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(5) Reihe von Perlen entsteht, die auf eine Schnur aufgezogen werden, entsteht das literarische Kunstwerk aus einer Reihe von Details, die, auf ihre Fabel aufgezogen, für die Wahrheit, Beweiskraft und somit für den Realismus des gesamten Werkes von entscheidender Be deutung sind. Leider ist es zur Zeit noch gang und gäbe, in bürgerlicher Tradition diese Details - seien damit nun ganze Szenen gemeint oder nur Szenenteile, Episoden, Verhaltensweisen der Figuren, deren Gesten, Sprache, Arrangement, Kleidung, kurz: was immer man geson dert betrachten kann - zu vernachlässigen. Sie, die der konkreten Wirklichkeit dee Lebens am nächsten stehen, aus ihr geschöpft wur den und diese Wirklichkeit im Kunstwerk vertreten sollen, werden von Autoren wie Regisseuren noch oft genug in Bausch und Bogen in einen vorgesehenen Zusammenhang eingeklemnt und müssen sich der Gesamtheit des Werkes, der Aussage, ohne Widerspruch beugen. Im guten Interesse der unmißverständlichen Tendenz werden sie zu einem Kontinuum zusammengeschweißt, dessen Bruchstellen solange auf Aussage poliert werden bis zum Schluß von ihrer brüchigen Wirklichkeit nur noch - wie Marx sagt - "formelle Glätte" (4) übrig bleibt. Bestrebt, die Aussagekraft ihres Werkes zu erhöhen, leisten diese Künstler im Dienst der Wahrheit ihrem Werk nicht viel mehr als einen wahren Bärendienst, denn durch falsche Behandlung der • Details, in denen allein das Kunstwerk konkret ist, begehen sie sich der Möglichkeit, ihre Aussage und Parteinahme zu konkretisie ren, sie beweiskräftig zu machen.