- 6 - ihre Mutter, die sich wieder und wieder die Hände in der Küchenschürze abwischte während sie starr durch mich hindurchsah. Mir wurde übel « Ich übergab mich auf die Erde zwischen und über die Füße der Leute neben mir; nie mand, der es sah und mich schalt. Eine Entwarnung hörten wir nicht. Nach Stunden wurde von draußen ans Tor geklopft, da war es mittags haibzwei Uhr. Man öffnete und ließ uns hinaus in einen schattenlos gelben Lichtschein. Alle liefen zu diesem Licht, überrannten und stießen sich und verloren die Richtung. Wir hielten uns an den Koffern der Eltern fest, wurden weggerissen. Mein Auge tränte, mir war etwas hineingeflogen, ich rieb und stand plötzlich allein, ging mit anderen Fremden weiter. Dann erst erkannte ich die Asphaltallee, die wir herauf- gekokimen waren und ging vor von Baum zu Baum bis ich an die ersten Häusermauern kam. Sie waren heil und fest, nur das Glas der Fenster lag auf der Straße zersplittert. Der Himmel drückte schwer auf mich mit gelbem Gewölk. Ich schrie, aber es gab nichts, daß so leise war wie meine Stimme, so ungehört wie meine Angst. Ich stand noch mit offenem Mund, da sah ich etwas von der Luft auf mich zuge tragen kommen. Ich lief die paar Schritte dahin wo es lag, es war ein herrliches Blatt Zeichkarton, etwas angesengt. Aber jetzt sah ich noch mehr davon liegen. Schreib- und Rechenhefte, einzeln und gebündelt, Kontobücher mit abge rissenem Deckel, Adress- und Notizheftchen, Kalender, Karten, Blöcke. Sicher war ein Volltreffer in das L a ger eines meiner Schreibwarengeschäfte gefallen. Ich sammelte und lief und sammelte. Mit den Papierstößen setzte ich mich hinter das H a us zwischen kahlgewehte Pusteblumen. Ich befühlte mein Papier, sortierte es, trennte mich von einigen zu sehr verschmutzten oder angebrannten Blättern. Dieses weiße herrliche Papier—- und ich war glücklich für einen M 0 ment.