- 5 - zerbrochen und abgespielt. An der Wand das Bild einer Winterlandschaft, braune Pfähle, gefrorenes Wasser, ein kaltes rosa. Er liebte es nicht. Im September kam für Eva ein Ferngespräche: Vom Zug aus hätte er ein Haus gesehen in einer Wiese mit hohem Gras an l1\ einem See gelegen - sie möchte doch sofort kommen. Das waren zehn Tage. Ballinger ging vor dem Hellwerden angeln mit dem halbwüchsigen Wirtssohn. Sie sahen dann Licht das Wasser leise überziehen, und die Sonne kam auf sie zu. Ballinger roch nach Erde und Feuchtigkeit, wenn er zum Frühstück heimkam. Sie saßen zu fünf an einem runden weiß gescheuerten Tisch, weiches Brot, Eier, Milch. Sie liefen beide durch das Tal, sangen ohne daß sie es wußten, kauten auf Gras, brachten Blüten, Käfer und Wurzeln heim. Sie Lagen auf der Wiese und schwiegen, fern der Zug. Die Vorlesungen begannen, Eva sah Ballinger Wochen nicht. Dann kam er, war gehetzt, schien sich für ein paar Tage zu verstecken, klagte über Müdigieit, über Kälte. Sie freuten sich, als im Februar das Licht schon länger blieb und am Morgen früher wiederkehrte. Sie konnten jetzt über alles sprechen, auch über das Kind und überden Tod. Er hatte seinen Sohn dreimal gesehen, nie auf eigenen V/unsch. Als sich Eva vor acht Jahren das noch Ungeborene nicht nehmen lassen wbllte, hatte sich Ballinger von ihr getrennt. Mit seinen ersten Berufserfolgen war er zurück gekommen, von dieser Frau erhöht und erniedrigt zugleich. In seinem Kind erkannte er seine Bewegungen, seine Gesichts züge sahen ihn an. Das nahm ihm die Sicherheit, denn er konnte allen Problemen begegnen, nur nicht sich selbst. Er starb in einer Kaffeestube. Er hatte allein an einem rundem Marmortischchen gesessen, sein Kopf fiel vornüber. Eine Kellnerin eilte hinzu. Die Gäste gingen hinaus. Ballinge ger lag in der Hinterstube auf dem Sofa, die Augen geöffnet mit Angst. Da war es zu spät.