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Er hatte nicht geheiratet, einmal vertsand er alles Ge fühlsleben zu unterdrücken, weil in ihm die Gefahr einer menschlichen Verpflichtung liegen könnte, zum anderen gab es in seinem Leben zwei Frauen, zwischen denen er sich in vierzehn Jahren nicht zu entscheiden vermochte. Eie erfuhr eine etwas von der Existenz der anderen, und als sie sich Her der Beerdigung hätten begegnen können, standen sie neben« einander und waren sich fremd. II Felicitas war Ärztin wie Ballinger; er hatte sich nach der Assistenzzeit der wissenschaftlichen Medizin zugewandt, sie wurde Fachärztin für Chirurgie. Ihre kurzen Bewegungen lie ßen an den Flatterflug eines kleinen Vogels denken, geschäf tig und eilig, ein wenig geschwätzig. Der Vater war Post bote gewesen auf dem Lande, die Mutter zog nach seinem Tode zur Tochter in die Stadt. Sie hielt das weiße Haus mit Gärt chen sauber und gab ihm eine gepflegt freundliche Atmos phäre, die Ballinger liebte. Gegen seine Besuche hatte sie nichts, täglich wischte sie den Staub von seinem Foto auf dem Schreibtisch, en face, scharf, großporig, strähniges Haar glatt zurückgekämmt, die hellen Augen sahen in das Objektiv. Er brachte Gladiolen, die sie gern hatte. Als Fe mit ihm noch nicht lange zusammen war, wurde ihr Verschulden bei einer acuten Appendicitis durch eine anfängii lieh falsche Diagnose nach-'gewiesen. Sie lief abends noch zu Ballinger, ihn um Beistand zu bitten. Erst am anderen Tag mittags kam sie zurück aus der Klinik. Ballinger war nicht gekommen, er hätte Arbeit an einem Buch. Sie wurde anders, lebhafter, oft von einem nervösen Ge hetztsein ergriffen, zu Ballinger sachlich agressiv. Diese anstrengende Arbeit in der Klinik, täglich Brüche, Blind därme, Gallen- und Hierensteine wie sie sagt. War sie zu I?,. s Hause, lief das Bild im Fernsehapparat, Stimmen und Musik mußten überall hin zu hören sein, Stille begegnete ihr in