Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den rSLSZ «Md des Amtsgerichts Libenfiock L-KLL fettion«prei«: die Neinsp. ten, sowie bei allen Reich«- M-I0PI und dessen Amgekung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 4«. Kahr««»«. TO. Donnerstag, den 3. August 18S3. Hagesgeschichle. --- Deutschland. Der Kaiser wird auf der Rückreise von CoweS am 8. oder 9. d. auf der Insel Helgoland eintreffen, um daselbst einer Schießübung beizuwohnen, die von den neu errichteten Batterien aus abgehalten werden soll. — Berlin, 3l. Juli.- Eine Mittheilung, die wir ohne Kommentar wiedergeben können, schreiben die „B. N. N.", enthält der gestrige .Vorwärts". Sie lautet: „Die französischen Genossen, die uns in unserem Wahlkampfe so treu zur Seite standen, haben jetzt selber einen Wahlkampf von entscheidender Bedeutung durchzufechtcn und die Proletarier aller Länder, die uns so werkthätig unterstützten, haben nun ihnen gegenüber die Pflicht der internationalen Solidarität zu erfüllen. Der deutsche Parteivorstand hat eingedenk dieser Pflicht 2500 Francs an die fran zösischen Brüder als Beitrag zu ihrem Wahlfonds zu schicken beschlossen." . . . — Aus Metz geht dem „Dr. Journ." folgende Zuschrift mit dem Ersuchen um Veröffentlichung zu: Die sämmtlichen Kriegergräber und Denkmäler bei Metz, Tausende an Zahl, werden auch in diesem Jahre in hergebrachter Weise am 15. August geschmückt, und wird daran anschließend gegen Abend eine Ge denkfeier für die Gefallenen in der denkwürdigen Schlacht bei Gravelotte veranstaltet werden. Die seit einer Reihe von Jahren in Metz bestehende „Ver einigung zur Schmückung der Kriegergräber" erbietet sich alle hierauf bezüglichen Aufträge auszuführen und werden besonders die Angehörigen, Kameraden und Freunde der bei Metz ruhenden Krieger gebeten, die für letztere bestimmten Kränze oder sonstige Aufträge rechtzeitig an den „Vorstand der Bereinigung zur Schmückung und fortdauernden Erhaltung der Krieger gräber und Denkmäler bei Metz" zu senden. Etwaige Geldsendungen jedoch, sei es für bestimmte Zwecke, oder für die allgemeine Gräberschmückung sind an die persönliche Adresse des Schatzmeister« Jonas zu richten. — Wie im vorigen Jahre scheinen auch in diesem die Rücksichten auf die bürgerlichen Verhältnisse zuletzt den Sieg über rein militärische Anschauungen davon tragen zu sollen. ES ist schon mitgetheilt, daß die Kaisermanöver in Württemberg und Baden wegen der dort herrschenden Futternoth im Einverständniß mit dem Kaiser nun doch aufgegeben seien und daß man sich mit den beiden Kaiserparaden bei Stuttgart und Karlsruhe begnügen werde. Man scheint sich demnach an der maßgebenden Stelle davon überzeugt zu haben, daß der in Württemberg und Baden leb haft geäußerte Wunsch nach Fortfall der Manöver in den thalsächlichen Verhältnissen begründet und durch aus nicht nur der Einfluß eines „Anti-MilitariSmuS" sei, wie dies jüngst in einer Zuschrift an die „Kreuz zeitung" au« Süddeutschland behauptet worden war. Daß Bemühungen im Gange sind, das geplante große Manöver de« l3. gegen da« 14. Armeekorps ganz au-fallen zu lassen, ist unzweifelhaft. ^Die werden von sehr einflußreicher Seite unterstützt und man glaubt, daß sie erfolgreich sein werden. Die Kaiser manöver in Lothringen würden davon in keiner Weise mitberührt werden. Sie sind derartig vorbereitet, daß der dortigen Lanbwirthschaft kein Nachtheil daraus entstehen könnte, und werden bestimmt adgehattcn werden. — Daß in den gewerblichen Kreisen Deutschland» im allgemeinen wenig Neigung vorhanden ist, an der nächstjährigen Antwerpener Weltausstellung theilzunehmen, war vorauSzusehen. Nunmehr hat auch eine Umfrage de« preußischen Handelsminister« bei der niederrbeinisch-westfälischen Großindustrie ein durch weg negatives Resultat ergeben. Von den 386 Mit gliedern de« alle Industriezweige umfassenden .Verein« zur Wahrung der gemeinsamen wirthschaftlichen In teressen in Rheinland und Westfalen" haben sich nur 5 bereit erklärt, in Antwerpen