Wie ein nächtlicher Fisch im Fluß schwimmt der Zug auf dem Gleis, nur in den beleuchteten Bahnhöfen über den Weichen schreckt er zusammen. Dann beruhigt er sich wieder und gleitet weiter durch das flache Land dem fernen Horizont zu. Im Abteil sind nur die Schlaflampen eingeschaltet. Ihr spärliches Licht vermischt sich über die Glas scheiben hinweg mit dem Dunkel draußen zu etwas Milchkaf f efarbenem. Die Frau am Fenster hat den köpf ins Polster zu rückgelehnt und hält die Augen geschlossen. Seit vielen Bahren fährt sie zum ersten Mal weit fort. Sie ist schon lange unterwegs. Zu Hause hat sie alles so verlassen, wie sie es sich immer vorgenömmen hatte, wenn sie einmal eine große Reise unternehmen wird. Die Wohnung ist auf geräumt,und das Bett ist frisch bezogen mit der noch unbenutzten weißen Bettwäsche. Sie hat zwei Mal zugeschlossen und den Schlüssel bei der Nach barin in einem verschlossenen Briefumschlag hinter legt . Im Briefumschlag ist auch ihr Testament. Viel besitzt sie nicht, und sie weiß, daß man sich darum nicht streiten wird. Die is inder sind längst aus dem Haus und haben ihr eigenes Auskommen, ober sie mag keine Nachlässigkeit. Alles muß seine Ordnung haben, dachte sie, bevor sie es schrieb.