- 38 - überlegte sie, ob sie alles genau so wieder tun würde, wie es geschehen war in dieser Seit, die zwischen zwei Sommern lag wie in einer Klammer. Die Berufungsverhandlung war nicht sonderlich interessant. Eva kannte genau, was in der Akte stand, obwohl sie in dieser Verhandlung weder den Vorsitz führte, noch Berichterstatterin war. Sie sah es als ihre Pflicht an, auch als beisitzende Richterin über jede Sache genau unterrichtet zu sein, als 'wäre es die einzige Entscheidung, die sie jemals in ihrem Leben zu treffen hätte. An diesem Tage saß sie jedoch teilnahmslos am Richtertisch und das Plädoyer des Verteidigers rauschte an ihren Ohren vorüber als würde es in einem entfeinten Zimmer gesprochen. Der Gedanke, wann endlich sie mit Michael über ihre Ver setzung sprechen würde, quälte sie. Gestern hatte sie dazu Anlauf genommen, ihm alles zu sagen. Sie war es eigentlich gewöhnt, umsonst auf ihn zu warten. Aber gerade an einem Tag, an dem man sich darauf vorbere itet r etwas zu tun, fällt das Warten besonders schwer und man ist maßlos enttäuscht. Sie hatte tagsüber immer wieder in Gedanken die Worte wiederholt, die sie ihm sagen würde. East auswendig kannte sie die Argumente, die sie seinen Einwänden entgegen halten wollte. Dann stand sie am Eenster und wartete. Jedes Motorrad, das in der Kurve scharf bremste, hielt sie für das seine und selbst als die Dunkelheit hereinbrach, lauschte sie mehr als daß sie etwas erkennen konnte, nach der nur ihr bekannten Art, wie Michael vor der Haustür den Motir zum Schweigen brachte. Sie hatte es ja hundertemal erprobt und