auszustellen, 1 Mit glied hat die Betheiligung zweifelhaft gelassen, 380 Mitglieder sind gegen die Ausstellung. In der „Nordwestlichen Gruppe de« Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller" wollen sich 2 Mitglieder an der Ausstellung betheiligen, die übrigen 87 Mitglieder haben eine Betheiligung an der Ausstellung abgelehnt. Im „Verein deutscher Maschinenbauanstalten", welcher 57 Werke zu Mitgliedern zählt, sind 56 gegen die Ausstellung, 1 Werk hat die Beiheiligung zweifelhaft gelassen. Somit ist eine irgendwie nennenSwerthe Bctheiligung seitens der niederrheinisch-westfälischen Großindustrie an der Antwerpener Ausstellung nicht zu erwarten, was bei der Häufung der Ausstellungs projekte auch garnicht Wunder nehmen kann. — Die offizielle Zusammenstellung der Stim menzahl, die bei den letzten Reichstagswahlen jeder der einzelnen Parteien zugefallen ist, wird noch geraume Zeit auf sich warten lassen. Inzwischen liegt eine private Zusammenstellung vor. Nach dieser haben die Konservativen rund 980,000, die Reichspartei 400,000, die Nationalliberalen 960,000, das Zentrum 1,200,000, die freisinnige Bolkspartei 590,000, die freisinnige Vereinigung 352,000, die süddeutsche Volks partei 165,000, die Antisemiten 340,000, die Sozial demokraten 1,700,000 Stimmen erhalten. Der Slim- menzahl nach ist also die Sozialdemokratie die stärkste Partei, darauf folgen Zentrum, Konservative, National liberale, freisinnige Volkspartei, Freikonservative rc. Zugenommen haben die Sozialdemokraten wie die Antisemiten um rund 300,000 Stimmen, die Konser vativen um 100,000. Verloren haben die Freisin nigen 220,000, die Natioualliberalen 200,000, die Reichspartei 70,000. — Frankreich. Die französische Presse äußert große Freude an dem ausgebrochenen deutsch-russi schen Zollkrieg, von welchem sie eine große Schä digung Deutschlands erwartet. Einzig der Sozialis mus werke aus der landwirthschaftlichen u. industriellen Krisis Vortheil ziehen. — Rußland. Die russische Regierung hat die Zollämter angewiesen, österreichisch-ungarische Maaren vom 1. d. an nach dem Minimaltarif, unter Ausschluß der besonderen Frankreich zugestandenen Begünstigungen zu behandeln; die reichsdeutsche Ein fuhr dagegen unterliegt dem Höchsttarif und einem denselben noch verschärfenden 50prozentigen Zuschlag. Loeale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 2. August. Am Spätabend des vergangenen Montag ereignete sich hier ein Unfall, welcher unter Umständen recht schwere Folgen nach sich ziehen konnte. Ein auf dem Heimweg begriffenes auswärtige« Geschirr schlug nämlich in Folge zu schnellen Fahrens am Brühl um, wobei die Insassen ziemlich unsanft auf die Straße geschleudert wurden, während das Pferd das Weite suchte, aber bald wieder eingefangen wurde. Wie wir erfahren, haben die be- trossenen Personen außer einigen Hautabschürfungen und leichten Fleischwunden größeren Schaden, nicht davongetragen, sodaß sie nach einiger Zeit in einem inzwischen herbetgcholten Wagen ihre Fahrt fortsetzen konnten. — Eibenstock, 2. August. Herr Consular- Agent H. I. Nason, welcher die vor beinahe zwei Jahren hier errichtete Consularagentur seit ihrem Bestehen leitete, verläßt in Kürze seinen hiesigen Wirkungskreis, um nach Amerika zurückzukehren. Mit großem Bedauern sehen ihn die geschäftlichen und ge sellschaftlichen Kreise unserer Stadt scheiden, da er durch sein liebenswürdige« und entgegenkommende« Auftreten nach jeder Richtung sich die allgemeinsten Sympathien erworben hat. Infolge mehrfach er gangener Anregung haben sich am Montag Abend eine ziemliche Anzahl Mitglieder der Gesellschaft Union, welcher Herr Nason auch angehört hatte, zu einem Abschied-commer« noch einmal mit dem Scheidenden zusammengefunden, wobei in manch trefflichen Worten den gegenseitigen Gefühlen Ausdruck gegeben wurde, welche diesseitig in dem Wunsche gipfelten, daß Herrn Nason auch in seinem neuen Wirkungskreis jenseits de» Ocean« da» Glück zur Seite stehen möge, während