vor einigen Tagen in Spandau wiedergeseben habe. Der Polizei- Kommissar Nach und der Polizeisergeant Böhm machten sich sofort auf, um den Aufenthalt des Pikoczki zu ermitteln und konnten sehr bald feststellen, daß in der Neuendorferstraße 11, bei der Frau Radazewski, ein Mann auS Kiel eingetrofsen war, der ausdrück lich gebeten habe, ihn polizeilich nicht anzumelden. Dieser Mann war der gesuchte Anton Pikoczki. Die Polizeibeamten trafen ihn in der Wohnung der oben- bezeichneten Frau Radazewski und durchsuchten sofort seine Kleider. In der Rocktasche fanden sie ein Packet Schießpulver aus der Fabrik von „Kramer u. Buchholz in Rönsahl und Rübeland". Die Körner des Pulvers stimmten genau mit denen deS vom Inspektor Lindau aus dem Packet entfernten über ein. Man ermittelte ferner, daß Pikoczki einen Koffer in der Bismarckstraße Nr. 6 beim Restaurateur Menzel abgelegt hatte. In diesem Koffer wurde eine (1-Feder au« Messingdraht gefunden, die genau der in der Höllenmaschine befindlichen glich. Außer dem wurden Gummischnüre zu Tage gefördert, wie eine solche in dem verhängnißvollen Packet angebracht war. In einer Schachtel, die im Koffer lag, befanden sich zerhackte Nickelftücke, so daß angenommen werden muß, daß diese als Geschosse verwendet werden sollten. Pikoczki, der seine That noch leugnet, ist sofort in Haft genommen und gefesselt worden. Er ist ein äußerst kräftiger, finster blickender Mensch. Hagesgeschichte. — Deutschland. Bereits in der Reichstags sitzung vom 24. November 1891 kündigte Staats sekretär v. Bötticher in Beantwortung einer Anfrage de« ZentrumSabg. Hitze an, daß die verbündeten Re gierungen die Absicht hätten, den Klagen über Miß stände im Lehrlingswesen und über den Mangel einer wirksamen Vertretung der Interessen de« Handwerkes durch eine Organisation de« gesummten Handwerke« in der Weise abzuhelfen, daß Handwerker- und Gewerbekammern errichtet werden sollen. Er deutete zugleich an, daß diese Kammern für die ein zelnen Bezirke eingerichtet werden würden und daß ihnen der gesammte Handwerkerstand dieser Bezirke unterstellt werden solle. Seitdem ist im Reichsamt de» Innern ein dahin gehender Gesetzentwurf auS- gearbeitet worden und es verlautet, daß die feste Ab sicht besteht, diesen Entwurf dem Reichstage nunmehr in der bevorstehenden Tagung zugehen zu lassen. E« sei daran erinnert, daß in Preußen bereit« für ein zelne Regierungsbezirke sogenannte Gewerberäthe ein, geführt sind, die aus vier Abtheilungen bestehen und in welchen die Landwirthschaft, die Industrie, der Han del und da« Handwerk vertreten sind. Von einer Wirksamkeit dieser Gewerberäthe oder Gewerbekammern hat man bisher wenig vernommen und es bleibt ab zuwarten, ob sich die lediglich der Vertretung des Handwerks dienenden neuen Gewerbekammern besser bewähren werden. — Berlin, 15. August. Der „Reichsanzeiger" schreibt: Unter der polnischen Arbeiterschaft im Osten Berlins sind in den letzten Tagen Erkrankungen an Brechdurchfall vorgekommen, von denen sich bei der bakteriologischen Untersuchung drei al« Cho lera herauSgestellt haben. Die Vermulhung spricht für eine Einschleppung aus Russisch-Polen. Seitens der Behörden sind sofort die umfassendsten Maßregeln ergriffen worden, sodaß die Erwartung berechtigt er scheint, daß der Gefahr einer weiteren Ausbreitung der Krankheit vorgebeugt ist. — Berlin. Jetzt wird auch von offiziöser Seite zu den Eigebnissen der Frankfurter Minister konferenz das Wort ergriffen. Von gut unter richteter Seite wird der „N. A. Z." geschrieben: Da« Ergebniß der Bcrathungen der Finanzminister in Frankfurt a. M. ist als ein in jeder Hinsicht be friedigende« zu bezeichnen. Die Anschauungen der versammelten Staatsmänner über die Nothwendigkcit einer Neuordnung der Reichsfinanzen und der finan ziellen Beziehungen de« Reich« zu den Einzelstaaten zeigten eine überraschende Uebereinstimmung. Aber — und hier ist das Bedeutsamere — nicht nur über die Nolhwendigkeit einer Reform, sondern auch über deren Ziele und Inhalt gelangte man in Frankfurt zur völligen Einigung. Nachdem diese Grundlage ge wonnen war, erwiesen sich im weiteren Verlaufe der Verhandlungen die Schwierigkeiten, welche einer Ver ständigung darüber entgegenstanden, auf welchem Wege man zu dem allseitig angestrebten Ziele gelangen könne, als nicht unüberwindlich. Gerade in dieser Hinsicht machte sich der Werth des unmittelbaren Gedankenaustausches geltend. Selbstverständlich tra ten gewisse Verschiedenheiten der Interessen hervor; aber wie die Minister der Einzelstaaten ihre Auf gabe nicht darin erblickten, Sondcrinteressen ohne Rücksicht auf da« Reichsinteresse zu vertreten, so wurde andererseits auch nicht versucht, die Interessen de» Reichs ohne billige Rücksichtnahme auf das In teresse der Einzelstaaten geltend zu machen. Der Ausgleich wurde überall um so leichter gefunden, als bei näherer Erwägung überall hervortrat, daß ein Gegensatz zwischen beiden Interessensphären nicht be steht, daß thatsächlich vielmehr die wohlverstandene» Interessen der Einzelstaaten in vollem Einklänge stehen mit den Interessen des Reich«. So hatte es anfang« den Anschein, al« ob c« vielleicht schwierig sein würde, über die Besteuerung de« Wein« und des Tabaks eine Verständigung herbeizuführen. Nichts destoweniger ist e« gelungen, auch in dieser Beziehung die Brücke zwischen Reich«- und LandeSintereffen zu schlagen und die Grundlinien der auSzuarbeitenden Gesetzentwürfe festzustellen. — Der .Reichsanzeiger" richtet folgende Mahn ung an seine Leser: Wir nähern uns den Tagen, in denen vor Jahresfrist der plötzliche Ausbruch und das schnelle Umsichgreifen der Cholera in Hamburg unser ganze« Vaterland in Angst und Schrecken ver setzte. Aehnlich wie vor einem Jahre wird auch jetzt auS den verschiedensten anderen Ländern (Rußland, Frankreich, Italien, Rumänien, Ungarn) berichtet, daß Choleraerkrankungen in wachsender Zahl zur Fest stellung kommen. Man darf sich infolgedessen nicht verhehlen, daß auch für Deutschland gegenwärtig der