-46- "Positiver Zug? Soll ich dir mal was sagen? Ganz privat? Ich finde es einfach schäbig, daß er jetzt tut, als ginge ihn das nichts an, was seine Frau tat. Er befolgte doch sonst auch so getreulich ihre Ratschläge. Damals, als es zur Sprache kam, daß unter seiner Leitung während des Krieges bei einer Explosion vier Fremdarbeiter ums Leben kamen, redete er sich damit heraus, daß seine Frau ihn in einer höheren Position sehen wollte...” ”Sei nicht ungerecht”, unterbrach sie ihn in seinem Zornes- ausbruch. ”Du erzähltest mir auch, daß Gräupner nicht allein schuld war, sondern die Werkleitung ihn dazu zwang, den Auftrag schnellstens durchzuführen, wobwohl die Versuchsreihe nicht abge schlossen war. ” ”Na ja”, räumte er ein. ”So war das in der Versammlung rausge kommen. Aber wenn ich nicht will, lasse ich mich auch von keiner Werkleitung zur Eile zwingen. Gräupner wollte eben mal wieder die erste Geige spielen - wie immer.” Dann fragte er: "Würdest du dich etwa von mir distanzieren, wenn ich etwas täte, wofür ein Paragraph im Gesetzbuch steht?” Sie überlegte, einen Atemzug zu lange, dann antwortete sie: ”Es käme darauf an.. ” ”Ja oder nein, Eva?” "Quäl mich doch nicht mit solchem Unsinn, Michael. Du wirst nie etwas tun, was nicht richtig ist. Schon mir zuliebe nicht.” Er erhob sich und ging um den Schreibtisch herum, bis er vor ihr stand. "Bist du dessen so sicher?” Ohne zu überlegen sagte sie: "Ja, das bin ich.” Er sah die müden Fältchen um ihre Augen und dachte: Kleines Mädchen, du hast es ohnehin schwer genug und ich alter Esel mach dir noch das Leben schwer. Du kannst ja nichts dafür, daß