-42- gehörten ihr allein. Sie fragte: ''Kommst du heute, Michael?" Er konnte es nicht genau versprechen, "...du weißt ja, der Versuch, mir fehlt jede Minute. Und du bist ja vernünftig." "Ja", sagte sie. Vielleicht war es gut, wenn sie noch ein wenig Aufschub hatte, ein wenig Zeit zum Nachdenken. Automa tisch legte sie den Hörer auf die Gabel. Diesen Abend werde ich also wieder allein sein, dachte sie. Sie nahm sich vor, noch einmal alles gründlich zu überlegen, ohne verzweifelte Wartegedanken, die alle Klarheit verwischten. Vorerst schob sie das Nachdenken zur Seite, wie man eine Arbeit weglegt, die später gemacht werden soll. Sie nahm sich eine Akte vor, auf die der Vorsitzende den Vermerk 'Verwerfungs beschluß' angebracht hatte. Nun vertiefte sie sich in das Aktenstudium, als sei es eine Entscheidung von weltweiter Be deutung. Dabei handelte es sich tatsächlich um den Diebstahl von Kaffeebohnen in einem Selbstbedienungsladen, wie Michael ihr einmal spöttisch vorgeworfen hatte. Doch wie man die Sache auffaßte, das war wichtig. Die Frau hatte selbst ein gutes Einkommen, ihr Mann war Abteilungsleiter. Und der Rechts anwalt schrieb noch etwas von 'versehentlich#' eingesteckt. Der Gedanke an den Rechtsanwalt, der solche Sachen noch be mänteln wollte, trieb ihr die Röte ins Gesicht. Wenn Michael diese Fälle kennen würde, ob er sie dann immer noch in einem Anwaltskollektiv haben möchte? Was wird er nur sagen, wenn ich ihm von der Versetzung er zähle, dachte sie. Sicher wird er wieder auf die Funktionäre schimpfen, die 'vorn grünen Tisch aus' alles regeln und davon überzeugt sind, daß sie alles richtig machen. Leider hatte er in ein paar Fällen selbst erfahren müssen, wie bürokratisch