- 4 selten und wenn, dann mehr als Begriff des Göttlichen des höchsten für die Menschen Erreichbaren. Wenn Goethes Werke heute noch so eine große Bedeutung haben, so ist es gleichzeitig der Beweis, daß sein Schaffen dem Dies seitigen, dem Mensch und dessen Stellung zur Natur gewidmet war Goethes Haltung der Natur gegenüber war immer freundlich und ausgeglichen. Das wird klar, wenn er sagt: "Die Natur hat mich hereingestellt, sie wird mich auch herausführen ! Ich vertraue mich ihr f Sie mag mit mir schalten !" Das ist ein volles Ein verständnis mit der Natur, ein Anpassen an ihre Gesetze, ein Zu friedensein mit ihr und sich selbst, und es ist so, als klingt das "tiber allen Gipfeln ist Ruh" in diesen Zeilen mit. 46 Jahre nach dem Fragment "Die Natur" (1828) schreibt Goethe: "Diesem Aufsatz fehlen die zwei großen Triebräder aller Natur, die Begriffe von Gegensätzlichkeit und Steigerung. Weil aber die Materie nie ohne Geist, der Geist nie ohne Materie exis tiert und wirksam sein kann, so vermag auch die Materie sich zu steigern, so wie sichs der Geist nich nehmen läßt, anzuziehen und abzustoßen." Das ist eine klare Absage an den Dualismus, der ja den Geist von der Materie trennt und gleichzeitig ist es eine Erkenntnis, das leben mit der Natur im Ganzen zu sehen. Der Claube an die Steigerung der Materie ist eine Parteinahme für alles Positive sich Entwickelnde und eine Verurteilung alles Dekadenten - ist echter Goethescher Optimismus, der Grundtenor in seinem Lebens werk - dem "Faust". Etwas von der Verständlichkeit Ich hatte gleich am Anfang davon geschrieben, daß es Goethe be sonders dem Künstler nahe legt, die Natur in ihrer Schönheit er kennbar zu machen. Dies ist selbstverständlich nicht so aufzu fassen, daß der Künstler die Ergebnisse der Naturforschung in ein poetisches Gewand gekleidet vorlegt, sondern daß er eben die Natur in ihrer Schönheit besingt und daß er dafür Ausdrucks mittel findet, die dem Volke verständlich sind. &ehpi-f t -5-