Herr Nason auf das fernere Blühen Eibenstocks und de« schönen SachsenlandeS, deren er nie vergessen werde, sein GlaS leerte. Möge Herr Nason au« dieser Abschiedsstunde, welche die Theilnehmer ziemlich lange zusammenhielt, auf seinen Weg die Ueberzeugung mitnehmen, daß er hier so manchen Freund zurück gelassen hat. — Dresden, 30. Juli. Im benachbarten Kaitz wurde die Bewohnerschaft durch einen gestern verübten Mord in nicht geringe Aufregung versetzt. Die Fabrikarbeiterin Ida Lina Leicht, ein 19 Jahre alte», in einer Chokoladenfabrik beschäftigtes Mädchen, wurde plötzlich von ihrem Geliebten, dem Zimmer mann Kaschel, der sie ein Stück Weges begleitete, von hinten überfallen und durch zwei Schüsse in die Brust und in den Kopf schwer verletzt, so daß sie bald darauf verstarb, obwohl gleich ärztliche Hilfe zur Stelle war. Der Thäter, ein 25jähriger Mensch, der verschmähte Liebe als Grund für seine That an- giebt, wurde bald darauf in einem Dresdner Gast hause festgenommen. — Dresden. Am 28. und 29. September dieses Jahres soll in Dresden der VIII. Deutsche evangelische Schulkongreß tagen. In den siebenziger Jahren zusammengetreten, um unserem Volke die evangelische Volksschule zu bewahren, hat der deutsche evangelische Schulkongreß seitdem sieben mal, zuletzt in Bielefeld und Erfurt, getagt und in seinen zahlreich besuchten Versammlungen kräftige- Zeugniß für die aus dem Geiste Or. Martin Luther« herausgeborene evang. Volksschule, für den Segen, der bisher aus ihr geflossen, für die ernsten Aufgaben, die ihr für die Zukunft gestellt sind, abgelegt. Die Freunde dieser Bestrebungen aus allen Ständen wer den zu den Versammlungen in Dresden herzlich ein geladen. Die am 26. und 27. September an dem selben Orte tagende luth. Konferenz wird hoffentlich auch vielen Geistliche» Veranlassung geben, an den Verhandlungen des Kongresses sich zu betheiligen. — Leipzig, 1. August. Fürst Bismarck wird Leipzig voraussichtlich nun doch noch besuchen. Wie berichtet wird, hat der Fürst bei der Durchfahrt in Göttingen dem dortigen Oberbürgermeister auf die Einladung, der Stadt Göttingen auf der Rück reise von Kissingen einen Besuch abzustattcn, erwidert, er würde dies ja gern thun, sei aber leider nicht im Stande, denn zunächst müsse er Leipzig besuchen, weil er enien Besuch daselbst fest zugesagt habe. Die geplante Reise der Leipziger wird dadurch also wahrscheinlich überflüssig, bestätigt sich aber die Meldung, so werden die Anhänger des Fürsten baldigst an die Vorbereit ungen zum Empfange de« Fürsten in Leipzig gehen müssen. — Zwickau, 29. Juli. In der heutigen Sitzung der zweiten Ferienstrafkammer hatte man wider den Waldarbeiter Robert Adolf Bretschneidcr, genannt Bochmann, au« Hundshübel wegen einfachen, im wiederholten Rückfalle verübten Diebstahls auf eine Gcfängnißstrafe von 9 Monaten und 6 Jahre Ehren- rechtSverlust zu erkennen. — Meißen, 29. Juli. Gestern Nachmittag trafen vier Radfahrer, Beamte aus München, hier ein, welche während der Ferienzeit fast ganz Deutschland bereist haben. Dieselben sind von Mün chen auS nach Augsburg, Ulm, Stuttgart, von da au« da« Neckarthal entlang, bi« Heidelberg und Mannheim, dann weiter nach Mainz, Koblenz, Köln, Elberfeld, Dortmund, Münster, Osnabrück, Bremen, Bremerhafen, Cuxhafen, Hamburg, Schwerin, Stettin, Berlin gefahren und trafen nach fast dreiwöchentlicher Reise gestern hier ein, um nach kurzer Rast nach Dresden weiter zu fahren. Von da aus ist die Fahrt nach Prag, Pilsen, Regensburg, Landshut und Mün chen geplant, welche bi« Ende nächster Woche beendet sein soll. — Annaberg, 1. August. Der deutsch-soziale Verein im 21. Reichstagswahlkreis hat den Beschluß gefaßt, die deutsch-sozialen Vereine Sachsen« auf den 20. August zu einem Sommerfest nach Schwarzenberg einzuladen. In Aussicht genom men sind Kommers am Vorabend, am Sonntag Nach mittag Festversammlung im Bade Ottenstein, sodann Festball, am Montag eventuell Ausflüge in die Um gebung. Al« Vertrauensmann ist Herr Uhlmann